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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Autoren: authors_sort
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furchtsamen
Stimme drehte er sich um und sah Charlotte mit aufgelöstem Haar in der Tür zu
seinem Arbeitszimmer stehen. Sie trug ein Nachthemd und einen Morgenrock, aber
ihre Füße waren bloß. »Geh ins Bett zurück«, sagte Brigham mit dem Versuch
eines Lächelns. »Der Sturm wird bald nachlassen.«
    Doch sie kam herein und kauerte sich
in einen Ledersessel beim Kamin. »Ich habe Angst, Papa«, gestand sie flüsternd.
»Die großen Bäume vor meinem Fenster schwanken!«
    »Das Haus und das Dach sind sehr
robust, Charlotte«, entgegnete Brigham, bemüht, sich sein eigenes Unbehagen
nicht anmerken zu lassen. »Darauf habe ich geachtet, als ich es baute.«
    Charlotte schwieg. Ihre Augen
verengten sich, ihr Blick wurde nachdenklich. Schließlich stellte sie die
Frage, die Brigham schon seit einiger Zeit erwartet hatte: »Wenn Lydia
deine Frau ist, warum lebt sie dann nicht hier bei uns?«
    »Das ist schwer zu erklären«,
erwiderte er nach kurzem Schweigen. »Lydia und ich, wir haben ... nun ja,
unsere Differenzen.«
    Charlotte seufzte ungeduldig. »Und
Onkel Devon und Polly haben ebenfalls >ihre Differenzen«<, entgegnete sie
in einem Ton, den Brigham normalerweise nicht geduldet hätte. »Warum sind die
Männer unserer Familie schlechte Ehemänner?«
    Brigham mußte lächeln, trotz seiner
beginnenden Kopfschmerzen und seiner bösen Vorahnungen. »Wie kommst du darauf,
daß es die Schuld der Männer ist? Ist es so unvorstellbar für dich, daß es die
Frauen sein könnten, die die Schwierigkeiten verursachen?«
    Das Mädchen hob eine feingezeichnete
Augenbraue. Sie entwickelte sich zu einer jungen Frau, und der Gedanke
versetzte Brigham einen Stich.
    »Ja«, erwiderte sie spitz. »Du bist
ein sehr sturer Mensch, Papa, und Onkel Devon ist nicht besser. Ihr seid nicht
feinfühliger und romantischer als ein Ochse.«
    Brigham lachte, aber Charlottes
Worte hatten ihm einen weiteren schmerzhaften Stich versetzt. Wann hatte das
kleine Mädchen sich in diese weise junge Frau verwandelt? »Es ist mir ein
Trost, daß du eine so hohe Meinung von deinem Vater hast, Charlotte«,
entgegnete er spöttisch. »Aber sag mir — denkt Millie genauso über mich?«
    Charlotte winkte ab. »Sei nicht
albern, Papa — du weißt sehr gut, wie sehr wir beide dich lieben, aber wir sind
deshalb noch lange nicht blind für deine Fehler. Wenn du zu Lydia gehen und ihr
sagen würdest, daß du sie liebst, würden sich eine Menge eurer Probleme ganz
von selbst lösen.«
    Um seine Tochter nicht anschauen zu
müssen, schenkte Brigham sich einen Brandy ein. Sie hatte schon zuviel
gesehen, diese Kindfrau, und er fürchtete, ihr noch mehr zu enthüllen. »Das
Leben ist nicht so einfach wie in deinen Romanen«, erklärte er scharf. »Wenn
man älter wird, lernt man, daß Liebe nicht alle Hindernisse überwindet.«
    Die Äste eines Baums schlugen gegen
das Fenster, und Charlotte zuckte erschreckt zusammen.
    »Bist du sicher, daß keiner der
Bäume auf das Haus stürzen wird?« fragte sie mit einem furchtsamen Blick auf
die Scheiben.
    Brigham war froh, auf ein anderes Thema
wechseln zu können. »Nein, ganz sicher nicht«, erwiderte er entschieden. »Und
jetzt möchte ich, daß du ins Bett zurückkehrst, Charlotte. Es ist schon spät.«
    Charlotte kam zu ihm und küßte ihn
auf die Wange. »Hab keine Angst, Lydia deine Gefühle zu gestehen, Papa«, sagte
sie mit sanftem Vorwurf. »Sie liebt dich genauso wie du sie.«
    Eine leise Hoffnung stieg in
Brighams unruhigem Herzen auf, aber nur für einen Augenblick. »Gute Nacht«,
sagte er betont.
    Obwohl es ihm gelungen war, seine
älteste Tochter zu beruhigen, fand Brigham selbst noch immer keinen Frieden.
Er ließ sein Glas stehen, trat ans Fenster und blickte durch die Dunkelheit zu
Lydias kleinem Haus.
    Die Morgendämmerung war noch weit
entfernt, als Lydia schließlich den Versuch zu schlafen aufgab, sich ankleidete
und durch Regen und Sturm zum Schulhaus hinüberging.
    Sie zündete ein Feuer in dem Ofen in
der Ecke des großen Raums an, schüttelte ihren nassen Umhang aus und breitete
ihn zum Trocknen über einen Stuhl. Während das Heulen des Sturms zunahm und die
großen Bäume immer bedrohlicher schwankten und knarrten, konzentrierte Lydia
sich auf die Vorbereitung ihres Unterrichts.
    Devon war bis auf die Haut durchnäßt, als
er vor dem Warenhaus von Clyde Malcotts Wagen stieg und seine Reisetasche
nahm.
    Clyde tippte grüßend an den Hut. Er
hatte Vorräte für die Holzfällerlager geladen und noch
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