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Quest

Quest

Titel: Quest
Autoren: Andreas Eschbach
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unmerklich, kamen die ersten Echos zurück, rollten mit so langer Verzögerung heran, von so weit entfernt, da ss das Gehirn schier durchdrehte.
    »Unglaublich«, hauchte Dawill. »Man hat mir davon erzählt, aber es zu sehen, ist wirklich… wie soll ich sagen…?«
    Bruder Stern hielt mit vollem Tempo geradewegs auf die Pforte zu, die man nach dem Ausbau des Äu ss ersten Rings so erweitert hatte, da ss Fahrzeuge sie passieren konnten. »Weiter innen werden die Hallen kleiner«, verkündete er. »Aber auch die kleinen sind noch ganz schön gro ss , das kann ich Euch sagen!«
    Auf halber Strecke legten sie eine Rast ein, setzten sich in einen leeren Versammlungsraum und verzehrten den Proviant, den Bruder Stern in einem Korb mitgebracht hatte.
    »Riecht seltsam hier«, meinte Dawill und musterte die kahlen Wände. »Als wäre seit Jahren niemand hiergewesen.«
    Bruder Stern nickte so heftig, wie er kaute. »Ist bestimmt so«, brabbelte er mit vollem Mund.
    Er achtete darauf, da ss die Beleuchtung abgeschaltet und die Tür wieder geschlossen wurde, ehe sie weiterfuhren.
    Schlie ss lich erreichten sie den Innersten Ring. Nach den Dimensionen, an die man sich in den äu ss eren Ringen gewöhnt hatte, kam einem hier alles sehr übersichtlich vor. Die Portalhalle war immer noch gro ss , gewi ss , aber höchstens dreimal so gro ss wie der Thronsaal des Rantap. Die Gänge waren immer noch lang, gewi ss , aber immerhin konnte man nun bei denen, die parallel zum Ringwall verliefen, eine Krümmung erkennen.
    Zugleich jedoch war einem alles seltsam fremd, atmete ein Alter, das einen frösteln lie ss . Türen truge n Aufschriften in alten, vergessenen Sprachen, in noch nie gesehenen Schriftzeichen.
    Man fa ss te an Wände aus massivem Sinit, jenem Gestein, das die Dichter als Metapher nahmen, wenn sie die Ewigkeit besingen wollten, und hatte nachher Felsstaub an den Fingern.
    »Ich wei ss nicht«, hörte Bailan Tennant murmeln. Dawill legte seinem Begleiter daraufhin die Hand aufs Knie, sagte aber nichts.
    Auch Bailan wurde jedesmal, wenn er in die Inneren Ringe kam, von einer eigenartigen Erregung erfa ss t. Von au ss en bis hierher zu fahren war, als mache man eine Zeitreise, und der Innerste Ring war so alt, da ss man nicht anders konnte als zu glauben, da ss sich im Innersten, im Allerheiligsten, der Anfang aller Zeit finden mu ss te. Wäre es nach Bailan gegangen, hätten die Sucher, die nach den Ursprüngen der Menschheit fahndeten, in hellen Scharen kommen können. Er würde nicht müde werden, sie hierher zu begleiten.
    Sogar Bruder Stern wurde ein wenig ruhiger, zumindest für seine Verhältnisse. Er fuhr sie mit dem Elektrowagen so weit, bis die Gänge zu eng für Fahrzeuge wurden, und lie ss sie aussteigen.
    »Also, wie gesagt, Bailan wird sich um Euch kümmern«, meinte er dann, mit den Unterarmen auf die Lenkung gestützt und müde wirkend. »Er kann Euch sagen, wo welches Archiv zu finden ist und so weiter. Und die Zimmer und Waschräume, nicht wahr, Bailan?« Er zwinkerte wild mit den Augen.
    »Alles klar«, nickte Bailan.
    »Vergi ss nicht, euch bei der Küche anzumelden«, erinnerte der Alte ihn und grinste die beiden Zentralweltler an. »Sonst kriegt ihr nichts zu essen, und die nächsten Sucher finden dann eure Skelette in den Bibliotheken…!« Unter wieherndem Gelächter brauste er mit seinem surrenden Karren davon.
    Da standen sie nun mit ihren paar Habseligkeiten. Die Stille und die Vorstellung, wieviel gemauertes Gestein auf ihnen lastete, konnten einen schier erdrücken.
    Dawill räusperte sich und deutete mit einer Handbewegung in die Richtung, in die Bruder Stern davongefahren war. »Sagte der Pfortenwächter nicht, da ss er … ich meine…?«
    »Ich kenne mich hier gut aus«, beeilte sich Bailan zu versichern. »Wirklich. Und wenn Ihr eine Übersetzung benötigt, wei ss ich auch, welcher Bruder welche der alten Sprachen beherrscht.«
    »So.« Der stämmige Mann schien nicht restlos überzeugt. Er nagte ein wenig an seiner Unterlippe, musterte Bailan und sah wieder den Gang entlang. »Er macht auf deine Kosten frei, oder wie sehe ich das?«
    Bailan zögerte. Wie sollte er das erklären? Es war offizielle Regel, da ss Sucher im Pashkanarium von einem Ordensbruder betreut wurden. Also hatte der Pfortenwächter das so formulieren müssen. Sollte er, der Novize, ihnen nun sagen, da ss man Sucher, die sich für Themen wie den Ursprung der Menschheit interessierten, nicht für voll nahm? Da ss sich diese
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