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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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Weg genommen hätte, aber als das Auto verschwunden war, war ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf geschossen: Was, wenn der Typ zurückkam? Was, wenn er doch den eingeschalteten Bildschirm bemerkt und beschlossen hatte, sicherheitshalber noch einmal nachzusehen? Deshalb hatte sie sich für den längeren, verzweigteren Weg entschieden. Es war leichter, zwischen den Büschen und Hecken bei den Toiletten der Kleingartensiedlung zu verschwinden, falls es nötig werden sollte. Außerdem wusste sie, dass es hinter den Hütten eine Telefonzelle gab.
    Jetzt, wo ihr die feuchte Herbstluft entgegenschlug, fragte sie sich, warum sie überhaupt gezögert hatte, Hilfe zu rufen. Dateidownload hin oder her – das, was hier passiert war, war doch viel wichtiger.
    Schlimmer.
    Ihr schlechtes Gewissen trieb sie vorwärts, sie beschleunigte ihr Tempo, rannte schneller, als sie es je zuvor getan hatte. Ihre Schuhe rutschten auf denkleinen Steinchen, aber das konnte Siri nicht aufhalten. Sie flog fast in die Telefonzelle. Mit kalten Fingern wählte sie die Notrufnummer.
    »Polizei? Ich glaube, auf dem Flugplatz ist jemand. Ich habe Licht und ein Flugzeug gesehen und ... Sie müssen da hinfahren! Was? Wie ich heiße? Das spielt keine Rolle. So hören Sie doch! Ich ...«
    Sie haspelte alles herunter, was sie gesehen hatte, während sie weiter ängstlich in die Dunkelheit starrte. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film, aber trotzdem konnte Siri die Erinnerung an die Augen des Mädchens nicht abschütteln.
    Stumm und anklagend.
    Vielleicht war es auch nur Einbildung.

2
    »Heute bist du dabei, oder?«, fragte Arons Vater. »Es ist Spitzenwetter! Ich habe uns das Flugzeug ab zwölf Uhr reserviert.«
    Aron wand sich und verteilte die Marmelade auf einem Toastbrot, das am Rand ein bisschen sehr dunkel geworden war.
    »Ich schreibe am Montag eine Arbeit«, murmelte er. »Muss noch lernen.«
    »Hö, hö«, sagte sein Vater. »Als ob du ernsthaft vorgehabt hättest, zu Hause zu sitzen und zu pauken.«
    Er klang enttäuscht.
    »Trollan war auch noch nicht draußen«, unternahm Aron einen neuen Versuch. »Sie braucht heute mal wieder einen langen Spaziergang.«
    Papa sah ihn an. Dann rief er: »Elena!«
    »Ja?«, antwortete sie vom anderen Ende des Hauses.
    »Komm mal her!«.
    Elena tauchte in der Küchentür auf. Sie sah gehetzt aus, obwohl Samstag war. Rock und Bluse waren wie immer ordentlich gebügelt, aber ihr dunkler Pagenkopf war zerzaust, als hätte sie es noch nicht geschafft, sich zu kämmen.
    »Aron will heute mitfliegen. Das heißt, dass du nachher eine Runde mit dem Hund drehen musst«, sagte sein Vater.
    Aron hielt sich an der Tischkante fest und schüttelte den Kopf.
    »Aber das geht nicht«, sagte seine Mutter. »Ich habe gleich meinen Gartenkursus! Heute schaffe ich es nicht.«
    »Lass es heute mal ausfallen«, sagte Papa und streckte sich nach der Kaffeekanne.
    »Aber ... das ist das einzig Schöne, was ich die ganze Woche über vorhabe!«, platzte Mama heraus und Aron hörte, dass ihre Stimme zitterte.
    »Es macht mir doch nichts aus«, sagte Aron hastig, »ich wollte eigentli...«
    »Elena«, unterbrach sein Vater ihn gereizt und sah seine Frau an. »Kannst du nicht ein einziges Mal auf diesen Kurs verzichten, wenn dein Sohn und ich fliegen gehen wollen?«
    Mama seufzte. »Na gut.«
    Papa lächelte Aron breit an.
    »Wie schön, ein wenig Gesellschaft beim Fliegen zu haben«, sagte er. »Du weißt ja, dass Mama nie mitkommen will.«
    Er verschwand hinter seiner Zeitung. Aron seufzte tief. Er wusste aus Erfahrung, dass es wenig Sinn hatte zu widersprechen.»Siri! Du bist spät dran heute!«
    »Was heißt bitte spät dran? Sind wir hier in der Schule oder was?«
    Torsten lachte. Wie gewöhnlich trug er seinen blauen Arbeitsoverall und eine kleine, weiße Mütze. Er sah aus wie ein Schlumpf, aber das behielt Siri lieber für sich.
    »Okay, okay«, sagte er und hob abwehrend die Hände. »So hab ich’s doch gar nicht gemeint. Aber sonst kommst du samstags viel früher.«
    Siri nickte. Das war richtig. An den Wochenenden versuchte sie immer, so früh wie möglich da zu sein, weil es dann leichter war, einen Auftrag zu ergattern und Geld zu verdienen. Aber heute Morgen war sie einfach zu müde gewesen. Sie hatte die letzten Nächte ziemlich schlecht geschlafen. Immer wieder hatte sie Albträume gehabt, in denen das dunkle Auto vorkam und das schwarzhaarige Mädchen, das versuchte wegzulaufen. Das alles war jetzt zwei Tage her,
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