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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
Autoren: Doris Cramer
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sich eine Festung mit massiven Mauern und mit Zinnen bewehrten Ecktürmen. Sie war portugiesischen Ursprungs, wie er wusste, denn bis vor wenigen Jahren gehörte diese Küste zu den Besitztümern der portugiesischen Krone. Inzwischen waren die Portugiesen vertrieben, und zwei einheimische Sultane herrschten über das Land. Angeblich handelte es sich um verfeindete Brüder, dem einen unterstand der nördliche Teil, und der andere herrschte über den Süden. Ein ispettore * dieses Sultans residierte in dieser Festung und verwaltete Mogador. Viel Arbeit konnte das nicht sein, was gab es hier schon zu verwalten? Und aus dieser windigen Einöde sollten die berühmten Purpurschnecken kommen? Es sollte kein unlösbares Problem darstellen, Auskünfte über die Verarbeitung dieser Tiere zu erhalten, er hatte schließlich schon ganz andere Schwierigkeiten gemeistert. Und es würde ihn nicht wundern, wenn seine Informanten in diesem Punkt wieder einmal maßlos übertrieben hatten. Wenn er nur daran dachte, welch ungeheuerliche Geschichten sie über die Korsaren an dieser Küste erzählt hatten! Pah, er jedenfalls war in ihren Hafen am Ufer des Bou-Regreg eingelaufen, hatte seine Aufwartung gemacht, und als sie seine Laderäume sahen, hatten sie ihn weiterziehen lassen. Besagte Laderäume würden bei der Rückreise natürlich ebenso leer sein, schließlich benötigte seine Beute kaum Platz. Er grinste. Seine Zukunft sah von Tag zu Tag rosiger aus.
    * Siehe Glossar am Ende des Romans.
    Nun ja, jubeln konnte er später, zunächst musste er sich mal durch die Mauer seltsam gekleideter Menschen zwängen, die sich am Hafen drängten. Man sollte doch meinen, dass selbst in diesem trostlosen Winkel wenigstens hin und wieder ein Schiff anlegte, was also glotzten sie? Kapitän Capello zog seine Uniformjacke straff und hob das Kinn.
    *
    Mirijam strich mit dem Unterarm die Haare aus der schweißnassen Stirn. Eine Bewegung, die sie sicher schon tausendmal gemacht hatte. Auch alles andere wiederholte sich Jahr für Jahr: die schleimigen Schneckenteile im Salz, die Krüge voll abgestandenem Urin, die Berge von Brennstoff, und dann die Bottiche, die sich langsam aufheizten … Inzwischen hatte ihre Färberei natürlich kaum noch Ähnlichkeit mit jener aus den Anfangsjahren. Heute war jeder Arbeitsschritt genauestens durchgeplant, so dass die Abläufe, einer Kette ähnlich, nahtlos ineinandergriffen. Aber immer noch arbeitete sie nach der Rezeptur ihres verstorbenen Ziehvaters Abu Alî el-Mansour. Nur damit erzielte man das leuchtendste, tiefste und beständigste Purpurrot, das man sich denken konnte und für das die höchsten Preise gezahlt wurden.
    Am Nachbarbottich summte Zoubeida im Takt ihrer Bewegungen vor sich hin. Die dicke Frau mit den kräftigen Armen war ihre zuverlässigste Hilfe. Jetzt hob sie den Kopf und richtete sich auf. » Lâlla, seht doch! Bei Allah, welch ein Schiff! Ob es ein Portugiese ist?« Zoubeida deutete zur Nachbarinsel.
    Mirijam blickte hinüber, wo sich ein prächtiges Handelsschiff hinter der Insel hervorschob, eine Karavelle mit roter und goldener Bemalung an Bug und Reling. Über dem hellen Segel, das soeben eingeholt wurde, flatterte eine scharlachrote Fahne in der Brise.
    » Erkennst du das Banner?«, fragte sie Zoubeida. Zu ärgerlich, dachte Mirijam, nicht nur die Gelenke, auch die Augen ließen sie inzwischen immer öfter im Stich.
    » Irgendetwas in Gold auf rotem Grund.« Die Vorarbeiterin zuckte die Schultern. » Genaues kann ich nicht unterscheiden.«
    Mehr musste sie nicht wissen, schließlich kannte sie seit frühester Jugend die Farben der Republik Venedig. Aber sie hatte nicht gedacht … Unwillkürlich entfuhr ihr ein Seufzer.
    Das schien der angekündigte Venezianer zu sein, der ihretwegen nach Mogador kam, genauer gesagt wegen der Purpurstoffe. Dabei hatte sie sich immer noch nicht entschieden und insgeheim gehofft, er würde vielleicht doch nicht auftauchen.
    Sie beobachtete, wie die Karavelle die Anker ausbrachte. In Paris und Rom, in Genua und in der Marseiller Seidenhändlergilde hatte sie genügend feste Abnehmer, so dass sie keinerlei neue Geschäftsbeziehungen anstrebte. Aber Miguel hatte den Kontakt mit dem Venezianer dennoch vermittelt, sozusagen über ihren Kopf hinweg, und ihr lediglich den ungefähren Zeitraum seines Eintreffens mitgeteilt. In seinem Brief hatte er außerdem überschwänglich vom Glanz Venedigs berichtet, von der Pracht des Dogenpalastes und der Prozession
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