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Puppenmord

Titel: Puppenmord
Autoren: Tom Sharpe
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sind«, sagte er fuchsig. Die Pringsheims fuhren zum Rossiter Grove und packten. Am nächsten Morgen flogen sie von Heathrow ab.

- 21 -
    Der Direktor saß hinter seinem Schreibtisch und sah ungläubig auf Will. »Beförderung?« sagteer. »Habe ich Sie das Wort »Beförderung« erwähnen hören?«
    »Genau das«, sagte Wilt. »Und außerdem haben Sie auch »Leiter der Abteilung Allgemeinbildung« gehört.«
    »Nach allem, was Sie getan haben? Sie wollen sagen. Sie haben den Mut, hierherzukommen und zu verlangen, zum Leiter der Allgemeinbildung gemacht zu werden?«
    »Ja«, sagte Wilt.
    Der Direktor rang nach Worten, die seine Gefühle ausdrücken könnten. Das war nicht leicht. Vor ihm saß der Mann, der für die Reihe von Unglücken verantwortlich war, die seine kühnsten Hoffnungen zerstört hatten. Die Berufsschule würde nun nie mehr Fachschule werden. Dafür hatte die Ablehnung des neuen Unterrichtszweiges gesorgt. Darüber hinaus war da noch die schädliche Wirkung in der Öffentlichkeit, die Kürzung des Etats, seine Kämpfe mit dem Erziehungsausschuß, die Demütigung, als Direktor einer Anstalt für Puppenvögler angeprangert zu werden . . .
    »Sie sind gefeuert!« schrie er.
    Wilt lächelte. »Ich glaube kaum«, sagte er. »Hier sind meine Bedingungen.«
    »Ihre was?«
    »Bedingungen«, sagte Wilt. »Dafür, daß ich zum Leiter der Abteilung Allgemeinbildung ernannt werde, unternehme ich keine Schritte gegen Sie wegen unrechtmäßiger Entlassung mit dem ganzen Rattenschwanz an Aufsehen, der damit ver- Bunden wäre. Ich ziehe meine Klage gegen die Polizei wegen rechtswidriger Verhaftung zurück. Den Vertrag hier, den ich mit der »Sunday Post« für eine Artikelserie über das wahre Wesen der Abteilung Allgemeinbildung verabredet habe - ich plane, sie »Das Ausgeliefertsein an die Unkultur« zu nennen - werde ich nicht unterschreiben. Ich sage die Vorträge ab, die ich im Zentrum für Sexualerziehung zu halten versprochen habe. Ich trete nächsten Montag nicht in »Panorama« auf. Kurz, ich entsage den Freuden und Anerkennungen der öffentlichen Enthüllungen . . .«
    Der Direktor hob zitternd die Hand. »Genug«, sagte er, »ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Will stand auf. »Lassen Sie mich Ihre Antwort bis Mittag wissen«, sagte er. »Ich bin in meinem Büro.«
    »Ihrem Büro?« sagte der Direktor.
    »Bisher gehörte es Mr. Morris«, sagte Wilt und schloß die Tür. Der Direktor nahm den Hörer vom Telefon. Über den Ernst von Wilts Drohungen gab es keinen Zweifel. Er mußte sich beeilen.
    Wilt schlenderte den Korridor zur Abteilung Allgemeinbildung hinunter und sah sich die Bücher in den Regalen an. Er hatte sich Veränderungen überlegt. »Der Herr der Fliegern verschwände, und mit ihm »Shane«, »Liebende Frauen«, Or-wells »Essays« und »Der Fänger im Roggen«, all diese Sinnbilder intellektueller Herablassung, diese ausgewalzten Bandwurm-Feinsinnigkeiten. In Zukunft lernten Gasinstallateure II und Fleisch I das Wie der Dinge, nicht das Warum. Wie man liest und schreibt. Wie man Bier braut. Wie man seine Lohnsteuererklärung frisiert. Wie man mit der Polizei fertig wird, wenn man eingelocht wird. Wie man eine kaputte Ehe wieder kittet. Den Unterricht in den beiden letzten Fächern gäbe Wilt selber. Es kämen bestimmt Einwände aus dem Kollegium, auch Kündigungsdrohungen, aber das würde nichts machen. Einige Kündigungen von denjenigen, die sich fortwährend seinen Vorstellungen wiedersetzten, nähme er gern an. Schließlich brauchte man keinen Doktor in Englischer Literatur, um Gasinstallateuren das Wie von allem beizubiegen. Wenn man's recht bedachte, hatten sie ihm mehr beigebracht, als sie von ihm gelernt hatten. Viel mehr. Er ging in Mr. Morris' leeres Büro, setzte sich an den Schreibtisch und verfaßte eine Anweisung für die Lehrer der Allgemeinbildung. Sie trug den Titel: Bemerkungen zu einem Selbstunterrichtssystem für Berufsschulen. Er hatte gerade das fünfte Mal »nicht hierarchisch geschrieben, als das Telefon klingelte. Es war der Direktor.
    »Vielen Dank«, sagte der neue Leiter der Abteilung Allgemeinbildung.
    Eva Will kam vom Arzt und spazierte fröhlich die Parkview Avenue lang. Sie hatte für Henry das Frühstück gemacht und das Zimmer nach vorne staubgesaugt und die Diele gebohnert und die Fenster geputzt und Harpic ins Klo gestreut und war beim Gemeindezentrum »Harmonie« vorbeigegangen und hatte beim Fotokopieren eines Aufrufs zu einer neuen Laienspielgruppe
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