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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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knurrte er verschlafen und ein wenig widerwillig.
    »Ja, hallo. Aron, bist du’s?«
    Mit einem Satz war er aus dem Bett.
    »Ja, klar. Hey, Siri. Ich habe noch geschlafen«, fügte er hinzu, als hätte sie ihn durch das Handy sehen können.
    »Ja, das höre ich«, sagte Siris klare Stimme. »Ich habe darauf gewartet, dass du mich anrufst.«
    Aron suchte verzweifelt nach einer passenden Antwort. Irgendetwas, das nicht zu bescheuert klang. Er hatte sich schon seit Tagen bei ihr melden wollen, sich dann aber doch nie dazu durchringen können. Immer hatte es etwas anderes gegeben, das furchtbar dringend zu erledigen gewesen war. Jemand anderen anrufen. Lernen. Etwas essen. Mit dem Hund rausgehen. Und alles nur, weil er sich einfach nicht traute, ihre Nummer zu wählen.
    Eigentlich war es lächerlich. Sie hatte ihn schließlich dazu aufgefordert, sich zu melden. Es war ja nicht so, als würde er jemanden zutexten, der das gar nicht wollte. Aber trotzdem ...
    »Bist du noch da?«
    »Ja, klar. Ich wollte mich heute bei dir melden. Ich hatte nur so viel um die Ohren, weißt du. Aber woher hast du überhaupt meine Nummer?«
    »Aus dem Netz. Was ist los, hätte ich nicht anrufen sollen?«
    »Doch, natürlich!«
    Aron hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Er wollte nichts lieber, als Siri wiedersehen, und das Einzige, was ihm einfiel, war, sie zu fragen, woher sie seine Nummer hatte! Wie dämlich konnte man sein? Jetzt klang es fast so, als wollte er nicht mal mit ihr sprechen!
    »Ich ... ach, vergiss es«, murmelte er.
    »Ich hab gesehen, dass Martin für morgen ein Flugzeuggebucht hat. Wir könnten hinterher im Verein zusammen Kaffee trinken, wenn du Lust hast. Du willst ja wahrscheinlich mitfliegen, oder?«
    Aron hatte eigentlich nicht vorgehabt, seinen Vater zu begleiten. Er wusste, dass er an diesem Wochenende fliegen wollte, und er hatte auch schon die Andeutungen gehört, dass er mitkommen sollte. Bislang hatte er verzweifelt nach einer guten Ausrede gesucht, um dem zu entgehen, aber auf einmal erschien ihm der Gedanke wahnsinnig verlockend.
    »Mm, ja. Ja! Das werde ich wohl.«
    »Ich bin morgen den ganzen Tag da, schau einfach, wo du mich findest, wenn ihr wieder unten seid.«
    »Ja, gerne, mach ich.«
    »Super. Dann bis morgen.«
    Aron hätte gerne noch mehr gesagt, irgendetwas Lässiges, Cooles, aber es war zu spät. Siri hatte schon aufgelegt. Verwirrt starrte er sein Telefon an. Es kam ihm ziemlich idiotisch vor, dass er sich nicht schon längst bei ihr gemeldet hatte. Andererseits war es eigentlich ein gutes Gefühl, dass tatsächlich sie ihn zuerst angerufen hatte. Siri war süß, auf eine ziemlich selbstsichere Art. Er fragte sich, ob sie einen Freund hatte. Aber dann hätte sie ihn wohl kaum angerufen?!
    »Aron? Bist du wach?«
    Papa öffnete die Tür und schaute ins Zimmer. Sein Blick fiel auf die Gitarre, die gegen einen Stuhl gelehnt auf dem Boden stand, und er runzelte die Stirn.Vermutlich hätte er Arons gesamte Musiksachen am liebsten rausgeschmissen.
    »Ja ...«
    »Es wird Zeit, dass du in die Gänge kommst. Frühstück steht auf dem Tisch und du musst in einer halben Stunde los, wenn du pünktlich in der Schule sein willst. Mama ist beim Zahnarzt und ich muss jetzt auch weg. Ich habe keine Lust, mir anhören zu müssen, dass du unzählige Einträge kassiert hast, weil du ständig zu spät kommst. Verstanden?«
    »Ich bin pünktlich, versprochen«, sagte Aron und dachte an die vielen Male, die er zu spät ins Klassenzimmer gestolpert war, lange nachdem der Unterricht begonnen hatte. Er hoffte inständig, dass sein Vater davon nie erfahren würde.
    »Papa?«
    »Ja? Was denn noch? Ich muss los. Ich habe eine Besprechung in der Firma.«
    »Ich habe mir überlegt ... ich könnte ja morgen doch mit zum Flugplatz kommen. Wenn ich öfter dabei bin, gewöhne ich mich ja vielleicht ... an kleine Flugzeuge.«
    Aron schluckte beim Gedanken an die Cessna in Schieflage.
    Das Gesicht seines Vaters hellte sich auf.
    »Ja, na klar! Natürlich kannst du mitfliegen, Aron!«
    Papa pfiff und war schon im Begriff, die Tür hinter sich zuzuziehen, als Aron ihn aufhielt.
    »Du, äh, Papa ...«
    »Ja?«
    »Ich bräuchte ein bisschen Geld. Nicht viel, nur einen kleinen ... hm ... Vorschuss auf mein Taschengeld?«
    »Und wofür?«
    Aron hasste es, um Extrageld zu bitten. Sein Vater war ohnehin schon der Ansicht, dass er mehr als genug bekam, und die wenigen Male, die Aron ihn um mehr bat, wollte er immer wissen wofür.
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