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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
Autoren: Doris Cramer
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Wahres, überlegte Sarah. Nur gelegentlich wehrte sie sich gegen die Sorge ihrer Mutter, die sich einfach nicht abgewöhnen konnte, über jeden ihrer Schritte zu wachen. » Du bist mein einziges Kind, ein Stück meines Herzens. Da ist es doch verständlich, wenn ich mich sorge«, verteidigte sich ihre Mutter. Sonst sprach sie nie über Gefühle . Mit ihrem Vater war es anders. Ihre Eltern hätten sowieso unterschiedlicher nicht sein können. Wo ihr Vater unbefangen auf die Leute zuging, oft mit einem Scherz auf den Lippen, blieb ihre Mutter zurückhaltend, und speziell den Leuten in Mogador gegenüber verhielt sie sich sogar ausgesprochen spröde. Einerseits vertraute sie ihnen, andererseits behandelte sie die ansässigen Berberfamilien ein wenig von oben herab. Immer wieder fiel Sarah dieser Widerspruch auf. Viele von den Leuten arbeiteten für sie, und sie erhielten einen ordentlichen Lohn, dennoch wurden sie stets mit leiser Distanz betrachtet. Von dieser Regel gab es nur eine Ausnahme: Naimas Familie. Deren Mutter Cadidja war früher einmal Köchin und Dienerin ihrer Mutter gewesen, sie kannte Sarah vom Tag ihrer Geburt an und gehörte fast zur Familie.
    Sarah sah, dass eines der Frachtboote von der Purpurinsel ablegte und die Bucht überquerte. Konnte es sein, dass ihre Mutter bereits jetzt, um diese Tageszeit, nach Hause kam? Hoffentlich war kein Unglück geschehen.
    *
    Die Brust, Schultern und Oberarme taten weh, der Gestank bereitete ihr Kopfschmerzen, und dann die Rückenprobleme … Die Zeiten, in denen wenige Stunden Schlaf ausgereicht hatten, um Mirijams Kräfte wiederherzustellen, lagen noch nicht allzu lange zurück. Heute hingegen fühlte sie sich oft schon kurz nach dem Aufstehen erschöpft. Vielleicht sollte sie einmal die berühmten Heilquellen aufsuchen? Aber konnte ihr tatsächlich jetzt schon das Alter zu schaffen machen, mit gerade Anfang vierzig? Während sie sich über die Bucht rudern ließ, versuchte Mirijam, ihre angespannten Muskeln zu lockern.
    Auch diese Nacht hatte sie gemeinsam mit Zoubeida und Bedriye an den Bottichen zugebracht und den neuen Sud vorbereitet. In ein paar Stunden konnten sie endlich mit dem Färben beginnen. Umso ärgerlicher, dass sie ausgerechnet jetzt die Arbeit unterbrechen musste.
    Bisher hatten sie ausschließlich Seide und leichte Baumwollstoffe gefärbt, die Lagerhäuser aber waren noch bis unters Dach gefüllt mit gesponnener Wolle, die auf die Weiterverarbeitung wartete. Ihr graute bei dem Gedanken an die vollgesogenen Wollbündel, die sie demnächst im Farbbad schwenken und heben musste. Dennoch, trotz ihrer Rückenschmerzen sollte sie die Idee, weniger zu arbeiten, lieber gleich vergessen. Sie kannte sich. Natürlich würde sie auch in diesem Jahr so lange in Mogador bleiben, bis alle Färbedurchgänge abgeschlossen waren, was in der Regel bis zum Einsetzen der Sommerhitze dauerte. Daran würde sich nichts ändern.
    Drei Jahre nach Abu Alîs Tod war sie zum ersten Mal wieder hierhergereist, mit Herzklopfen, wie sie sich erinnerte. Zuvor hatte die gute alte Aisha eigens die Reise nach Santa Cruz auf sich genommen, um ihr ins Gewissen zu reden. Sie hatte von ihrem Abu gesprochen und davon, sein Andenken nicht zu schmälern, aber auch von der Kraft des Verzeihens und von menschlichen Schwächen. Letzten Endes hatte sie sich überreden lassen, wenigstens die Teppichwerkstatt und die Purpurfärberei wieder aufzubauen. Heute war sie froh darüber, obwohl sich das bedingungslose Vertrauen der früheren Jahre nicht wieder eingestellt hatte. Sie konnte den Bewohnern von Mogador nicht wirklich verzeihen, dass sie ihren Abu und sie damals nicht vor den Angriffen der Sa’adier gewarnt hatten.
    Das Haus ihres Abu hatte sie allerdings nicht wieder hergerichtet, ein Rabbi aus Al-Andalus hatte es gekauft und lebte nun mit seiner großen Familie dort. Sie hatte stattdessen ein Anwesen neben der Teppichwerkstatt erworben und die beiden Gebäude durch einen Anbau miteinander verbinden lassen. Anstelle eines Gartens verfügte es leider nur über einen kleinen gepflasterten Innenhof, von dem aus man Sarahs und ihr Zimmer sowie den Salon, die Küche und den Schlafraum der Köchin erreichte, aber für die wenigen Wochen im Jahr reichte es aus. Und schließlich gab es immer noch das achteckige Turmzimmer mit dem unvergleichlich schönen Blick über die Stadt und die Bucht. Wie schon in den Anfangsjahren hatte sie dort wieder ihren Arbeitsplatz eingerichtet, so dass sie während
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