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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver
Autoren: Loni Littgenstein
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war ich mir sicher.

Kapitel 4
     
     
    » Ich möchte ihn gewaschen haben. Oder Sie besorgen mir einen anderen Anzug. Sehen Sie zu, dass es ein schwarzer ist. Er muss schwarz sein. Und frische Wollsocken. Machen Sie schon. Mein Schweiß macht mir zu schaffen, Dr. Klein.«
    Vielleicht sah ich albern aus. Wer trug schon z u einem schicken Anzug solch ranzige Wollsocken? Aber so war ich nun mal. Meine Füße können abfrieren, wenn ich tot bin. Nicht früher, das ließe ich nicht mit mir machen. Die Heizung hätte man zurückdrehen können, sonst finge ich noch an zu schwitzen. Ich wette, wenn ich mich nun sehen könnte, wäre ich eine tolle Erscheinung auf jedem Friedhof. Aber bis meine Eltern sterben, würde es wohl noch ein wenig dauern. Die lassen sich gerade aufpäppeln. Wie Küken, die aus dem Nest gefallen sind. Aber ich werde meinen Anzug aufheben, zumal ich sowieso nichts anderes anzog. Selbst Dr. Klein sah in meiner Gegenwart schmuddelig aus. Sein grauer Strickpullover stand ihm nicht, da nützte ihm sein lila Hemd, welches er darunter trug, auch nichts. Ich hätte Modeberater werden sollen, denn Leute zu verändern, macht mir großen Spaß.
    » In Ordnung, Oliver. Ich werde Ihnen einen weiteren Anzug besorgen. Machen Sie sich da keine Gedanken.«
    » Und neue Wollsöckchen.«
    » Ja, auch die kriegen Sie«, sagte Dr. Klein beiläufig, während er mir die nächste Dosis in den Arm rammte.
    » Sollte ich nicht mal langsam glücklich werden? Auch wenn ich an meinem jetzigen Leben hänge, kann ein wenig Glück nicht schaden.«
    » Sie merken noch keine psychischen Veränderungen?«
    Ich schü ttelte den Kopf. Ich merkte wirklich noch nichts. Oliver war immer noch Oliver. Derjenige, der seine Eltern gequält haben soll.
    » Wir haben Zeit. Gibt es einen Moment in Ihrem Leben, an den Sie sich gerne zurückerinnern?«
    Wieder grinste ich, und diesmal gri nste Dr. Klein mit. Cooler Kerl, dieser Doc.
    » Ja?«, bohrte er nach.
    Diesmal nickte ich und musste wohl einen Tagtraum gehabt haben, denn meine Erinnerungen verschwommen so vor meinen Augen . Aber sie war ganz klar zu erkennen. Fräulein Carla. So hatte ich sie immer genannt, denn gute Manieren waren mir stets sehr wichtig gewesen. Immer wenn sie von ihren Schülern genervt war, bot ich mich als Ablenkung an. Und Fräulein Carla war ziemlich oft genervt. Ich fragte mich dann jedes Mal, ob man das als Grundschullehrerin sein durfte. Sie hätte sich gefälligst zusammenreißen müssen und sich nicht von den kleinen Pfeifen fertigmachen lassen dürfen. Wenn diese nicht so lernen wollten, wie Fräulein Carla unterrichtete, so würde es ihnen eben das Leben entsprechend heimzahlen. Dabei hätte ich ihr helfen können.
    » Eine Quarktasche, eine Brezel und drei Roggenbrötchen bitte.«, hatte sie verlangt.
    Ich packte alles in eine Papiertasche und kassierte ab. Als ich Frä ulein Carla das Rückgeld gab, berührte ich ihre Hand. Sie fühlte sich weich an, und rein. Nicht im Sinne von sauber, obwohl ihre Hände sehr sauber waren, ich meine eher ein unschuldiges rein. Ein unbeflecktes, göttliches Wesen von Frau, die einfach eine reine Seele hatte. Sie war keinesfalls ein Engel, Engel lagen mir nicht. Und Engel konnten mit Sicherheit auch nicht so ins Roggenbrötchen beißen wie Fräulein Carla. Die Bröselchen ihres Brötchens hatten eine Spur hinterlassen und ich hatte mächtig Lust, ihr hinterher zu gehen, mit ihr zu plaudern, ihr einen guten Tag zu wünschen und all so was. Wenn ich nicht so beschäftigt gewesen wäre, hätte ich dies sofort getan. Immerhin lag da noch soviel von all dem Gebäckzeugs, das ich an die Schüler bringen musste. Bevor ich meinen Pilotenschein gemacht hatte, musste ich an dieser Schule als erbärmlicher Brötchenverkäufer arbeiten, weil Mama es so wollte. ‚Du nimmst diese Stelle an! Was Vernünftiges! Damit was aus dir wird!‘ Also habe ich es getan. Ein ganzes Jahr lang. Hatte mich darum gekümmert, dass Schüler in den Pausen was zu essen kriegten, auch wenn sie sich nicht bei mir bedankten. Stattdessen machten sie Späßchen. Aber das war mir egal. Ich war halt ein Trottel, der Spaß verstand.
    » Hey, Oli, morgen gibst du mir mal zwei Euro zuviel raus, ja?«, kicherte mal ein Fünftklässler, der sich über meine mathematische Schwäche lustig machte. Bei all diesem Gesocks konnte man schon mal durcheinander kommen, dann habe ich es von meinem eigenen Geld wieder gut gemacht. Ich wollte meinen Chef ja nicht verärgern. Aber
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