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Push up

Push up

Titel: Push up
Autoren: Doris Lösel
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ja auch eine spontane
Entscheidung.
    Nichts, auf das sie sich hätte
vorbereiten können.
    Und etwas, das sie bereits zu bereuen
begann.
    Lea überlegte, ob sie einfach mit
den Worten „April April“ wieder von der Bühne
spazieren sollte. Was, um Gottes Himmels Willen, hatte sie denn bloß
geritten?
    Wenn sie die aufblitzenden Lichter um
sich herum richtig deutete, schoss wohl die halbe Welt gerade Fotos
von ihr.
    Oder, noch schlimmer, sie würden
alles aufzeichnen und morgen würde jeder, der sich das antun
wollte, sie auf You tube begaffen können.
    Und, noch schlimmer, den
„Unlike-Button“ drücken und sie mit
niederschmetternden Kommentaren gnadenlos in der Luft zerreißen.
    Sie würde sich in Los Angeles
nicht mehr blicken lassen können. Und auch sonst nirgends, wo
man Satellitenempfang hatte.
    Ach, egal!
Die Antarktis sollte doch
um diese Jahreszeit besonders schön sein … dort war es
hoffentlich so kalt, dass jede Leitung einfror ...
    „Bereit?“
    Leas Fluchtpläne fanden ein jähes
Ende, als John ihren Hintern tätschelte.
    Er tätschelte ihr tatsächlich
den Hintern?
    Was dachte er sich denn?
Hielt er
sie etwa für eine Schlampe?
    Lea nickte automatisch, obwohl sie
laufen wollte, so schnell sie ihre Beine trugen.
    Doch alle Aufregung war wie weggefegt,
als die ersten Takte des Songs erklangen und Lea sich vollkommen dem
einzigartigen Rhythmus ergab.
    Nur die Musik war wichtig … der
Sound … der Takt …
    Es war, als sei sie in eine andere Haut
geschlüpft.
    John und seine Band standen im
Halbdunkel, während ein einziger, rot leuchtender Spot auf Lea
gerichtet war.
    Ihr geschmeidiger Körper bog und
drehte sich um das einzige Requisit, das für ihre Performance
nötig war: ein Stuhl.
    Lea präsentierte dem Publikum ihre
knackige Kehrseite, in dem sie ihre Hände auf die Stuhllehne
legte, ihren Rücken durchbog und mit ihrem kleinen Popo
wackelte.
    Ja, wenn sie tanzte, fühlte sie
sich so sexy, wie Bess und Joe es ihr immer vorbeteten.
    Sinnlich und erotisch, nicht …
    Nein, jetzt nur nicht an Erics Worte
denken!
Nicht hier … nicht jetzt ...
    Als sie in verführerischer Weise
einen Blick über ihre Schultern warf, johlte die Zuschauerschar
und forderte lautstark „Auszieh'n! Auszieh'n!“
    Lea tat, als tue sie ihnen den
Gefallen. Schließlich gehörte auch das zum Erotic dance.
    Einen Finger verführerisch-verspielt
an ihre Lippen gelegt, huschte ihre rechte Hand hinter ihren Rücken.
Mit einem einzigen Griff löste sie den Verschluss ihres BH.
    Hüftschwingend überkreuzte
sie die Arme vor ihrer Brust und streifte nacheinander die BH-Träger
über ihre Arme nach unten.
    Lea wusste, die letzten Takte des
Liedes standen unmittelbar bevor.
    Sie griff in den Ärmel ihrer Bluse
und zog Zentimeter um Zentimeter mit aufreizenden Bewegungen ihren
Push up hervor.
    Als sie das feuerrote Teil in der Hand
hielt, schwang sie es mehrmals am Zeigefinger durch die Luft …
und ließ es dann, nach einem kurzen Blick hinter die Bühne,
gekonnt durch die Luft fliegen.
    Dort konnte sie es sich gleich wieder
zurückholen. Es war ja nicht so, dass sie darauf verzichten
wollte.
    Das heiße Teilchen war immerhin
von Victoria's Secret und damit nicht gerade billig.
    Nebenbei bemerkt, fühlte sie sich
ohne BH schutzlos.
    Noch bevor die letzten Takte des Liedes
erklangen, schrie, trampelte, klatschte und pfiff das Publikum.
    Lea verbeugte sich anmutig, wobei sie
jetzt den Hut doch abnahm und ihre seidige Mähne sich wie ein
schwarzer Wasserfall über die Bühne ergoss.
    John Crocket zeigte mit ausgestrecktem
Arm auf Lea … es war auch ihr Applaus … sogar ganz
besonders ihrer.
    Lea hoffte, dass dieser Irrsinn für
sie gleich ein Ende haben würde und sie von hier verschwinden
konnte, ohne einen allzu peinlichen Abgang hinzulegen.
    Sie wollte so schnell wie möglich
weg von hier … von der Bühne, aus dem Park, aus L. A. …
aus den USA.
    Doch zuvor musste sie ihren BH wieder
finden.

Nicht
von dieser Welt

    Tom lauschte Johns Gesang und tauchte vollkommen ab in
eine andere Welt.
    Für die Dauer seiner Lieder konnte Tom einfach nur
er selbst sein; alles um sich herum vergessen. Einfach nur die Lieder
genießen. So tun, als ob er dort unten bei all den anderen
Menschen stünde und gemeinsam mit ihnen im Takt klatschte.
    John hatte sein Repertoire schon fast durch. Es fehlte
nur noch …
    Tom stutzte.
    Was machte der Bursche denn jetzt?
Tom musste einfach
grinsen, als er begriff, was los war.
    Da fragte der Filou
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