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Push up

Push up

Titel: Push up
Autoren: Doris Lösel
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gar nicht“, verteidigte sich Lea.
„Um was
dann?“ Die Zwillinge hatten diese Frage unisono gestellt, bevor
Bess wieder das Kommando der Inquisition übernahm.
„Ja,
du bist etwas kleiner, als der Durchschnitt.“
Bess ließ
sich von Leas genervtem „Hmpf“ nicht beeindrucken.
„Aber
das macht deine Art dich zu bewegen doch alle Mal wieder wett. Wer
zückt denn schon ein Maßband, wenn er dich tanzen sieht,
um Gottes Willen?!“
    Die
Mädchen in der Schlange vor ihnen drehten sich interessiert um.
Immerhin lenkte dieses seltsame Gespräch sie davon ab, dass es
ihnen gerade ziemlich pressierte.
    „ Geht's
vielleicht ein bisschen leiser?“, fauchte Lea.
„Nein,
tut es nicht“, meinte Joe trocken, „nicht, wenn Bess erst
in Fahrt gekommen ist.“
    Beinahe
hätte Lea gekichert. Aber diese Genugtuung wollte sie ihren
Freundinnen nicht gönnen.
    Also
schickte sie erneut den bösesten Blick, zu dem sie fähig
war, ins Rennen – natürlich völlig ohne den
geringsten Effekt.
    „ Sind
es deine Titten?“
    Lea
riss ihre Augen auf und japste nach Luft. Ihre Wangen färbten
sich knallrot, als sie die Blicke der umstehenden Mädchen
bemerkte, die mehr als ungeniert ihre nicht vorhandenen weiblichen
Attribute anstierten … oder danach suchten, wie auch immer.
    „ Bess“,
keuchte sie mit dem letzten Rest Sauerstoff, der noch in ihren Lungen
war.
    „ Nein,
nix Bess“, blaffte ihre Freundin und kam wohl jetzt erst
richtig in Fahrt, „deine Titten sind genau richtig für
deine Figur. Was in aller Welt willst du denn mit Möpsen so groß
wie Wassermelonen? Du würdest doch ständig auf die Nase
fallen. Und das wäre verdammt schade, denn deine Nase ist super
süß.“
Bess hatte erreicht, was sie wollte. Lea
prustete los und die Mädels um sie herum konnten auch nicht mehr
so tun, als bekämen sie nichts mit.
    Zum
Zeichen, dass sie einer Meinung mit Bess waren, reckten sie ihre
Daumen und nickten unterstützend mit den Köpfen.
    Lea
wurde erneut rot … dieses Mal vor Freude.
    „ Ja
ja, das hatten wir schon alles “ ,
sagte sie noch immer lächelnd, wurde aber gleich wieder ernst,
„was mich hindert, ist genau das, was du gesagt hast, Joe.“
Die
Zwillinge sahen ihre Freundin fragend an.
„Kannst du dich
mal etwas präziser ausdrücken?“
„Na,
ich meine den Teil mit es
allen zeigen.“
„Oh,
jetzt fang nicht wieder damit an“, drohte Bess, „du hast
es doch in der Academy auch gezeigt.“
„Ja, aber da war
nur die Jury. Das war doch was ganz anderes “ ,
verteidigte sich Lea erneut.
    „ Erklärst
du mir mal bitte, was du dann damit anfangen willst!“
„Wie
meinst du das denn jetzt?“, erkundigte sich Lea etwas pikiert
bei Joe.
    „ Wirst
du dieses absolut gnadenlose Talent etwa damit vergeuden, es bis zu
deiner, hm, sagen wir mal, in zwanzig Jahren stattfindenden
Hochzeitsnacht, was angesichts deiner nicht stattfindenden sexuellen
Aktivitäten mehr als wahrscheinlich ist, in
einer deiner Gehirntruhen einzusperren, bevor du dich deinem noch
nicht mal ansatzweise in Aussicht ... “ „Stopp!“,
unterbrach Lea die Blondine, die sich gerade erst warm geredet hatte
und es inzwischen geschafft hatte, ein eigenes Publikum ihr eigen zu
nennen, „ du
weißt, dass ich gerne unterrichten würde. Dafür hab
ich all die vielen verschiedenen Kurse belegt. Um für alle
Eventualitäten gerüstet zu sein.“
„Und bis
es soweit ist, soll niemand sehen, was du kannst? Seh ich das
richtig?“
Ja, eigentlich war es genau das, was Lea
wollte.
Immer schon hatte sie davon geträumt, einmal
Unterrichtsstunden erteilen zu dürfen.
Selbst auf der Bühne
zu stehen – davon war nie die Rede!
    Was
die Sache mit der in zwanzig Jahren stattfindenden Hochzeitsnacht
anging … nun, da könnte Joe durchaus Recht behalten.
    Die
wenigen Beziehungen, die Lea bisher hatte, waren nicht der Mühe
wert, mehr als einen Gedanken daran zu verschwenden.
Lediglich
Eric, ihr letzter Freund, schaffte das. In ihn war sie wirklich
verliebt gewesen. Allerdings hatte er sich als Arschloch erwiesen,
als Lea ihm von ihren Plänen, eine Ausbildung zur Tänzerin
zu machen, erzählte.
    Also
beendete er ihre Beziehung nach einem mehr als unschönen Streit
und Lea knabberte noch heute daran.
    Die
gemeinen Sätze, die Eric ihr quasi als Abschiedsgeschenk vor den
Latz geknallt hatte, würde sie noch in hundert Jahren nicht
vergessen.
    Genau
genommen waren es seine Worte, die schuld an ihrem Dilemma waren.
    Allerdings
hatte Lea niemals einer Menschenseele
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