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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Achtung geprägt ist, eine Beziehung, in der Eltern Vorbilder sind, weil sie ihren Kindern vier Prinzipien vorleben:
Ich nehme dich so an, wie du bist!
Ich nehme mich so an, wie ich bin!
Ich bin nicht für dein Tun verantwortlich, du bist es für dich!
Ich bin für mich und mein Tun verantwortlich, du nicht für mich!
     
    Diese Grundsätze gründen auf einer Spannung von Loslassen und Haltgeben, von Distanz und Nähe, von Ablösung und Begleitung. So hat der Heranwachsende das Recht auf eine individuelle Entwicklung. Genauso notwendig sind die Grenzen zwischen den Generationen. Der innere und äußere Auszug aus dem Elternhaus sind wichtig. Eltern müssen ihre Kinder in der Pubertät loslassen. Nur wer sich aus den Augen verliert, kann sich neu finden. Loslassen und Ablösung sind mit wachsenden Freiheiten für die Heranwachsenden verbunden. Doch gehört zur Freiheit auch, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, mit den
Folgen
von Aktivitäten und Taten konfrontiert zu werden. Freiheit und Verantwortung gehören untrennbar zusammen. Freiheit ohne Verantwortung endet im Chaos und lässt überdies nicht zu, dass sich eine autonome Persönlichkeit ausbildet.
    Auch wenn die physischen und psychischen Veränderungen, die Heranwachsende durchleben, nicht parallel verlaufen müssen, so stellt sich die Pubertät doch als eine Phase der körperlichen, sexuellen und sozialen Destabilisierung dar. Sie ist ein Durchgangsstadium zu Selbstbewusstsein, zu einer eigenen Identität. Der Pubertierende lebt in einer Zwischenwelt, in der es keine Eindeutigkeiten gibt. Das ist eine Welt der Zerrissenheit: Auf und Ab, Höhen und Tiefen, Trauer und Glück, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, stark und schwach, ein einziges Pendeln zwischen Größenphantasien und Im-Boden-Versinken. Kurz gesagt: Die ständigen und plötzlichen Veränderungen sind das einzig Eindeutige.
    Das Durchgangsstadium Pubertät ist für die Heranwachsenden eine anstrengende Lebensphase. Sie spüren die Entwicklungsaufgaben,die nicht selten mit Druck und Stress verbunden sind. Und obwohl sie sich von den Eltern zurückziehen, sie abwerten und sich manchmal zweifelhaften Freunden zuwenden, brauchen sie Halt. Halt ist jedoch nicht zu verwechseln mit Klammern. Notwendig wird eine Neugestaltung der Erziehungsbeziehungen. Wer sich also aus den Beziehungen zu Heranwachsenden verabschiedet, der lässt diese allein, ohne Bindung, ohne Vorbild.
    Die Phase der Pubertät ist, wie die Geschichte vom Hummer verdeutlicht, eine Zeit, in der viele Risiken und Gefährdungen lauern: Drogen, Alkohol, Selbstüberschätzung (etwa im Sport oder im Straßenverkehr), Schulängste oder -verweigerungen , Selbstmordversuche. Und es gibt Gefährdungen, die aus problematischen Eltern-Kind-Beziehungen resultieren: Da gibt es etwa ein übertriebenes Harmoniebedürfnis, das Reibung und Ablösung nicht zulässt. Oder da stellt der eiserne Besen trügerische Ruhe und Ordnung her. Da herrscht nicht selten emotionale Leere, die den Bedürfnissen der Heranwachsenden nach Zuwendung und Nähe keine Rechnung trägt. Oder Eltern verkennen den Wandel, den ihre Kinder durchleben, sehen nicht, dass sie nach Erfolgserlebnissen streben, eigene Fähigkeiten ausprobieren und durch ihre Bemühungen ihre Zugehörigkeit zur Familie und Gesellschaft beweisen wollen.
    Es gibt keine Entwicklung ohne Risiko, ohne Gefährdung, ohne Um- und Irrwege. Es bleiben Restrisiken, die selbst positive Rahmenbedingungen durch Elternhaus, Schule und andere Institutionen nicht völlig ausschließen können. Doch man kann sehr wohl die Bedingungen formulieren, die Heranwachsenden in der Pubertät die notwendige Orientierung vermitteln:
eine haltgebende Um- und Mitwelt, die Interesse am Heranwachsenden, seinen Bedürfnissen und Interessen signalisiert.
Bezugspersonen   – Eltern, Lehrer, Freunde, Bekannte   –, die ihr Verhalten durchsichtig machen und die das verlässlich vorleben, was sie ausdrücken und meinen.
Bezugspersonen, die den Heranwachsenden achten und respektieren und zugleich Achtung und Respekt einfordern, die den Heranwachsenden so annehmen können, wie er oder sie ist.
Bezugspersonen, deren Handeln von Konsequenz, Verlässlichkeit und Vorhersagbarkeit geprägt ist und sich nicht negativ durch Strafe und Willkür auszeichnet und damit die Persönlichkeit des Jugendlichen missachtet.
     
    Dies hört sich einfacher an, als es in der täglichen
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