Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
erinnerte er die Besucher und bedeutete Tennant mit einem Blick, das Detektorfeld wieder zu verlassen.
    Dawill holte tief Luft und mu ss te unwillkürlich husten. »Wir sind«, erklärte er, während er sich mit der flachen Hand auf die Brust klopfte, »an den ältesten Aufzeichnungen interessiert. Wir interessieren uns für die Ursprünge der Menschheit.«
    Bruder Gralat tauschte einen raschen Blick mit Bailan, der vordergründig eine Aufforderung war, das Detektorfeld zu betreten. Aber der Novize konnte darin ein mühsam unterdrücktes Lächeln erkennen: die Ursprünge der Menschheit!
    Wie originell!
    Jeder, der das Pashkanarium betreten wollte, gleich, ob er dem Orden angehörte oder nicht, mu ss te ein Detektorfeld passieren. Das war unumstö ss liche Regel. Genauso unumstö ss lich wie die Regel, jeden Sucher mit seinem Anliegen ernst zu nehmen. Aber die Ursprünge der Menschheit waren nun einmal mit Abstand das beliebteste Thema. Bailan mu ss te grinsen, während das Detektorfeld um ihn und in ihm zu flüstern schien.
    Bruder Illatu hatte ein komisches Talent, konnte einen zum Brüllen vor Lachen bringen, einfach indem er sich hinstellte mit harmlosem Gesicht und gro ss en Augen und sagte: »Guten Tag, ich suche die Erste Erde…«
    Bruder Gralat mu ss te in diesem Augenblick bestimmt ebenfalls an Hiatus Witze denken, aber er beherrschte sich mustergültig, führte die Gepäckkontrolle zu Ende und nickte mit einigerma ss en ernsthaftem Gesichtsausdruck dazu. »Die Ursprünge der Menschheit. Ein gro ss es Thema…«
    Bailan platzte fast, er mu ss te sich wegdrehen. Das war von Bruder Illatu! Genauso ging es bei dem auch immer weiter!
    »Ja«, erwiderte Dawill, während er seine Habseligkeiten wieder in seine Tasche stopfte. »Ich wei ss .« Tennant sagte nichts. Er hatte genau so ein Kombinationsgerät wie Dawill auch.
    »Im Pashkanarium«, erklärte der Pfortenwächter, »sollen sich Suchende nur in Begleitung eines Angehörigen unseres Ordens bewegen. Es ist ein gro ss er und komplizierter Bau, in dem man sich ohne weiteres unrettbar verlaufen kann. Bruder Stern wird Euch in den Innersten Ring führen, der die ältesten Dokumente über die Menschheit enthält, und dort zu den Bereichen, die Euch interessieren. Der Novize, der Euch bisher begleitet hat, ist weiterhin für Euer leibliches Wohl zuständig, er wird für
    Unterkunft und so weiter sorgen… Bailan, du kannst jetzt das Detektorfeld verlassen. »Oder glaubst du, es ersetzt die Dusche?«
    Dawill und Tennant sahen einander verwundert an, als die beiden Ordensleute über diesen dürftigen Witz in schallendes Gelächter ausbrachen.
    Bruder Stern war ein mageres altes Männchen, dem die Ordenskluft um die Knochen schlackerte, vor allem, weil er sich auf eine fahrige, abgehackt wirkende Weise bewegte. »Der Innerste Ring, a ja. Verstehe«, sprudelte er los und nickte heftig mit dem Kopf dabei. »Dann hole ich uns mal einen Wagen, nicht wahr? Das ist weit. Zu weit zum Laufen. Besser, wir nehmen einen Wagen.« Sprach’s und verschwand um die Ecke wie eine Flinkratte.
    Der Pfortenwächter runzelte die Stirn. »Ich hatte ihm gesagt, da ss Ihr einen Wagen braucht… Na ja.«
    Sie standen in dem breiten Gang, der hinter der Pfortenkammer parallel zur Au ss enmauer verlief. Es roch schon so, wie es überall im Pashkanarium roch - nach Staub, nach Leder, nach Jahrtausenden von Wissen.
    »Jedenfalls«, fuhr Bruder Gralat fort und bedachte die beiden Sucher mit seinem wohlwollendsten Blick, »wünsche ich Euch, da ss Ihr finden mögt, wonach Ihr sucht.«
    »Danke«, sagte Tennant und hüstelte.
    »Ich bin sicher, da ss wir das werden«, setzte Dawill mit einem Nicken hinzu. Bailan meinte, den Schatten eines spöttischen Lächelns über sein dunkles Gesicht huschen zu sehen, so, als sei diese Bemerkung doppeldeutig gemeint gewesen, aber wie hätte sie das sein können?
    Ein Surren wurde hörbar. Aus der Tiefe des Gangs kam Bruder Stern mit einem viersitzigen, elektrisch angetriebenen Wagen angebraust, rumpelte über die ausgetretenen Bodenplatten. Ein kleines spiegelndes Metallteil an der Lenkung blitzte immer auf, wenn er an einer der trüben, gelben Wandlampen vorbeifuhr.
    »So«, machte er und brachte das Gefährt vor ihnen zum Stehen. »Alles eingestiegen und los geht’s! Ist viel bequemer so, oder? Auf, auf, worauf wartet Ihr?«
    Während sie einstiegen und Dawill unaufgefordert neben dem Fahrer Platz nahm, klopfte der Pfortenwächter Bruder Stern auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher