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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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einer Studie lässt man zwei Gruppen einen Film ansehen, den sie mögen. Bei der einen Gruppe unterbricht man den Film durch Werbung, bei der anderen nicht. Hinterher fragt man die Menschen, wie gut ihnen der Film gefallen hat. Das Ergebnis: Wer durch Werbung unterbrochen wurde, schildert ein befriedigenderes Seherlebnis – auch wenn er die Werbung selbst als störend empfand.
    Das gilt für alle schönen Momente: Die Freude an ihnen wächst mit jedem Neuanfang, also nach jeder Unterbrechung. Deshalb wäre es zum Beispiel auch dumm, seinen gesamten Jahresurlaub am Stück zu verbringen. Denn die Macht der Gewöhnung sorgt dafür, dass der Urlaub am Anfang am schönsten ist, später jedoch immer langweiliger wird. Klug ist also, wer möglichst viele Urlaubs anfänge produziert, indem er seinen Jahresurlaub auf möglichst viele kürzere Häppchen verteilt.

    Das Umgekehrte gilt für lästige Tätigkeiten: Hier wächst der Ärger mit jedem Neuanfang. Jede Unterbrechung vermindert die Gewöhnung und fügt uns größeres Leid zu, wenn wir zu der Tätigkeit zurückkehren. Bei solchen Tätigkeiten können wir die Habituation für uns nutzen, indem wir uns möglichst nicht unterbrechen lassen. Dann erscheint uns die Sache mit der Zeit von ganz alleine immer weniger lästig.
    Nelson, L. D., Meyvis, T. & Galak, J. (2009): Enhancing the Television-Viewing Experience through Commercial Interruptions. Journal of Consumer Research, 36, 160–172
    Peiper, A. (1925): Sinnesempfindungen des Kindes vor seiner Geburt. Monatsschrift für Kinderheilkunde, 29, 237–241

»Blöde Kuh« oder »dumm gelaufen«? – Wie wir uns und den Rest der Welt sehen

    Über Attributionsmuster verstehen Sie sich selbst und Ihre Mitmenschen besser
    Sie feiern einen runden Geburtstag, ein ausgelassenes Fest in einer angesagten Kneipe. Fast 80 Freunde haben Sie eingeladen, fast alle sind gekommen. Gegen Mitternacht lassen Sie Ihren Blick über die Menge schweifen: »Wo ist eigentlich meine beste Freundin Tina?«, rauscht es Ihnen plötzlich durch den Kopf. »Die habe ich den ganzen Abend noch nicht gesehen.« Ein Blick auf Ihr Handy – keine Absage, keine SMS mit »Verspäte mich ein bisschen«. Und das an dem Abend, an dem Sie zum einzigen Mal in Ihrem Leben 29 + X werden …
    Was denken Sie?
    ❏ Blöde Kuh! Nicht mal zu meinem 29 + X. kann sie pünktlich sein! Immer vertrödelt sie sich.
    ❏ Da ist bestimmt irgendwas Wichtiges dazwischengekommen, und sie konnte einfach nicht früher kommen.
    Keine Sorge wegen der »blöden Kuh«. Es ist völlig normal, wenn Sie die erste Antwort gewählt haben – die meisten Menschen denken in einer solchen Situation so: Sie gehen davon aus, dass der Grund für die Verspätung in der anderen Person selbst liegt – sie ist einfach zu spät losgefahren.
    Wie wir uns die Geschehnisse um uns herum erklären, wie wir bestimmten Erscheinungen bestimmte Ursachen zuordnen – das bezeichnen wir in der Psychologie als »Attribution«. Wir unterscheiden dabei zwischen sogenannter internaler und externaler Attribution. Internal heißt: Wir suchen die Ursache in der beteiligten Person selbst. External bedeutet: Wir schreiben die Ursache den äußeren Umständen zu. Im obigen Beispiel ist also die erste Antwort eine internale Attribution, die zweite eine externale.
    Wie entscheidet sich nun, ob wir internal oder external attribuieren? Studien zeigen: Wir haben einen klaren Favoriten. Wir neigen grundsätzlich eher dazu, internal zu attribuieren – wir vermuten die Ursachen für bestimmte Geschehnisse eher in den betreffenden Menschen (»Die blöde Kuh konnte sich wieder nicht entscheiden, welche Schuhe sie tragen soll.«) als in den äußeren Umständen (»Vielleicht hatte sie einen Wasserrohrbruch und momentan ganz andere Probleme im Kopf.«).
    Diese Neigung ist sogar so ausgeprägt, dass der Sozialpsychologe Lee Ross sie als den »fundamentalen Attributionsfehler« bezeichnet.
    Warum »Fehler«? Weil diese Neigung voreingenommen ist und wir dabei oft an der Realität vorbei urteilen; denn die Realität kennen wir ja noch gar nicht, wenn wir wild zu vermuten beginnen. Wir können in der oben beschriebenen Situation nicht wissen, was genau sich ereignet hat, warum unsere Freundin auf sich warten lässt. Vielleicht war es ja doch der Wasserrohrbruch. Oder ihr Freund hat sich überraschend von ihr getrennt. Oder sie hatte einen Verkehrsunfall und liegt im Krankenhaus. Oder sie hat spontan in Las Vegas geheiratet. Oder … – es
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