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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Autoren: authors_sort
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dann merkte sie, daß das Gewirr aus schweren Ästen undurchdringlich
war und ihr den Weg versperrte. Sie saß in der Falle.
    Sie hörte das Prasseln von Flammen,
und der Rauch verdichtete sich. Ihre Augen und ihre Kehle begannen zu brennen,
sie preßte beide Hände auf den Bauch und dachte an das Kind, das in ihr
heranwuchs und ihres Schutzes bedurfte.
    Tränen lösten sich aus ihrem
Wimpern. »Brigham«, sagte sie leise, erstaunt, wie lächerlich und unbedeutend
ihre Differenzen ihr nun vorkamen. Es war ein Fehler von ihr gewesen, die
Schließung des Saloons zu fordern, ohne die möglichen Folgen für Brighams Geschäft
zu bedenken. Und was ihre politischen Ansichten betraf — nun, wenn ein
geteiltes Land sich wieder zu einer Union vereinigen konnte, mußten auch zwei
Menschen, die sich liebten, dazu imstande sein.
    Lydia legte den Kopf auf ihre Knie.
Komisch, dachte sie wehmütig, wie schnell man die Dinge wieder aus der
richtigen Perspektive sieht, sobald einem alle anderen Auswege verschlossen
sind.
    Brigham war eingedöst, aber etwas weckte
ihn, und er richtete sich abrupt in seinem Sessel auf. Aus einem Instinkt heraus
lief er zum Fenster und sah im ersten schwachen Licht der Morgendämmerung den
uralten Baum, der auf das Schulhaus gestürzt war.
    Er sagte sich, daß Lydia nicht dort
sein konnte, daß sie sicher zu Haus in ihrem Bett lag, aber noch während er es
dachte, hastete er schon zur Tür.
    Er riß sie auf, rannte zum Tor und
setzte mit einem Sprung darüber hinweg. Gierige Flammen züngelten an den Ästen
des umgestürzten Baums empor und griffen bereits auf die Wände der Schule über.
Devon kam herbeigstürzt, eine Axt in der Hand, und andere Männer traten aus der
Dunkelheit in den Feuerschein.
    Brigham beachtete keinen von ihnen.
Lydia war dort — mitten in diesem Chaos, und wenn sie nicht von einem Ast des
riesigen Baums getroffen worden war, würde sie den Tod in den Flammen finden.
    »Lydia!« schrie er, kämpfte sich
über den enormen Stamm des umgestürzten Baums vor und krallte sich mit bloßen
Händen an den Dachschindeln fest. »Lydia!«
    Devon erschien neben ihm und drückte
ihm eine Axt in die Hand. Brigham sah seinen Bruder kaum, seine ganze Konzentration war darauf gerichtet, Lydia
zu finden. »Hier!« schrie Devon über das zunehmende Brüllen der Flammen.
Während Brigham in wilder Verzweiflung auf das Dach einhackte, blieb Devon an
seiner Seite, der Hitze und der Gefahr zum Trotz, und setzte seine ganze Kraft
ein, um Schindeln und Äste zu entfernen.
    Und da hörte Brigham ihre Stimme, so
leise und kostbar wie das Geläut einer Kirchenglocke am Tag des Jüngsten
Gerichts.
    »Brigham? Ich wußte, daß du mich
holen würdest.«
    Brigham schwitzte heftig, und seine
Muskeln schrien vor Protest, aber er hörte nicht auf, die Axt zu schwingen. Ein
rauher Ton, teils Schrei, teils Schluchzen, entrang sich seiner Kehle.
    Männer reichten Eimer mit Wasser zum
Dach hinauf, und Devon und andere versuchten, das Feuer einzudämmen, während
Brigham sich einen Weg durch Dachbalken und brennende Äste bahnte.
    »In Gottes Namen, Lydia!« schrie er,
heiser vor Furcht und fast erstickt vom Rauch. »Wo bist du?«
    »Hier, Brigham. Unter dem
Schreibtisch!«
    Hustend kämpfte Brigham sich durch
das Gewirr aus Pinien-nadeln und zersplittertem Holz vor, bis er den
Schreibtisch fand und Lydia darunter hervorziehen konnte. Ihr Gesicht war leichenblaß,
und mit einem Aufschrei schlang sie die Arme um Brighams Nacken.
    Er zog sie einen Moment an sich und
schrie ihr dann zu: »Halt dich an mir fest — was immer auch geschehen mag, halt
dich fest!« Als sie nickte, begann er den gefährlichen Aufstieg durch die
Trümmer.
    Devon wartete auf dem einstürzenden
Dach, obwohl alle anderen sich längst in Sicherheit gebracht hatten. Er nahm
seine Schwägerin Brigham ab und trug sie über den massiven Stamm des Baums.
Brigham sprang ihnen nach, Sekunden nur bevor die Explosion erfolgte und das
Feuer die Schule und den Baum endgültig verschlang.
    In sicherer Entfernung von diesem
Inferno legte Devon Lydia behutsam in das feuchte Gras. Joe McCauley kniete an
ihrer linken Seite, Brigham brach an ihrer anderen zusammen. Seine Arme und
sein Gesicht waren zerkratzt und angesengt, seine Kleider zerrissen, und er war
nicht imstande, richtig durchzuatmen. Doch das alles war nicht wichtig, denn
Lydia regte sich nicht, und ihre Augen blieben fest geschlossen.
    Joe McCauley legte den Kopf auf ihre
Brust. »Ihr Herz schlägt
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