Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition)
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
Vom Netzwerk:
Jim nämlich nicht dabei, den hatte George. Aber die Tür war nicht abgeschlossen. Er öffnete sie, griff hinein, fand den Hebel für die Motorhaube und zog daran. Dann ging er nach vorn, tastete nach der zweiten Verriegelung, fand auch die und hob die Haube hoch.
    In seiner Tasche steckte eine kleine Stifttaschenlampe. Er nahm sie heraus, knipste sie an und richtete den Strahl auf den Motorblock.
    Finde das Zündkabel.
    Aber es war der reinste Spaghettihaufen. Batteriekabel, Schläuche, Zündkerzenkabel, die Benzinleitung …
    Der Schweiß lief ihm über Stirn und Schläfen und gefror auf seinen Wangen. Das hier würde nicht hinhauen. Niemals. Auf einmal hatte er jedoch eine Idee. Es war vielleicht keine besonders gute Idee, aber er hatte nicht viele, und wenn er mal eine hatte, dann musste er dranbleiben. Er kehrte zur Fahrerseite zurück und öffnete wieder die Tür. Die Innenbeleuchtung ging an, aber dagegen konnte er nichts machen. Wenn irgendwer ihn hier herumfummeln sah, würde der bestimmt denken, er hätte Startschwierigkeiten. Klar, in so einer kalten Nacht konnte das doch sein, oder? Nicht mal George könnte ihm deshalb Ärger machen. Zumindest nicht viel.
    Er klappte die Sonnenblende über dem Lenkrad runter, hoffte wider alle Vernunft, dass vielleicht ein Reserveschlüssel runterfiel, weil die Leute da manchmal ihren Ersatzschlüssel aufbewahrten, aber außer einem alten Eiskratzer war da nichts. Der fiel dann runter. Als Nächstes versuchte er es mit dem Handschuhfach. Vollgestopft mit Papieren. Er räumte alles raus, auf den Boden, kniete sich dazu auf den Sitz, sein Atem stieg in Wölkchen auf. Jede Menge Papiere, eine Schachtel Pfefferminzbonbons, aber keine Schlüssel.
    Na siehste, du gottverdammter Idiot, hörte er George sagen, bist du jetzt zufrieden? Bist du jetzt vielleicht so weit, wenigstens mal zu versuchen, die Karre kurzzuschließen?
    Ja, er war wohl so weit. Er könnte zumindest mal ein paar von den Drähten losreißen und sie aneinanderhalten, so wie George es immer tat, und mal sehen, was dann passierte. Er schloss die Tür und kehrte mit gesenktem Kopf zurück nach vorn zum Kühler des Fords. Dann blieb er stehen. Ihm war eine neue Idee gekommen. Er ging zurück, öffnete die Tür, bückte sich, hob die Fußmatte an – und da war er. Auf dem Schlüssel stand nicht FORD, da stand überhaupt nichts, denn es war ein Dupli, aber er hatte auf jeden Fall den rechteckigen Kopf und alles.
    Blaze hob ihn auf und küsste das kalte Metall.
    Unverschlossenes Auto, dachte er. Dann dachte er: Unverschlossenes Auto und Schlüssel unter der Fußmatte. Dann dachte er: Ich bin hier heute Abend nicht der größte Idiot, George.
    Er schob sich hinter das Lenkrad, zog die Tür zu, steckte den Schlüssel ins Zündschloss – ging wie geschmiert rein – und bemerkte dann, dass er den Parkplatz nicht sehen konnte,
weil die Haube immer noch oben war. Er schaute sich schnell um, zuerst in die eine Richtung, dann in die andere, vergewisserte sich, dass George in der Zwischenzeit nicht etwa beschlossen hatte, zurückzukommen und ihm zu helfen. Darauf würde George noch eine Ewigkeit herumreiten, wenn er sah, dass die Motorhaube noch offen war. Aber George war nicht da. Kein Mensch weit und breit. Der Parkplatz war eine Tundra voller Autos.
    Blaze stieg aus und knallte die Motorhaube zu. Dann stieg er wieder ein, verharrte aber mitten in der Bewegung, als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. Was war mit George? Sollte er zu der Kneipe rübergehen und ihn abholen? Die Stirn in tiefen Falten, saß Blaze mit gesenktem Kopf da. Die Innenbeleuchtung warf gelbes Licht auf seine großen Hände.
    Weißte was?, dachte er und hob schließlich wieder den Kopf. Leck mich.
    »Leck mich, George«, sagte er. George hatte ihn per Anhalter herkommen lassen, hatte sich ganz kurz mit ihm hier getroffen, nur um dann wieder abzuschwirren. Ließ ihn die Drecksarbeit machen, und es war wirklich nur ein saublödes Glück, dass Blaze einen Schlüssel gefunden hatte, also, leck mich doch, George. Soll er ruhig mal bei minus sechzehn Grad den Daumen rausstrecken.
    Blaze zog die Tür zu, schob den Schalthebel auf D und fuhr vorwärts aus der Parklücke hinaus. Als er auf der richtigen Straße war, gab er ordentlich Gummi, und der Ford machte einen Satz nach vorn, brach auf dem festgefahrenen Schnee hinten aus und schlingerte hin und her. Er trat auf die Bremse, war plötzlich starr vor Angst. Was machte er da?
Was dachte er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher