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Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch

Titel: Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
Autoren: Antje Szillat
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sagte der Mann und stand auf.
    Mathilda richtete sich leise stöhnend etwas auf. Erst jetzt entdeckte sie den dünnen Schlauch, der direkt in ihre rechte Armbeuge führte und das kleine Ding an ihrem linken Zeigefinger, das ständig leuchtete. Nun nahm sie auch das leise Piepsen wahr und dass sich um sie herum einige medizinische Geräte befanden.
    Der Mann kam an ihr Bett zurück und reichte ihr ein Glas mit Wasser.
    „Schaffst du es schon alleine oder soll ich das Glas halten?“, fragte er.
    Mathilda schüttelte den Kopf. Ihr Magen fing an zu rebellieren.
    „Das kann ich nicht trinken“, presste sie zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. „Es riecht nach Alkohol.“
    „Ist es aber nicht. Ganz bestimmt nicht.“ Er führte Mathilda das Glas an die Lippen und forderte sie auf zu trinken. Mathilda wagte einen vorsichtigen Schluck. „Ich habe aber das Gefühl, dass es auch nach Alkohol schmeckt“, jammerte sie vorwurfsvoll. „Ich will das nicht trinken.“ Sie rutschte wieder etwas tiefer in das Kissen und drehte den Kopf zur Seite.
    „Gut“, erwiderte der Mann nur und stellte das Wasserglas auf dem Bettschränkchen ab.
    „Ich heiße Jan Bettner und bin Drogenberater. Ich möchte mich ein bisschen mit dir unterhalten. Kannst du dich erinnern, wie es zu deinem Zusammenbruch gekommen ist?“
    Mathilda schüttelte den Kopf. Sie konnte sich wirklich nicht erinnern. An absolut gar nichts.
    „Mathilda, warum hast du dich
so
betrunken?“ Seine Stimme klang freundlich, aber eindringlich.
    Sie schüttelte erneut den Kopf.
    „Trinkst du öfters?“
    „Nein!“, log sie. „Meine Mutter trinkt öfters, aber ich nicht.“ Mathilda wusste selbst nicht, warum sie das sagte. Vielleicht einfach nur, um von sich und ihren Problemen abzulenken.
    „Mathilda, ich möchte dir helfen. Du kannst mit mir oder noch einmal mit einem Arzt ein Gespräch führen. Wir können dir auch eine Kurzzeittherapie ...“ Mathilda hörte seine Worte, sie hörte ihn reden und schien seinen gut gemeinten Vorschlägen und Erklärungen aufmerksam zu folgen. Sie betrachtete sein Gesicht, erwiderte sogar zaghaft sein Lächeln, nickte und schüttelte auch hin und wieder den Kopf.
    Aber in ihren Kopf – in ihre Gedanken drang keines seiner Worte vor.
    Als er schließlich aufhörte zu reden, wollte Mathilda nur eines wissen: „Wann kann ich wieder nach Hause?“
    Er schaute sie einen Moment nachdenklich an und meinte dann mit fester Stimme: „Bist du dir sicher, dass du keine weiteren Gespräche mehr führen möchtest? Dass du keine Hilfe in Anspruch nehmen möchtest?“
    Mathilda deutete ein Nicken an. „Ganz sicher. Ich möchte nur nach Hause. Ich habe kein Problem mit Alkohol. Das war Zufall. Ein dummer Zufall. Ich kann mich nicht erinnern, wie es dazu gekommen ist. Aber es wird nie wieder passieren. Ganz sicher nicht.“
    Langsam waren die Erinnerungen zurückgekommen. Langsam war ihr alles wieder eingefallen. Aber davon würde nicht ein Wort über ihre Lippen kommen, hatte sie beschlossen.
    „Gut“, meinte er schließlich – immer noch sehr verständnisvoll und freundlich. „Ich lege dir ein paar Infoblätter auf den Bettschrank. Dort findest du sämtliche Adressen, die wichtig sind. Wenn du jemanden zum Reden brauchst oder wenn du dir das mit der Hilfe noch einmal anders überlegst.“
    Er reichte Mathilda die Hand und stand schließlich auf.
    „Ich wünsche dir alles Gute und dass dir das nicht noch einmal passiert.“ Er lächelte.
    „Und wann kann ich nun gehen?“, fragte Mathilda noch einmal.
    „Die Schwester wird dich sicher gleich von den ganzen Kabeln und Schläuchen befreien und dann wirst du noch einmal durchgecheckt. Wenn alles okay ist, kannst du nach Hause gehen.“
    „Danke“, murmelte Mathilda und versuchte sein Lächeln zu erwidern.
    Er verließ das Zimmer. Dafür kam Conni Sekunden später hereingestürmt.
    „Mathilda, Schätzchen. Was ist denn nur passiert? 1,9 Promille hast du im Blut gehabt, hat mir der Arzt erzählt. Kannst du mir das irgendwie erklären?“
    Mathilda schüttelte stumm den Kopf.
    „Aber warum? Warum hast du das gemacht?“
    Jetzt schaute Mathilda ihr direkt in die Augen. Sie überlegte einen ganz kurzen Moment, zögerte noch, ob sie es wirklich tun sollte. Dann räusperte sie sich leise und sagte mit fester Stimme: „Ich wünschte, ich wäre gestorben. Und nun lass mich endlich in Ruhe.“
    Hey ... Mama mach die Augen auf
.
    Treib mir meine Flausen aus
.
    Ich will so gern erwachsen
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