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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein.«
    »Aber Sie sind es nicht! Sie sind ein Ehemuffel, nicht wahr?«
    »So ist es. Der Fall de Jongh ist eine flammende Warnung.« Dabrowski blickte auf seine Uhr. »Ich möchte Sie darum ersuchen, Herr Kapitän, daß Sie sofort die Präfektur von Papeete anrufen und die Durchsuchung von Herrn de Angeli abblasen, da ja nun feststeht, daß es sich bei ihm nicht um den Juwelendieb handelt.«
    »Du lieber Himmel! Ja! Da hatten wir uns ganz schön geirrt. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«
    Es war nicht zu spät. De Angeli, der sich wunderte, daß ihn seine Landsleute in ein Zimmer sperrten, obwohl er ihnen geklagt hatte, wie sich die Deutschen gegen einen Franzosen benommen hatten, wunderte sich noch mehr, als der Oberkommissar die Tür aufriß und steif sagte:
    »Sie dürfen gehen, Monsieur. Die Agentur der Atlantis- Reederei hat für Sie die Rückflugtickets nach Paris ausgestellt. Sie können sie sich abholen. Bon Voyage, Monsieur!«
    Verbittert stand de Angeli dann auf der Straße am Hafen, sah auf das herrliche weiße Schiff an der Pier und bescheinigte den Deutschen, daß sie keinen Humor hatten.
    Mit einem der bunt bemalten Taxis fuhr er zum ›Hôtel du Soleil‹, mietete für eine Nacht ein Zimmer und erschien dann in Badehose und Bademantel am riesigen Pool und an der Gartenbar. Es wimmelte von schönen Frauen, und de Angeli fing einige verheißungsvolle Blicke ein.
    Die Welt ist phantastisch, dachte er. Man muß bloß den Deutschen aus dem Weg gehen.
    Der Herr von Kabine 168 kam gegen sieben Uhr abends an Bord zurück, um sich für die 2. Tischzeit vorzubereiten. Duschen, neues Hemd, neuer Anzug, diskretes Abendparfüm. Nach dem Dinner wollte er wieder an Land gehen, um eine tahitische Südseenacht zu erleben mit Tamoreemusik und tanzenden, zauberhaften Mädchen in bunten Röcken und Blütenkränzen im schwarzschimmernden Haar.
    Er hatte sich gerade umgezogen, als es an der Tür klopfte. Er rief »Herein!« und sah erstaunt, wie der Blinde, mit dem weißen Stock sich vorwärts tastend, in die Kabine kam.
    »Aber da sind Sie ganz falsch, Herr Dabrowski«, sagte er freundlich. »Hier ist backbord. Ihre Krankenschwester wohnt steuerbord. Der andere Flur. Soll ich Sie hinbringen?«
    »Danke. Ihre Hilfsbereitschaft rührt mich. Aber hier bin ich richtig.«
    »Sie irren sich. Sie sind in meiner Kabine. Arturo Tatarani …«
    »Der Weinhändler aus Piemont. Ich weiß.«
    Dabrowski schlurfte an dem verblüfften Tatarani vorbei, drehte sich am Tisch plötzlich um, warf den weißen Blindenstock weg und riß die dunkle Brille von der Nase.
    »Sie sind wirklich ein ungewöhnlicher Mensch, Paolo Carducci!« sagte er.
    Tatarani-Carducci bekam ein steifes Kreuz und stand wie in den Boden gerammt vor Dabrowski. Er machte keinerlei Anstalten, zu flüchten oder eine Waffe zu ziehen. Er sah Dabrowski nur lange an und strich dann elegant über seine schwarzen Lockenhaare: »Sie sind gar nicht blind?«
    »Ich sehe wie ein Adler.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein kleiner Detektiv, der im Auftrage einer Versicherungsgesellschaft hinter Ihnen her ist. Nun habe ich Sie.«
    »Ich verstehe Sie wirklich nicht!« Carducci richtete etwas nervös seine Krawatte. »Ich bin Arturo Tatarani. Wenn mein Paß nicht beim Zahlmeister läge, könnte ich mich ausweisen.«
    »Mein lieber Freund!« Dabrowski setzte sich und lächelte freundlich. »Wir beide wissen doch, wie man an solche Pässe kommt, nicht wahr? Ich kann Ihnen in Neapel oder Genua, in Palermo oder Messina innerhalb von zwanzig Minuten jeden Paß besorgen. Um unser Gespräch zu vereinfachen: Greifen Sie mal in den ersten Kleiderschrank, oben auf der Ablage, unter dem Pulli … Na, was liegt denn da?«
    »Gratuliere, Dabrowski.« Carducci setzte sich auf sein Bett. »Wie haben Sie mich entdeckt? Das interessiert mich maßlos.«
    »Durch unverschämtes Glück. Ihre Maske ist vorzüglich, meisterhaft. Ich wäre nie auf Sie gekommen. Falls Sie bis Sydney nicht noch mehr gestohlen hätten …«
    »Das hatte ich nicht vor. Ich wollte mich von heute an erholen.«
    »Sehen Sie! Ich wäre ins Leere getappt. Dabei hatte ich angenommen, als Blinder könnte ich Sie mit Sicherheit entlarven. Ein Blinder ist der harmloseste Mensch. Vor ihm braucht man sich nicht zu verstellen, er sieht ja nichts. Auch wenn er in der Nähe ist, kann man eine Kabinentür aufbrechen. Darauf und auf andere Unachtsamkeiten habe ich gehofft.«
    »Ich gebe zu, daß ich eventuell auf den Blinden hereingefallen wäre.
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