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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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startklar war. Martin Wiker steckte ihr einen Fünfziger zu und Aron zog sich seinen Anorak an. Sie gingen raus auf die Treppe.
    »Muss nur noch meine Jacke holen«, sagte Papa und drückte auf den Autoschlüssel.
    Der Mercedes blinkte kurz, als er aufgeschlossen wurde. Aron drehte sich zu Siri um, um etwas zu sagen, aber dann stockte er.
    Sie war auf einmal ganz blass geworden und starrte mit aufgerissenen Augen den Mercedes an. Langsam wanderte ihr Blick zu Aron. Ihre Pupillen waren so groß, dass ihre Augen ganz schwarz aussahen.
    »Wem gehört das Auto?«, fragte sie leise.
    »Der Benz? Meinem Vater. Oder, na ja, eigentlich gehört er der Firma. Er hat ein eigenes Unternehmen. Warum?«
    »Er kommt sonst nie damit her«, sagte sie schroff. »Zumindest nicht oft.«
    »Ach ja? Ja, keine Ahnung. Meine Mutter hat einen kleinen blauen Hyundai, vielleicht nimmt er manchmal den. Um den Benz ist er ja immer so besorgt. Ich wollte damit Fahren üben, aber da ist er gleich total ausgeflippt.«
    »Einen kleinen blauen ... stimmt. Ich habe ihn schon in einem blauen Auto gesehen«, sagte Siri langsam. »Aber der hier ist groß und dunkel ...«
    »Und ...?«
    Aron hatte keine Ahnung, was sie an dem Auto so spannend fand. Ihn selbst langweilte eigentlich alles, was mit Motoren zu tun hatte. Natürlich wollte er irgendwann seinen Führerschein machen. Aber es war ihm gleichgültig, wie ein Auto unter der Haube aussah, solange es nur fuhr.
    Aron bemerkte, wie Siri seinen Vater musterte, als er sich in seine grüne Jacke zwängte. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie in seine Richtung. Als würde sie Maß nehmen. Dann öffnete sie den Mund und machte ihn wieder zu.
    »Was hat er für ein Nummernschild?«, murmelte sie und machte ein paar Schritte nach vorne, um besser sehen zu können.
    »ARU irgendwas«, sagte Aron. »Wieso?«
    »ARU ... Was arbeitet dein Vater eigentlich?«, fragte sie. »Ich weiß, dass er oft hier ist, aber ich habe ihn noch nie gefragt, was er so macht.«
    »Wie gesagt, er hat ein eigenes Unternehmen«, sagte Aron. »Er importiert und verkauft Lebensmittel aus Russland und Polen. Delikatessen, Alkohol und so was.«
    »Hm«, sagte Siri. »Und wie heißt eure Firma?«
    Sie hatte eine tiefe Furche zwischen den Augenbrauenund es klang fast, als wäre das hier keine nette Unterhaltung, sondern ein handfestes Verhör.
    Aron starrte sie an. Er verstand überhaupt nichts mehr. Was wollte sie denn von ihm?
    »Deli-Import«, sagte er.
    »Aha. Du, Aron, hast du Lust, irgendwann mal mit mir einen Kaffee zu trinken?«, fragte Siri. Sie klang dabei seltsam abwesend und ihr Blick war noch immer auf das Auto gerichtet. »Heute schaffe ich es nicht mehr, aber ein andermal vielleicht?«
    Aron fühlte sich seltsam froh. Er hatte gerade darüber nachgedacht, sie dasselbe zu fragen.
    »Klar ...«
    »Okay. Ich gebe dir meine Nummer.«
    Hastig zog Aron sein Handy aus der Tasche, ehe sie es sich vielleicht anders überlegte, und gab die Nummer ein, die sie herunterratterte. Er schaffte es gerade noch, »Siri« zu tippen, als sein Vater ihn mit einer Stimme rief, die keinen Aufschub duldete.
    »Ja ... äh, mein Vater will los. Aber wir hören voneinander. Tschüss«, sagte er unbeholfen, ohne eine Antwort zu erhalten.
    Siri blieb stehen, wo sie war, und schaute den beiden zu, wie sie ins Flugzeug kletterten und starteten. Sogar als sie schon auf dem Rollfeld waren, sah Aron sie noch an der Treppe stehen, ihr Gesicht wie ein weißer Fleck in der schwarzen Kapuze ihrer Jacke.
    Irgendetwas an ihrem Verhalten war beunruhigend.Es war merkwürdig, wie Siri sich von fröhlich und freundlich zu ängstlich und besorgt verwandelt hatte, gerade als sie los wollten. Ihr kleines, blasses Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf und Aron dachte, dass er sie unbedingt wiedersehen musste.

3
    Aron flog. Er flog und es ging ihm gut, keine Spur von Übelkeit. Sein goldenes Flugzeug machte einen Looping und Siri, die neben ihm saß, drehte den Kopf und lächelte ihn bewundernd an. Der Himmel war blau und die Wolken sahen aus wie kleine, wollige Lämmer. Aron war der König der Lüfte.
    Siri lachte und ihre Augen glitzerten. In der Hand hielt sie ein Handy und es klingelte und klingelte und klingelte lauter ...
    Mit klopfendem Herzen wachte Aron auf. Das Flugzeug war verschwunden, der Himmel und Siri auch, aber sein Handy klingelte unangenehm laut weiter. Er streckte einen Arm aus, bekam das Telefon zu fassen und hielt es ans Ohr.
    »Hallo«,
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