Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
Informationen auf den Sticks sind so umfassend, dass sie das gesamte Gewirr aus Abhängigkeiten zwischen den Herren Brunner, Schlickenrieder und Stangassinger erklären werden. Aber Rieger war so geschickt, die Hintergründe für sich zu behalten. Das wissen Sie, Ihr Vorgesetzter, der Herr Meschede und ich. Eine Win-win-win-Situation, wenn Sie so wollen. Das BKA kann mit diesem Wissen sicher im internen Wettbewerb zum BND punkten. Ich habe dem Land Bayern eine sinnlose Diskussion um seine Geschichte erspart. Und Sie beide … na ja … Gehen Sie raus und lassen sich feiern. Lorbeeren für den Sieger, heißt es doch.« Er sah auf das gebrochene Bein. »Ein Hubschrauber der Polizei wird Sie in die Klinik nach Agatharied bringen. Hals- und Beinbruch sollte ich wohl nicht mehr wünschen.« Von Stock lächelte sardonisch. »Und noch etwas, Herr Quercher. Unser Land braucht solche hartnäckigen Männer wie Sie. Ihr Gesuch auf Frühpensionierung ist natürlich zurückgezogen worden.«

Epilog
    Agatharied, 01.   01., 00.35   Uhr
    Sie gaben ein komisches Paar ab. Quercher ging an Krücken und Arzu saß im Rollstuhl. So schlichen und rollten sie vorsichtig über den Gang der Geburtsstation. Er hatte nicht schlafen können und war aus der chirurgischen Abteilung zu Arzu hinübergehumpelt. Draußen krachten die Böller und Raketen. Auf Querchers Station kamen gerade die neuen Patienten mit den abgerissenen Fingern und Händen. So hatte er sich unbemerkt hinausschleichen können.
    Sie hatten Arzu fünf Tage lang auf der Intensivstation betreuen müssen. Dann aber ging es ihr von Tag zu Tag besser. Nur besuchen durfte Quercher sie nicht. Im nächsten Jahr vielleicht, hatte der Arzt ihn lachend vertröstet. Aber heute war das neue Jahr. Und er wollte ihren gemeinsamen Sieg mit ihr feiern.
    Sie war wach. Die Kollegin, die vor Arzus Zimmer wachte, hatte gelächelt und ihn passieren lassen. Und trotz ihrer Schmerzen, die die Wunde des Notkaiserschnitts verursachte, hatte sie ihn lange umarmt.
    »Soll ich ihn dir zeigen?«, fragte sie leise.
    Quercher nickte. Sie mussten auf dem Weg zur Frühchenstation eine Pause vor einem Automaten mit Süßigkeiten machen. Quercher zog aus der Bademanteltasche eine Piccoloflasche hervor, humpelte in das gegenüberliegende Schwesternzimmer und kam mit zwei Schnabeltassen zurück.
    »Sie haben nichts anderes«, sagte er bedauernd.
    Sie lachte.
    »Darfst du?«, fragte er.
    Arzu nickte. »Einen kleinen Schluck. Das Gift ist aus dem Körper. Alles gut.«
    Er drehte den Verschluss auf.
    »Hat sie sich noch einmal gemeldet?«, fragte Arzu.
    Quercher verstand sofort. Sie spielte auf Hannah an. Er schüttelte den Kopf. Er sagte ihr nichts von der Postkarte, die sich ungelesen und zerknüllt in der Tasche seines Bademantels befand. Er hatte sie zerreißen wollen, als die Schwester sie ihm auf den Nachttisch gelegt hatte. Dann aber hatte es nur zu einem wütenden Zerdrücken des Papiers gereicht. Sie hatte ihn benutzt und sie war zu einer Mörderin geworden. Aber er hatte mit ihrer Hilfe und Hartnäckigkeit auch einen irrsinnigen Kriminalfall in seiner Heimat aufdecken können. Das Geschäft war gelaufen. Mehr gab es nicht zu sagen.
    Leise hatte Arzu dann nach Hudelmeier gefragt. »Ist das Schwein noch da draußen?«
    Er schüttelte den Kopf. Quercher hatte von Heilingbrunner erfahren, dass sie bei den Aufräumarbeiten an den Blaubergen lediglich Hudelmeiers zerdrückten Oberkörper gefunden hatten. »Franz vermutet, dass ein mitgerissener Baum ihn zerteilt hat. Den Rest finden bis zum Frühjahr die Füchse.«
    Arzu nickte zufrieden. »Und die anderen?«
    Quercher goss den billigen Sekt in ihre Tassen und griff nach einer Münchner Tageszeitung, die jemand auf einem kleinen Tisch im Flur liegen gelassen hatte. Sie war bereits zwei Tage alt.
    Arzu las laut die großen Lettern: »Immobilienhai vom Tegernsee tot.«
    »Brunner hat sich in der U-Haft an seinem Fenster erhängt«, ergänzte Quercher. »Er war der Verbindungsmann zu Rieger und hat das gesamte Geschäft um Sol wohl federführend aufgebaut. Stangassinger sitzt noch im Gefängnis Stadelheim. Er war zwar bei einigen Besprechungen dabei, aber seltsamerweise fehlt der eindeutige Beweis. Er sieht sich als Marionette und hat gute Chancen, dank seiner Parteikontakte mit einem blauen Auge halbwegs davonzukommen. Kurz: Die Haupttäter Rieger, Brunner und Schlickenrieder sind genau wie das Projekt Sol tot. Der Fonds ist geplatzt. Die LKA-Kollegen vom Dezernat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher