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Push up

Push up

Titel: Push up
Autoren: Doris Lösel
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– nicht mal ihren
Busenfreundinnen - anvertraut, wie sehr, und mit was, Eric sie damals
verletzt hatte.
    Kein
Wunder also, dass Bess und Joe so penetrant waren. Wüssten sie,
was genau passiert war, wären sie möglicherweise etwas
weniger ätzend.
    Wobei
… vermutlich eher nicht!
    Lea
schluckte und verdrängte diese schmerzhafte Erinnerung.
    Um zu verhindern, ihren Freundinnen
noch mehr Bröckchen hinzuwerfen, auf die sie sich stürzen
konnten, beschloss sie, keine Antwort auf Joes Frage zu geben.
    „Hey … wir haben's
geschafft!“, flötete sie und sicherte sich auch gleich die
erste frei gewordene Toilette.
    „Darüber ist das letzte Wort
noch nicht gesprochen“, kam eine dumpfe Stimme aus der Kabine
neben ihr.
    „Sagt ihr uns Bescheid, wenn’s
soweit ist?“, hörten sie eine Stimme aus einer weiteren
Kabine.
    „Nein!“, antworteten Bess
und Lea unisono.
    Wenigstens waren sie sich diesmal
einig.

    Versteckt

    Tom stand am Seiteneingang und beobachtete das
geschäftige Treiben der Roadies, die damit beschäftigt
waren, die Bühne für John Crocket umzubauen.
    Vor wenigen Minuten war er aus der Künstlerkabine
des Mannes gekommen, den er – rein musiktechnisch betrachtet –
anbetete.
    Sie waren eng miteinander befreundet. Nur deshalb war es
Tom erlaubt, sich hier aufzuhalten.
    Ein tiefer Seufzer löste sich aus seinem Mund.
Als
ob es eine besondere Ehre sei, hier an dieser Stelle zu stehen.
    Viel lieber wäre es ihm doch, dort unten vor der Bühne zu stehen, inmitten der zwanzigtausend Zuschauer, und
gemeinsam mit ihnen im Rhythmus zu klatschen und mitzusingen.
    Das Feeling zu genießen, das Open air-Konzerte so
unvergleichlich machte.
    Blöderweise war ihm das seit einigen Monaten nicht
mehr möglich.
    Um genau zu sein seit dem Tag, an dem die neue
Highschool-Serie angelaufen war.
    Mit seinen fünfundzwanzig Jahren war Tom natürlich
schon zu alt, um einen Schüler überzeugend darzustellen.
Auch wenn jeder in seinem Umfeld immer wieder beteuerte, er sähe
keinen Tag älter als zwanzig aus. Aber auch zwanzigjährige
Schüler waren an der Highschool eher die Seltenheit.
    Und gegen zu viel Schminke hatte Tom eine Aversion.
    Allerdings hatte er sofort zugegriffen, als ihm die
Rolle des jungen Lehrers Phil angeboten wurde.
Als Phil wurde er
von seinen halbwüchsigen, liebeskranken Schülerinnen bis
nach Hause verfolgt … dummerweise war das auch im wirklichen
Leben der Fall.
    Zweimal war er in den letzten Monaten bereits umgezogen
und ein weiterer Umzug stand wohl kurz bevor, wenn er sich das
erhöhte Teenager-Aufkommen in dem Supermarkt an der Straßenecke
so betrachtete.
Okay! Den Inhaber freute die zusätzliche
Kohle. Da Tom jedoch nicht an den Einnahmen beteiligt war, ließ
ihn das ziemlich kalt.
    Schließlich ging es hier um seine Privatsphäre.
    Deshalb hatte er auch heute wieder die zusätzliche
Maskerade in Kauf genommen, die er jedes mal vollführen musste,
wenn er sich an einen öffentlichen Ort begab.
    Tom freute sich wie ein kleines Kind, dass es ihm auch
dieses Mal gelungen war, unerkannt zu bleiben.
    Gott, nein! Auf kreischende und in Ohnmacht fallende
Teenies hatte er wirklich keinen Bock … und die anwesenden
Sanitäter würden es ihm bestimmt danken, wenn sie denn
wüssten, wer sich außer John Crocket noch auf der Bühne
befand.
    Toms Blick schweifte über die überwiegend
jugendlichen Besucher. Selbstverständlich waren auch einige
ältere Semester vertreten. Die hielten sich allerdings mehr im
hinteren Teil des Parks auf, wo es wesentlich Gehör schonender
war.
    Ganz nach vorne trauten sich sowieso nur die ganz
Unerschrockenen.
    Nämlich diejenigen, denen es egal war, dass sie
nach dem Konzert für mindestens drei Stunden noch dem Club der
Gehörlosen angehören würden.
    Na ja, nach dem Konzert ging man in der Regel erst mal
zu McDoof. Da musste man weder zuhören, noch sprechen. Es
reichte im Allgemeinen, auf die beleuchteten Reklametafeln zu deuten
und eventuell noch auf die zu erwartende Standardfrage, welches
Getränk man möchte, mit Coke, Fanta oder Sprite zu
antworten.
    Mit ganz viel Glück hatte man einige der beliebten
50%-reduziert-Coupons aus der Zeitung ergattert, die man einfach
vorlegen konnte.
Das würden sogar Höhlenmenschen noch
hinkriegen.
    Wieder seufzte Tom.
Wie lange war es inzwischen her,
dass er selbst einfach in ein Fastfood-Restaurant gehen und sich mit
einem Tablett voller Cheeseburger und fettiger Fritten beladen auf
einen der mit rotem Kunstleder
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