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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition)
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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wusste, dass sie ihn mit ihren Fragen verwirren würden, wie sie es immer taten –, aber es machte ihm Angst, wie leicht die Frau ihn durchschaut hatte. Als wär’s ein Klacks für sie. George hatten sie praktisch nie durchschaut, und wenn doch, dann wusste er das schon immer vorher und brachte sie beide rechtzeitig in Sicherheit.
    Und jetzt das. Er wusste, dass es niemals gut gehen würde – und machte trotzdem weiter. Vielleicht wollte er ja wieder einfahren. Vielleicht wär das gar nicht mal so übel, jetzt wo George im Arsch war. Sollte doch ein anderer das Denken übernehmen und fürs Essen sorgen.
    Vielleicht legte er es im Moment wirklich darauf an, geschnappt zu werden, wie er mit dieser heißen Karre mitten durch Ocoma Heights fuhr. Direkt am Gerard-Haus vorbei.
    Im Kühlschrank des Neuenglandwinters sah der Besitz aus wie ein Eispalast. Ocoma Heights bedeutete altes Geld (das sagte George zumindest), und die Häuser waren eigentlich eher Anwesen. Im Sommer waren sie von riesigen Rasenflächen umgeben, die jetzt zu glasierten Schneefeldern geworden waren. Es war ein harter Winter.
    Das Gerard-Haus war das beste von allen. George nannte es Early American Hot Shit , aber Blaze fand es schön. George sagte, die Gerards hätten ihr Geld mit Schiffen verdient,
der Erste Weltkrieg machte sie reich, und der Zweite Weltkrieg machte sie zu Heiligen. Schnee und Sonne warfen ein kaltes Feuer von den vielen Fenstern. George sagte, es gebe über dreißig Zimmer. Als Stromableser der Central Valley Power hatte er die Vorarbeit geleistet. Das war im September gewesen. Blaze hatte den Transporter gefahren, der nicht richtig gestohlen, sondern eher ausgeliehen war – obwohl er vermutete, dass die Polizei das anders gesehen hätte, wären sie erwischt worden. Auf dem Rasen neben dem Haus spielten Leute Krocket. Ein paar davon waren Mädchen, Highschool-Mädchen oder vielleicht auch College-Mädchen. Sie sahen hübsch aus. Blaze schaute ihnen zu und spürte, wie er geil wurde. Als George wieder einstieg und sagte, er solle Gummi geben, erzählte Blaze ihm von den hübschen Mädchen, die inzwischen hinter dem Haus verschwunden waren.
    »Hab sie gesehen«, sagte George. »Die halten sich für was Besseres. Die glauben, ihre Scheiße stinkt nicht.«
    »Aber hübsch sind sie.«
    »Das interessiert mich einen Scheißdreck«, sagte George übellaunig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wirst du eigentlich nie scharf, George?«
    »Scharf auf Babys wie die? Du machst wohl Witze. Und jetzt halt die Klappe und fahr zu.«
    Als Blaze sich jetzt daran erinnerte, musste er grinsen. George war wie der Fuchs, der nicht an die Weintrauben rankam und jedem erzählte, sie wären sauer. Miss Jolison hatte ihnen diese Geschichte in der zweiten Klasse vorgelesen.
     
    Es war eine große Familie. Da waren die alten Mr. und Mrs. Gerard – er war achtzig und konnte noch immer jeden Tag
einen halben Liter Jack Daniel’s schlucken, sagte zumindest George. Es gab die mittleren Mr. und Mrs. Gerard. Und dann waren da noch die jungen Mr. und Mrs. Gerard. Der junge Mr. Gerard war Joseph Gerard III., und er war wirklich jung, gerade mal zwanzig. Seine Frau war eine Latina. George sagte, damit wäre sie dann wohl ein Spic. Blaze hatte gedacht, nur Italiener könnten Spics sein.
    Etwas weiter die Straße hoch wendete er und fuhr noch einmal am Haus vorbei, fragte sich, was für ein Gefühl es wohl war, mit zwanzig schon verheiratet zu sein. Er fuhr weiter, nach Hause. Genug war genug.
    Die mittleren Gerards hatten abgesehen von Joseph Gerard III. noch weitere Kinder, aber die spielten keine Rolle. Was jedoch zählte, war das Baby. Joseph Gerard IV. Großer Name für so ein kleines Baby. Er war erst zwei Monate alt, als Blaze und George im September ihre Stromablese-Nummer durchzogen. Damit wäre er dann jetzt – hm, es lagen eins-zwei-drei-vier Monate zwischen September und Januar – sechs Monate alt. Er war der einzige Urenkel des ersten Joe.
    »Wenn du eine Entführung durchziehen willst, dann musst du ein Baby entführen«, sagte George. »Ein Baby kann dich nicht identifizieren, also kannst du es lebend zurückgeben. Es kann dir auch nicht an die Karre pissen, indem es versucht, abzuhauen oder Nachrichten zu schicken oder sonst irgendeine Scheiße. Ein Baby kann nur eines: rumliegen. Es weiß nicht mal, dass es entführt worden ist.«
    Sie hatten in der Hütte vor dem Fernseher gesessen und Bier getrunken.
    »Was meinst du, wie viel kann
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