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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition)
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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ist. Sag ihm, dass er sofort kommen muss. Ich bleibe bei ihm.«
    Monica sah mich mit Augen an, aus denen mehr als nur ein Schock sprach. Sie waren verrückt. Aber ich hatte keine
Mühe, ihren Blick zu erwidern; ich hatte ihn oft genug im Spiegel gesehen. »Versprechen Sie das? Großes Ehrenwort? Beim Namen Ihrer Mutter?«
    »Großes Ehrenwert, beim Namen meiner Mutter«, sagte ich. »Geh jetzt, Monica.«
    Sie ging, sah sich noch einmal um und ließ einen weiteren trauernden Jammerlaut hören, bevor sie die Stufen zur Haustür hinaufhastete. Ich kniete neben Gandalf nieder, indem ich mich an der Stoßstange des Hummers festhielt und mich wie immer langsam sinken ließ: unter Schmerzen und stark nach links geneigt, während ich versuchte, mein rechtes Knie nicht mehr zu beugen als unbedingt nötig. Trotzdem stieß auch ich einen kleinen Schmerzensschrei aus und fragte mich, ob ich ohne Hilfe wieder würde aufstehen können. Von Mrs. Fevereau war vermutlich keine zu erwarten; sie stakste breitbeinig an den linken Straßenrand, knickte in der Taille ab, als verbeuge sie sich vor einer königlichen Hoheit, und übergab sich in den Rinnstein. Dabei hielt sie ihre Hand mit der Zigarette seitlich weit vom Körper weg.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit Gandalf zu. Ihn hatte es am Hinterteil erwischt. Sein Rückgrat war gebrochen. Kot und Blut quollen träge zwischen seinen gebrochenen Hinterläufen hervor. Er sah zu mir auf, und ich erkannte in seinem Blick einen grässlich hoffnungsvollen Ausdruck. Seine Zunge kam langsam heraus und leckte die Innenseite meines linken Handgelenks. Sie war trocken wie ein Teppich und kalt. Gandalf würde verenden, aber vielleicht nicht früh genug. Monica würde bald wieder herauskommen, und ich wollte nicht, dass er dann noch lebte und ihr das Handgelenk lecken konnte.
    Mir war klar, was ich tun musste. Beobachten konnte mich dabei niemand. Monica und ihre Mutter waren im Haus. Mrs. Fevereau kehrte mir weiter den Rücken zu. Falls andere in dieser kleinen Sackgasse ans Fenster (oder auf ihren Rasen) gekommen waren, versperrte der Hummer ihnen den Blick auf mich, wie ich neben dem Hund kniete und mein schlimmes rechtes Bein unbeholfen ausgestreckt hielt. Ich hatte ein paar Augenblicke Zeit, aber nur wenige, und wenn ich zu lange überlegte, war meine Chance verspielt.
    Also umschlang ich Gandalfs vordere Körperhälfte mit meinem heilen Arm und bin ohne Übergang wieder auf der Baustelle in der Sutton Avenue, wo The Freemantle Company beim Aushub für den Bau eines vierzigstöckigen Bankgebäudes ist. Ich bin in meinem Pick-up. Im Autoradio singt Pat Green »Wave on Wave«. Plötzlich merke ich, dass der Kran zu laut ist, obwohl ich kein piepsendes Warnsignal gehört habe, und als ich nach rechts sehe, ist die Welt vor diesem Fenster verschwunden. Die Welt auf dieser Seite ist durch Gelb ersetzt worden. Dort schweben schwarze Buchstaben: LINK-BELT. Sie schwellen an. Ich drehe das Lenkrad des Rams hastig nach links, kurble bis zum Anschlag nach links, weiß aber, dass meine Reaktion zu spät kommt, als das Kreischen eingedrückten, reißenden Metalls beginnt, das den Song im Radio übertönt und das Fahrerhaus von rechts nach links schrumpfen lässt, weil der Kran in meinen Raum eindringt, mir meinen Raum stiehlt , und der Pick-up zu kippen beginnt. Ich versuche die Fahrertür zu öffnen, aber das geht nicht mehr. Das hätte ich sofort tun sollen, aber es war sehr schnell für alles zu spät. Die Welt vor mir verschwindet, als
die Windschutzscheibe zu einer milchweißen Fläche wird, die von einer Million Risse durchzogen ist. Dann kehrt die Baustelle zurück, scheint langsam weiterzukippen, als die Frontscheibe herausspringt, wie eine mittig zusammengefaltete Spielkarte rausfliegt , und ich drücke mit beiden Ellbogen auf die Hupe, was für meinen rechten Arm der letzte Job ist. Der Motor des Krans ist so laut, dass ich mein Hupen kaum hören kann. Der LINK-BELT rasselt unaufhaltsam weiter, drückt die Beifahrertür ein, quetscht den rechten Fußraum zusammen und demoliert das Instrumentenbrett, das in gezackte Kunststoffteile zersplittert. Der Scheiß aus dem Handschuhfach schwebt wie Konfetti in der Luft, das Radio verstummt, mein Schreibbrett klirrt gegen den Henkelmann, und hier kommt der LINK-BELT! Der LINK-BELT begräbt mich unter sich; ich könnte die Zunge herausstrecken und den gottverdammten Bindestrich ablecken. Ich beginne zu kreischen, denn nun setzt der Druck ein. Er beginnt im
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