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Puppenmord

Titel: Puppenmord
Autoren: Tom Sharpe
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Flint und eilte davon, um seinen verlorenen Schlaf aufzuholen.
    Hochwürden St. John Froude verbrachte einen unruhigen Tag. Bei der Untersuchung der Kirche hatte er nichts Unschickliches entdeckt, auch keine Anzeichen dafür, daß dort ein unzüchtiges Ritual (eine Schwarze Messe war ihm durch den Kopf gegangen) abgehalten worden wäre. Als er wieder zum Pfarrhaus ging, sah er mit Freuden, daß der Himmel über dem Aalfleet leer und die Präservative verschwunden waren. Der Efeu auf seinem Schreibtisch auch. Er blickte ängstlich auf die Stelle, wo er gelegen hatte, und goß sich einen Whisky ein. Er hätte schwören können, daß da ein Efeuzweig gelegen hatte, als er rausgegangen war. Als er ausgetrunken hatte, was noch in der Flasche war, wirbelten ihm gräßliche Phantasievorstellungen durch den Kopf. Das Pfarrhaus war mit merkwürdigen Geräuschen erfüllt. Im Treppenhaus knarrte es sonderbar, und im oberen Stockwerk hörte er ein unerklärliches Geraschel, als wenn jemand oder etwas heimlich herumschleiche, aber als der Pfarrer nachsehen ging, hörten die Geräusche sofort auf. Er ging nach oben und guckte in mehrere leere Schlafzimmer. Er kam wieder runter, blieb in der Diele stehen und lauschte. Dann ging er in sein Arbeitszimmer und versuchte, sich auf seine Predigt zu konzentrieren, aber das Gefühl, daß er nicht alleine sei, wollte nicht weichen. Hochwürden St. John Froude saß an seinem Schreibtisch und überlegte, ob es wohl Gespenster gebe. Irgendwas sehr Sonderbares ging hier vor. Um eins ging er durch die Diele in die Küche, um sich Mittagessen zu machen, und entdeckte, daß eine Flasche Milch aus der Speisekammer verschwunden war, ebenso der Rest von einem Apfelkuchen, den ihm Mrs. Snape gebracht hatte, die zweimal in der Woche saubermachen kam. Er behalf sich mit Schinkenhäger auf Doppelkorn und schwankte zu seinem Nachmittagsnickerchen die Treppe rauf. Er machte sich's gerade bequem, da hörte er zum ersten Mal die Stimmen. Oder vielmehr eine Stimme. Sie schien aus seinem Arbeitszimmer zu kommen. Hochwürden St. John Froude setzte sich im Bett auf. Wenn seine Ohren ihn nicht trogen, aber wenn er an die schrecklichen Morgenereignisse dachte, neigte er doch eher zu der Annahme, sie täten's, hätte er schwören können, daß gerade jemand sein Telefon benutzt habe. Er stand auf und zog sich die Schuhe an. Irgend jemand weinte. Er ging vor die Tür und horchte. Das Schluchzen hatte aufgehört. Er ging nach unten und guckte in alle Zimmer im Erdgeschoß, aber außer daß in dem unbenutzten Wohnzimmer von einem Lehnstuhl die Staubhülle abgenommen worden war, gab es kein Zeichen, daß irgend jemand hier war. Er wollte eben wieder nach oben gehen, als das Telefon klingelte. Er ging ins Arbeitszimmer und hob ab.
    »Pfarrhaus Waterswick«, murmelte er.
    »Hier ist die Polizeiwache Fenland«, sagte ein Mann. »Wir sind gerade eben von ihrem Apparat aus angerufen worden, anscheinend von einer Mrs. Wilt.«
    »Mrs. Wilt?« sagte Hochwürden St. John Froude. »Mrs. Wilt? Tut mit leid, da muß ein Irrtum vorliegen, ich kenne keine Mrs. Wilt.«
    »Der Anruf kam ohne Zweifel von Ihrem Apparat, Sir.«
    Hochwürden St. John Froude dachte über die Sache nach. »Das ist alles sehr merkwürdig«, sagte er, »ich lebe alleine.«
    »Sie sind der Pfarrer?«
    »Natürlich bin ich der Pfarrer. Das ist das Pfarrhaus, und ich bin der Pfarrer.«
    »Ich verstehe, Sir. Und wie heißen Sie?«
    »Ich bin Hochwürden St. John Froude. F...R...O... U ... D ... E ...«
    »Gut, Sir. Und Sie haben bestimmt keine Frau im Haus.«
    »Natürlich hab ich keine Frau im Haus. Ich finde diese Unterstellung ausgesprochen ungehörig. Ich bin ein . . .«
    »Tut mir leid, Sir, aber wir müssen das einfach nachprüfen. Wir hatten einen Anruf von Mrs. Wilt, zumindest von einer Frau, die behauptete, Mrs. Wilt zu sein, und er kam von Ihrem Apparat...»
    »Wer ist diese Mrs. Wilt? Ich habe nie was von einer Mrs. Wilt gehört.«
    »Also, Sir, Mrs. Wilt... Es ist wirklich ein bißchen schwierig. Sie soll ermordet worden sein.«
    »Ermordet?« sagte Hochwürden St. John Froude, »sagten Sie »ermordet«?«
    »Sagen wir mal, sie ist unter verdächtigen Umständen spurlos verschwunden. Wir haben ihren Mann zum Verhör hier.«
    Hochwürden St. John Froude schüttelte den Kopf. »Sehr betrüblich«, murmelte er.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sir«, sagte der Wachtmeister. »Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.«
    Hochwürden St. John Froude legte
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