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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry
Autoren: Walter Mosley
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blutdürstige Räuber gewesen, die fern vom Menschen mit seinen unbedeutenden Sorgen lebten. Ich starrte sie an und spürte eine Leere in meiner Brust, die einem Gefühl von Betörung und Vernarrtheit gleichkam. Ihre Freiheit beschwingte mich.
    Ich verbrachte einige Zeit in den Ausstellungsräumen, voller Neid auf die Tiere und ihr instinktgesteuertes Dasein. Hin und wieder kam ein Pulk Kinder vorbei, lachte, staunte ehrfurchtsvoll und spielte herum. Ich hörte sie, aber meine Augen folgten ihren Bewegungen, als herrschte völlige Ruhe um mich herum. Es war genau die Ruhe, die in Jos Wohnzimmer geherrscht hatte, während sie Johnny Fry in die Augen sah und er in sie eindrang, sich zurückzog und wieder in sie eindrang.
    Zwei junge Mädchen sahen verstohlen zu mir herüber und kicherten. Eine der beiden war kräftig gebaut und trug einen meergrünen Pullover. Sie hatte rotbraune Haut wie Robert, aber ihr Haar war blond. Ihre Freundin trug ein rosafarbenes, enges schulterfreies Top ohne BH und brauchte auch keinen. Sie war weiß, aber nicht europäischer Herkunft, flüsterte und kicherte und starrte auf meinen Schritt.
    Da merkte ich, dass ich über die Gedanken an Jo und Johnny eine Erektion bekommen hatte.
    Ich drehte mich weg, lief einen langen Gang hinunter und bog in einen Saal voller Fische, wo ich mich mit einer wenig eleganten Bewegung so hinstellte, dass mein steifes Glied nicht so gut sichtbar war.
    Danach verließ ich das Museum, ging zum Columbus Circle und anschließend die Seventh Avenue mit ihren Delis, Elektronikgeschäften, Hotels und Touristenläden hinunter.
    Irgendwo zwischen der 50. und der 42. Straße kam ich an einem Sexshop vorbei. Ich war fast schon vor dem nächsten Laden, drehte aber noch einmal um. Ich ging hinein und lief an den Regalen voller Porno-DVDs entlang. Die Filme waren nach Themen geordnet. Es gab Schwarz, Gemischtrassig, Amateur, Asiatisch, Sado-Maso, Anal, Abspritzen, Bi, Tierfreunde, Transo, Gay, Lesbisch und etliche Meter mit einfachem, gewaltfreiem »weißem« Sex. Direkt über dem Blümchensex stieß ich in der kleinen Rubrik Features auf einen Film, in dem es um eine Frau namens Sisypha Seaman ging. Es war die Geschichte einer Frau, die eine Affäre mit einem jungen Kerl anfing und von ihrem Ehemann in flagranti ertappt wurde.
    Ich hatte noch nie so einen Film gekauft. Was nicht daran lag, dass ich nicht gewollt hätte, aber ich hatte mich immer geschämt, mit so etwas zur Kasse zu gehen. Ich hatte Angst, dass da womöglich eine Frau stand, die mich höhnisch angrinste, weil ich mir solche Filme ansehen musste, statt mir eine Freundin zu suchen und eine echte Liebesbeziehung zu haben. Ich hatte eine Freundin, aber das würde sie nicht wissen, und wie konnte ich es ihr erklären, ohne wie ein erbärmlicher Lügner zu klingen?
    An diesem Tag hatte ich keine Angst. Ganz und gar nicht. Ich ging mit der Sisypha-Sage zur Kasse, wo ein Inder hoch über allem thronte, damit er sehen konnte, was zwischen den Regalen vorging.
    »Ja, Sir«, sagte er mit einem leichten Singsang in der Stimme. »Ist das alles, Sir?«
    »Ja, das ist alles. Wie viel macht das?« Ich wurde nun doch nervös. Hoffentlich kam niemand herein, der mich kannte.
    Statt mir zu antworten, griff der Angestellte nach einem Mikrofon und rief etwas, auf Hindi, wie ich annahm. Er las eine Nummer vor, die auf der Hülle stand, und blickte erwartungsvoll den breiten mittleren Gang hinunter.
    Die gläserne Vitrine vor der Kasse lag voll mit pornografischen Leckerbissen: bananenfarbenen Plastik-Dildos, Schachteln voller Kondome und Tuben mit Gleitmitteln für den Analverkehr. Ich fragte mich, ob Johnny seine Kondome und Gleitmittel in einem Laden wie diesem kaufte.
    Während ich darüber noch nachdachte, kam ein junger Mann, ebenfalls Inder, aus dem hinteren Teil des Ladens gelaufen und hielt eine silberglänzende, unbeschriftete DVD in der Hand.
    Der junge Mann war klein und dünn. Er trug eine schwarze Baumwollhose, schwarze Tennisschuhe und ein weißes Hemd, das bis oben zugeknöpft war. Er reichte die DVD seinem Kollegen hinter der Vitrine.
    »R-32i-66-a«, sagte der junge Mann.
    Der auf seinem Podest stehende Angestellte tippte die Nummer in die Kasse und sagte: »Achtunddreißig Dollar und einundfünfzig Cent, Sir.«
    Ich bezahlte bar, passend.
    Der Kassierer schob die DVD in die Hülle und wickelte sie in eine braune Papiertüte. Das Päckchen steckte er in einen dünnen Plastikbeutel, auf dem beidseitig I LOVE NEW
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