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Pubertaet fuer Anfaenger

Pubertaet fuer Anfaenger

Titel: Pubertaet fuer Anfaenger
Autoren: Sylvia Sobel , Alfred Sobel
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»Das darf doch nicht wahr sein! Du liegst auf dem Bett, hörst Musik, und nichts ist gemacht.«
    Tochter: »Warum schreist du mich so an?«
    Mutter: »Deine Wäsche! Ich packe sie in den Müll.«
    Völlig diffus: Obwohl die Wäsche in den Wäschekorb gehört, soll sie nun in den Müll. Das muss die Tochter verwirren.
    Tochter: »Sei mal geschmeidig! Kannst du nicht normal reden?«
    Mutter: »Räum endlich auf!«
    Tochter: »Warum? Hallo!? Ist hier Diktatur?«
    Die Tochter behält weiterhin einen kühlen Kopf und argumentiert betont sachlich. Sie möchte wissen, warum die Mutter schreit (Gefühlsebene) und warum aufgeräumt werden soll (Sachebene).
    Mutter: »Weil hier das blanke Chaos herrscht!«
    Tochter: »Hast du schon mal was von kreativem Chaos gehört?«
    Mutter: »Von Kreativität war bei deiner letzten Mathearbeit wenig zu sehen.«
    Tochter: »Jetzt bist du total unsachlich. Hör auf, mich zu dissen und zuzuföhnen. Überhaupt bist du so was von spießbürgerlich.«
    Mutter: »Du kannst dich jetzt sofort kreativ entfalten, indem du aufräumst.«
    Tochter: »Jetzt rastest du schon wieder aus! Was kann ich denn dafür, dass du in den Wechseljahren bist?«
    Mutter: »Ich habe keine Probleme mit den Wechseljahren, sondern mit deiner Unordnung!«
    Tochter: »Warum bist du so aggressiv? Weißt du was? Ich glaube, du suchst Streit und erträgst es nicht, wenn es mir gut geht.«
    Mutter: »Ich will mich in meiner Wohnung wohlfühlen.«
    Tochter: »Dann kann ich ja aus deiner Wohnung ausziehen, wenn ich hier nur geduldet bin.«
    Die Tochter geht wieder psychologisch einfühlsam vor, indem sie Erklärungsmuster für das mütterliche Verhalten anbietet: Neid auf die Attraktivität der Tochter (Wechseljahre) und Unzufriedenheit mit ihrer Lebenssituation (Streit und Unwohlsein in der Wohnung).
    Mutter: »Nein, ich ertrage nur deine Schlamperei nicht!«
    Tochter: »Musst du mich so runtermachen? Hasst du mich so?«
    Mutter: »Ich hasse nicht dich, ich hasse deine Schlamperei!«
    Tochter: »Hallo, angeblich war ich ein Wunschkind. Wozu hast du dir ein Kind gewünscht? Um es herumzukommandieren?«
    Mutter (zischt) : »Ich habe mir ein Kind gewünscht, das gelegentlich auch einmal Rücksicht auf meine Bedürfnisse nimmt.«
    Tochter: »Das hättest du dir früher überlegen müssen.«
    Die Tochter hat das lange sorgsam gehütete Familiengeheimnis aufgedeckt: Sie war nie das Wunschkind, als das die Mutter sie ausgegeben hat. Sie wurde nie um ihrer selbst willen geliebt.
    Mutter: »Aber dein Verhalten ist in Ordnung?«
    Tochter: »Du peilst nichts. Ich lerne nur selbstständig zu werden.«
    Mutter: »Jetzt nimm die Wäsche, oder ich explodiere.«
    Tochter: »Du setzt mich psychisch unter Druck! Das muss ich mir nicht gefallen lassen.«
    Mutter: »Ach, wirklich? Und was ist mit mir?«
    Tochter: »Offensichtlich denkst du immer nur an dich und an deine spießbürgerliche Ordnung. In Afrika sterben Millionen von Menschen an Hunger und Krieg, und du regst dich über herumliegende Wäsche auf.«
    Mutter: »Du willst mir doch nicht sagen, dass herumliegende Kleidung auch nur eines der Weltprobleme lösen wird.«
    Statt die tief gekränkte Tochter in den Arm zu nehmen und lange zurückliegende Verletzungen aufzuarbeiten, geht es der rechthaberischen Mutter lediglich um den äußeren Schein der kleinbürgerlichen Ordnung.
    Tochter: »Mensch, Mama, du willst mich nur nicht verstehen. Mich stören die Klamotten nicht. Es gibt einfach größere Probleme.«
    Mutter: »Nur weil sie dich nicht stören, sollen sie liegen bleiben?«
    Tochter: »Ehrlich gesagt, du tust mir leid. Ich will nie so werden, dass alles, was mich interessiert, eine aufgeräumte Wohnung ist.«
    Mutter: »Dass dein Zimmer vermüllt ist, ist deine Sache. Nur will ich im Rest der Wohnung nicht auf einer Müllhalde leben.«
    Tochter: »Ich glaube, du bist verbittert, weil sich in deinem Leben nichts tut, außer dass ein paar Wäschestücke herumliegen.«
    Mutter: »Ja, ich kann mir wirklich ein interessanteres Leben vorstellen, als mich nur um das Chaos meiner Tochter zu kümmern.«
    Tochter: »Aber um mich hast du dich nie gekümmert! Du hast nie Zeit für mich gehabt!«
    Mutter: »Ich hätte mehr Zeit, wenn ich dir nicht immer nachräumen müsste. Außerdem willst du doch, dass ich dich in Ruhe lasse.«
    Tochter: »Weil du dich immer einmischst. Nichts traust du mir zu.«
    Die Tochter beschreibt hier ihren schmerzhaften Prozess der einsetzenden Abnabelung und des
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