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Puls

Puls

Titel: Puls
Autoren: Stephen King
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nieder. Johnny bewegte sich etwas, als der Lichtstrahl der Stablampe sein Gesicht traf, dann lag er wieder still da. Clay war nicht fromm, und die Ereignisse der vergangenen Wochen hatten sein Vertrauen auf Gott nicht sonderlich gesteigert, aber er hatte seinen Sohn gefunden, das war immerhin etwas, deshalb schickte er jetzt ein Gebet zu welchem Wesen auch immer hinauf, das vielleicht zuhörte. Es war kurz und prägnant: Tony, Tony, steh uns bei, dass sich findet, was verloren sei.
    Er klappte das Handy auf und drückte die Einschalttaste. Es piepste leise. Das Display leuchtete bernsteingelb auf. Drei Balken. Er zögerte einen Augenblick, aber wenn es darum ging, eine Nummer zu wählen, gab es nur einen sicheren Tipp: die Nummer, die schon der Lumpenmann und seine Freunde gewählt hatten.
    Als die drei Ziffern eingegeben waren, streckte er eine Hand aus und rüttelte Johnny an der Schulter. Der Junge wollte nicht aufwachen. Er stöhnte und versuchte, die Hand abzuschütteln. Dann wollte er sich umdrehen. Beides ließ Clay nicht zu.
    »Johnny! Johnny-Gee! Wach auf!« Er rüttelte noch fester und schüttelte ihn weiter, bis der Junge endlich die leeren Augen öffnete und ihn mit Misstrauen, aber ohne menschliche Neugier betrachtete. Es war die Art Blick, die einem ein misshandelter Hund zuwarf, und er brach Clay jedes Mal fast das Herz.
    Letzte Gelegenheit, dachte er. Willst du's wirklich tun? Die Chancen können nicht mal eins zu zehn stehen.
    Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass er Johnny überhaupt finden würde? Oder dass Johnny den Kashwakamak-Schwarm vor der Detonation verlassen würde? Eins zu tausend? Zu zehntausend? Würde er mit diesem misstrauischen, aber nicht neugierigen Blick leben, während Johnny zwölf, dann fünfzehn, dann einundzwanzig wurde? Während sein Sohn im Schrank schlief und in den Garten hinter dem Haus schiss?
    Wir haben wenigstens etwas getan, hatte Alice Maxwell gesagt.
    Er sah auf das Display über dem Tastenfeld. Dort standen die Ziffern 911 so deutlich und schwarz wie irgendein erklärtes Schicksal.
    Johnny fielen die Augen zu. Clay schüttelte ihn nochmals kräftig, um zu verhindern, dass er wieder einschlief. Das tat er mit der linken Hand. Mit dem rechten Daumen drückte er die Ruftaste. Er konnte noch EIN-und-zwanzig und ZWEI-und-zwanzig zählen, bevor die Meldung WÄHLEN auf dem kleinen beleuchteten Display durch VERBUNDEN ersetzt wurde. Als das geschah, gestattete Clay Riddell sich keine Zeit, lange zu überlegen.
    »He, Johnny-Gee«, sagte er. »Fo-Fo-dich-dich.« Und drückte seinem Sohn das Handy ans Ohr.
    30. Dezember 2004 - 17. Oktober 2005 Center Lovell, Maine Chuck Verrill hat das Buch lektoriert und großartige Arbeit geleistet. Danke, Chuck.
    Robin Furth hat wegen Handys recherchiert und verschiedene Theorien darüber geliefert, was im Kern der menschlichen Psyche liegen mag. Gute Informationen stammen von ihr; etwaige Verständnisfehler sind meine. Danke, Robin.
    Meine Frau hat die erste Fassung des Romans gelesen und sich ermutigend geäußert. Danke, Tabby.
    Wer in Boston und im Norden von Neuengland lebt, wird wissen, dass ich mir bestimmte geografische Freiheiten gestattet habe. Was soll ich dazu sagen? Das liegt eben an meiner Umgebung (um einen kleinen Scherz zu machen).
    Meines Wissens hat die FEMA keine Haushaltsmittel bereitgestellt, um Mobilfunkmasten mit Notstromaggregaten auszurüsten, aber ich möchte anmerken, dass viele Funkmasten tatsächlich Notstromaggregate aufweisen, um für Stromausfälle gerüstet zu sein.
    S. K.

STEPHEN KING lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Tabitha King, in Maine. Er besitzt kein Handy.

Auf den nächsten Seiten folgt ein Auszug - vom Verfasser eigenhändig geschrieben - aus dem neuen Roman Lisey's Story, der im Oktober 2006 im Heyne-Verlag erscheinen wird.

























LISEY'S STORY
    Stephen King Teil 1: BOOLESCHE JAGD
    Kapitel I: Lisey und Amanda (Alles beim Alten)
    1
    Für die Öffentlichkeit sind die Ehefrauen bekannter Schriftsteller praktisch unsichtbar, und niemand wusste das besser als Lisey Landon. Ihr Mann hatte den Pulitzer-Preis und den National Book Award gewonnen, aber Lisey hatte in ihrem Leben nur ein einziges Interview gegeben: für die bekannte Frauenzeitschrift, in der die Artikelserie »Ja, ich bin mit ihm verheiratet!« erscheint. Sie hatte ungefähr die Hälfte des 50 Zeilen langen Interviews auf die Erklärung verwendet, dass ihr Kosename sich auf »CeeCee«
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