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Puppentod

Titel: Puppentod
Autoren: Katharina Winter
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gefangen. Noch nie hatte eine Frau sein Herz so zum Rasen gebracht und seinen Puls so beschleunigt. Nun stellte sich auch noch heraus, dass sie in München lebte. Was für ein Glück! Hier hatte das Schicksal seine Hand im Spiel, davon war er überzeugt.
    »Wann kommst du zurück nach Deutschland?«, fragte er.
    »Gar nicht«, antwortete sie. »Im Grunde ist Deutschland für mich schon Vergangenheit. Ich bin seit drei Monaten in der DomRep und fühle mich hier sehr wohl.
Ich werde hierbleiben, das steht fest, zumal ich inzwischen den Job in der Tauchschule und eine kleine Wohnung gefunden habe.« Dann strich sie eine Strähne ihrer langen Haare aus der Stirn und fügte hinzu: »Ich fliege nur noch ein einziges Mal nach Deutschland, nächsten Freitag, um meine letzten Sachen zu holen, danach bin ich für immer weg.«
    Erlaubte sich das Schicksal gerade einen schlechten Scherz?
    »Das ist nicht dein Ernst!«, rief er und machte ein betretenes Gesicht.
    Margerita kam mit zwei riesigen Tellern, auf denen der Fisch und der Hummer lagen, garniert mit gebackenen Kartoffeln und Gemüse.
    Es schmeckte alles fantastisch - nur war ihm der Appetit vergangen.
    »Ist es nicht toll, unter diesem Sternenhimmel zu sitzen und hinaus aufs Meer zu schauen?«, schwärmte Lisa. »Wie lange dauert dein Urlaub denn noch? Wann geht’s zurück nach Hause?«
    »Morgen früh«, antwortete er und fand das in dem Moment überhaupt nicht lustig.
    Sie wirkte überrascht. »Morgen schon?«
    Hörte er da ein leises Bedauern in ihrer Stimme?
    »Eigentlich wäre mein Urlaub noch gar nicht zu Ende«, erklärte er ihr. »Ich breche ihn ab, um ein wichtiges Meeting in der Firma nicht zu verpassen. Dieser Urlaub kam sehr überraschend; mein Freund Erik und ich haben ihn bei der Verlosung in einem Münchner Sportgeschäft gewonnen. Ich habe schon viele wichtige Termine abgesagt.
Um wenigstens an diesem Meeting teilnehmen zu können, wollte ich eher nach Hause fliegen.«
    »Schade«, erwiderte sie achselzuckend. »Es hätte dir am Salto del Limón bestimmt gefallen.«
    »Wo?«
    »Am Salto del Limón. Gerade wollte ich dich fragen, ob du morgen mit mir dorthin fahren möchtest.«
    Verwirrt schaute er sie an.
    »Sag bloß, du kennst den Salto del Limón nicht«, sagte sie daraufhin in leicht empörtem Tonfall.
    »Nein«, gestand er kleinlaut, »davon habe ich noch nie gehört.«
    »Das ist der schönste Wasserfall der Karibik«, erzählte sie. »Eigentlich darf man die Insel gar nicht verlassen, wenn man ihn nicht gesehen hat.«
    »Ehrlich?«
    Sie nickte und sagte mit ernstem Gesicht: »Du wirst morgen früh am Flughafen bestimmt ein Problem bekommen.«
    Grübelnd zog er die Stirn in Falten. »Du meinst … sie werden mich nicht abreisen lassen?«
    Entschieden schüttelte sie den Kopf, während es in ihren Augen kurz aufblitzte. »Ich wette, spätestens morgen Mittag stehst du wieder in meinem Büro und willst unbedingt mit mir zum Salto del Limón fahren. Wart’s nur ab, so wird es sein.«
    Sie lächelte. Dann gab sie Julio ein Zeichen, woraufhin der begann, mit seiner Gitarre ein spanisches Lied zu spielen. Es hieß Hasta Mañana und war Lisas Lieblingslied . Michael meinte, eine Sternschnuppe ins Meer tauchen
zu sehen, genau dort, wo der Lichtteppich des Mondes in den Horizont floss.
    »Du meinst, ich sollte noch bleiben?«, fragte er leise.
    »Du solltest es zumindest versuchen«, flüsterte sie.
    Über das flackernde Kerzenlicht hinweg sah er sie an.
    Hasta Mañana - bedeutete das nicht: Bis morgen ? Und überhaupt, brachten Sternschnuppen nicht Glück?

2
    Es war stockfinster. Eine dicke Wolke hatte sich vor den Vollmond geschoben und verhinderte genau zum richtigen Zeitpunkt, dass sein helles Licht den Strand ausleuchtete. Der Himmel schien ihr beizustehen, denn sie brauchte den Schutz der Dunkelheit.
    Sie stellte die schwere Tasche ab und öffnete leise die Tür des Gerätehauses. Nur einen Spaltbreit, nicht zu weit, damit sie nicht quietschte.
    Dann schob sie die Tasche durch die schmale Öffnung und huschte selbst hindurch. Im schwachen Licht ihrer Taschenlampe erkannte sie Michaels Ausrüstung auf der Bank. Davor stand die von ihm benutzte Druckluftflasche.
    Sie kniete sich auf die Holzdielen, zog den Reißverschluss der Tasche auf und nahm die darin liegende Druckluftflasche heraus.
    Plötzlich hielt sie inne. Hatte sie nicht eben etwas gehört? Wie ein Luchs spitzte sie die Ohren. Da war es wieder: ein kurzes, knackendes Geräusch. Kam
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