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Push up

Push up

Titel: Push up
Autoren: Doris Lösel
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Wohnung
zurückgekehrt.
Nie und nimmer brächte sie es übers
Herz, ihren Dad jetzt, da
ihm die ganze Tragweite der Tragödie erst so richtig zu
Bewusstsein kam, alleine zu lassen.
    Und
da Lea quasi arbeitslos
war, hatten Bess und Joe wohl in einem Anfall von Wahnsinn
entschieden, ihre Freundin als Background-Tänzerin bei Joe
Cockers geplanter Tournee durch Kanada anzumelden.
    Joe
Cocker!
Lea unterdrückte einen verzückten Seufzer.
Der
Mann war, was seine Musik anbelangte, das Non plus ultra für sie
… und genau genommen auch der einzige Grund, sich das
dröhnende Gedudel der beiden Vorgruppen überhaupt anzutun.
    John
Crocket, seines Zeichens sozusagen eine Ein-Mann-Cover-Band von Joe
Cocker – und nebenbei bemerkt ein wirklicher Könner -
würde nämlich in weniger als einer Stunde sein einziges
Konzert hier in diesem Jahr geben und Lea hatte jeden Cent gespart,
um sich das Ticket leisten zu können.
    Hey,
nicht böse sein, bitte!
    Bess'
SMS wurde begleitet von zehn traurig dreinblickenden, auf den Knien
rutschenden Smilies und
Lea musste widerwillig lächeln.
    Sofort
küssten die Zwillinge sie rechts und links auf die Wangen.
    Verflixt!
Lea hatte den beiden noch nie lange böse sein können, egal,
was auch immer sie anstellten.
    Es
war ja nicht so, dass sie es böse meinten. Es steckte immer eine
große Portion Liebe und Fürsorge darin.
    Sie
konnten ja nichts dafür, dass sie Hummeln im Hintern hatten,
während Lea selbst eher der ruhige Typ war und bereits mehr als
einmal dafür gesorgt hatte, die Mädels wieder in die
Realität zurück zu holen.
    Lea
war gewissermaßen das genaue Gegenteil der Zwillinge. Nicht nur
optisch betrachtet.
    Bess
(eigentlich Elisabeth) und Joe (eigentlich Josephine) waren groß,
schlank und blond, während Lea für eine Tänzerin
eigentlich viel zu klein war. Außerdem war sie ihrer eigenen
hochgeschätzten Meinung nach – auf die die Zwillinge nicht
einen müden Pfifferling gaben – mit zu wenigen Kurven
ausgestattet.
    Mit
ihrer athletischen Figur
hatte sie sich ja inzwischen anfreunden
können (ihre Beine waren wirklich super lang). Dummerweise
erstreckte sich das
beinahe Knabenhafte auch auf ihre nahezu nicht vorhandene Oberweite.
    Die
gab nämlich gerade mal Körbchengröße A
her.
    Lea
dankte Gott, oder eher Victoria's Secret, jeden Morgen auf Knien für
deren gnadenlos sexy Push ups, die dieses Manko auf geheimnisvoll
anmutende Weise wett machten.
    Noch
ganz in Gedanken, wie sie aus diesem Schlamassel am schlauesten
wieder raus käme, fühlte Lea, wie Bess sie an ihrer kurzen
Bluse zog.
    Ihre
überkreuzten Beine und die zusammengekniffenen Augen machten
dieses Mal Worte oder SMS überflüssig …

Toilettengespräche

    Lea
winkelte ihre Arme an, Bess und Joe hakten sich links und rechts
unter und gemeinsam machten sich die Freundinnen auf den Weg, die
Toiletten aufzusuchen.
    Sie
kämpften sich durch die hüpfende und grölende Menge
schwitzender – und nicht immer angenehm riechender –
Leiber und atmeten erleichtert auf, als sie nach zehn Minuten die
Toilettenanlage erreichten. Hier erwartete sie eine kilometerlange
Schlange hibbelig von einem Fuß auf den anderen tretender
Mädchen.
    Zum
Glück war die Musik hier nicht mehr ganz so laut und Lea ergriff
die Gelegenheit beim Schopf.
    „ Was
habt ihr beiden euch denn nur wieder bei dieser hirnrissigen Aktion gedacht?“
Sie setzte ihre beste böse Miene auf.
    „ Ey“,
verteidigte Bess sich, „du hast das Angebot der Sugardancers
abgelehnt und etwas anderes ist noch nicht in Sicht.“
„Das
heißt aber nicht, dass ich so
etwas machen
möchte.“ Lea betonte die beiden Worte ganz besonders und
Joe zog fragend eine Augenbraue hoch.
    „ Was,
bitteschön, verstehst du unter so
etwas ?“
    Ehe
Lea auch nur Luft geholt hatte, beantwortete Joe sich ihre Frage
gleich selbst.
    „ Lea,
du hast drei Jahre harter Ausbildung hinter dir. Du hast mehr Kurse
absolviert, als Bess und ich zusammen. Unter anderem in Erotic
dance. Darin
hast du sogar deine Abschlussprüfung gemacht. Was also hindert
dich daran, allen zu zeigen, wie sexy du bist?“
„Ich
bin nicht...“, begann Lea, wurde jedoch sofort von Bess
unterbrochen.
    „ Bist
du wohl“, fiel sie ihrer Freundin ungeniert ins Wort, „sieh
dich doch nur mal, Lea!“
„Das tu ich … jeden
Morgen.“
Bess und Joe verdrehten genervt ihre Augen.
    „ Gut,
entweder dein Spiegel ist blind oder du bist es“, fuhr Bess
fort, „du bist bildhübsch.“
„Darum geht’s
hier doch
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