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Puls

Puls

Titel: Puls
Autoren: Stephen King
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energisch rückwärts, benutzte die Mappe als eine Art Schild und wurde noch zorniger, als sie sich um den Einstich herum zu einem weiten V verformte.
    »Blet!«, schrie der Verrückte und versuchte die Klinge herauszureißen. Sie war zu fest eingeklemmt. »Blet ky-yam doeram kaz-zalah a-babbalah!«
    »Ich a-babbalah dir gleich dein a-kazzalah, du Scheißkerl!«, brüllte Clay und stellte den linken Fuß hinter die Beine des zurückweichenden Verrückten. Später fiel ihm dazu ein, dass der Körper wohl allein zu kämpfen verstand, wenn er musste. Das gehörte zu den Geheimnissen, die der Körper für sich behielt - genau wie die Geheimnisse, wie man rennt oder über einen Bach springt oder einen Quickie genießt oder - ziemlich wahrscheinlich - stirbt, wenn's nicht anders geht. Dass er unter extremem Stress einfach die Führung übernimmt und tut, was getan werden muss, während das Gehirn abseits steht und zu nicht mehr imstande ist, als zu pfeifen und mit dem Fuß zu klopfen und zum Himmel aufzusehen. Oder über das Geräusch nachzudenken, das ein Messer macht, wenn es durch die Künstlermappe geht, die man übrigens von seiner Frau zum achtundzwanzigsten Geburtstag geschenkt bekommen hat.
    Der Verrückte stolperte über Clays Fuß, genau wie Clays kluger Körper es beabsichtigte, und schlug rücklings auf dem Gehsteig hin. Clay stand keuchend über ihm und hielt die Mappe weiter in beiden Händen wie einen in der Schlacht zerbeulten Schild. Das Schlachtmesser ragte noch immer aus ihr heraus, der Griff auf der einen Seite, die Klinge auf der anderen.
    Der Verrückte wollte aufstehen. Clays neuer Freund flitzte vor und trat ihn gegen den Hals, und zwar ziemlich fest. Der kleine Bursche weinte laut; die Tränen strömten ihm übers Gesicht und ließen seine Brillengläser anlaufen. Der Verrückte fiel mit aus dem Mund baumelnder Zunge auf den Gehsteig zurück. Um die Zunge herum gab er Würgelaute von sich, die in Clays Ohren wie sein früheres In-Zungen-sprechen-Gebrabbel klangen.
    »Er wollte uns umbringen!«, schluchzte der kleine Mann. »Er wollte uns umbringen!«
    »Ja, ja«, sagte Clay. Ihm war bewusst, dass er einmal auf genau gleiche Weise ja, ja zu Johnny gesagt hatte, als sie ihn noch John-ny-Gee gerufen hatten und er mit seinem aufgeschürften Schienbein oder Ellbogen die Einfahrt entlang auf sie zugekommen war und Ich BLUTE! gejammert hatte.
    Der Mann auf dem Gehsteig (der reichlich blutete) stemmte sich auf den Ellbogen hoch und versuchte weiter, sich aufzurappeln. Diesmal machte Clay die Honneurs, trat dem Kerl einen Ellbogen weg und ließ ihn auf den Gehsteig zurückplumpsen. Diese Treterei schien bestenfalls eine Notlösung zu sein - und eine unsaubere dazu. Clay packte den Messergriff, fuhr wegen des halb geronnenen Bluts am Griff zusammen, weil es sich schleimig anfühlte - als riebe man mit der Handfläche durch kaltes Bratenfett -, und zog daran. Die Klinge kam ein Stück weit heraus, dann blieb sie wieder stecken, oder seine Hand rutschte ab. Er glaubte zu hören, wie seine Figuren im Dunkel der Mappe unglücklich murmelten, und stieß selbst einen schmerzlichen Laut aus. Er konnte nicht anders. Und er musste sich fragen, was er mit dem Messer tun wollte, wenn er es herausbekam. Den Verrückten damit erstechen? Dazu wäre er in der Hitze des Gefechts imstande gewesen, glaubte er, aber jetzt vermutlich nicht mehr.
    »Was ist passiert?«, fragte der kleine Mann mit wässriger Stimme. Selbst in seiner Verzweiflung konnte Clay nicht anders, als von der Besorgnis, die er darin hörte, gerührt zu sein. »Hat er Sie verletzt? Sie haben ihn sekundenlang so verdeckt, dass ich ihn nicht sehen konnte. Hat er Sie verletzt? Haben Sie eine Schnittwunde?«
    »Nein«, sagte Clay. »Mir fehlt n...«
    Aus Norden, höchstwahrscheinlich vom Logan Airport jenseits des Bostoner Hafens, hallte eine weitere gigantische Explosion herüber. Beide zogen die Schultern hoch und fuhren zusammen.
    Der Verrückte nutzte die Gelegenheit, sich aufzusetzen, und war schon dabei, auf die Beine zu kommen, als der kleine Mann in dem Tweedanzug ihm einen unbeholfenen, aber wirkungsvollen Seitwärtstritt verpasste, bei dem er mit dem Fuß genau die Mitte der zerfetzten Krawatte des Irren traf, was diesen wieder zu Boden warf. Der Verrückte brüllte auf und bekam den Fuß des kleinen Mannes zu fassen. Er hätte den kleinen Kerl nach vorn und dann vielleicht in eine erdrückende Umarmung gerissen, hätte Clay seinen neuen Bekannten
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