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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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bekreuzigte sich. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist.«
    »Warum haben Sie dem Zoll am Flughafen nicht einfach gesagt, dass Sie gezwungen wurden, Drogen zu schmuggeln?«
    »Weil die Männer gedroht haben, mich und meine Tochter zu ermorden, wenn ich der Polizei etwas sage.«
    »Wie heißen die Männer?«
    Nadia Fedow zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Und wenn ich es wüsste, könnte ich es Ihnen nicht sagen.«
    »Warum nicht? Haben Sie Angst?«
    »Ja, furchtbare Angst. Die Männer haben gesagt, sie würden mich auch dann finden und töten, wenn ich im Gefängnis sitze. Mich und meine kleine Tochter.« Nadia Fedow biss sich auf die Unterlippe. »Diese Männer sind brutal… grausame Bestien, die keine Gnade kennen. Sie sagten mir, dass alles ganz einfach sei und dass niemand mich schnappen würde. Mit zwei Kindern würde man mich nicht für eine Drogenschmugglerin halten. Aber falls ich doch geschnappt und der Polizei etwas sagen würde . wie die Männer aussehen, woran man sie erkennen kann… drohten sie mir, mich zu töten.«
    »Warum haben Sie zuerst eingewilligt? Warum haben Sie getan, was diese Männer Ihnen vorgeschlagen haben, Nadia? Sie wussten doch, dass es gegen das Gesetz verstößt.«
    Wieder biss Nadia sich auf die Lippe. »Ich habe es für meine Tochter getan.«
    »Ich verstehe nicht .«
    »Sie sind Amerikanerin. Sie leben in einem reichen Land. Sie wissen nicht, was es heißt, arm zu sein. Kein Geld zu haben, keine Hoffnung. Kein Leben zu haben, nur Armut und Leid. Ich wollte nicht, dass meine Tochter arm ist und leidet. Ich wollte ihr ein schönes Leben hier in Amerika ermöglichen. Und nun werde ich sie niemals wieder sehen.«
    Nadia Fedow schlug schluchzend die Hände vors Gesicht. Jennifer legte eine Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. Doch es war vergebens.

    Mark Ryan wartete auf dem Gang auf Jennifer. »Und? Wie ist es gelaufen?«
    »Sie wurde hereingelegt, Mark. Man hat sie benutzt.«
    »Ich hab mir gleich gedacht, dass sie nur den Kurier gespielt hat. Menschen wie sie werden eingespannt, den gefährlichsten Teil des Jobs zu übernehmen. Arme Schlucker, die es wegen des Geldes tun, oder weil sie bedroht wurden, oder beides. Die Haie kassieren ab und kommen meist ungeschoren davon. Glaubst du, sie wird reden?«
    »Das bezweifle ich. Sie hat wahnsinnige Angst.«
    »Kein Wunder. Wahrscheinlich haben die Typen ihr gedroht, sie im Gefängnis umzulegen, falls sie den Mund aufmacht.« Ryan sah die Tränen in Jennifers Augen. »Alles in Ordnung? Du siehst ziemlich fertig aus.«
    »Es geht schon. Ich muss nur immer an das tote Baby denken… und an Nadia und ihre Tochter, deren Leben verpfuscht ist.«
    Ryan strich Jennifer über den Arm. »Nimm es nicht so schwer. Denk an das oberste Gebot: stets professionellen Abstand wahren. Sonst stehst du diesen Job nicht durch.«
    »Was ist mit Nadias Tochter? Darf sie das Mädchen sehen?«
    »Ich schau mal, was ich tun kann.«
    »Versprochen?«
    »Klar.«
    »Danke, Mark.«
    »Und wie geht es dir sonst?«
    »Kann nicht klagen.«
    »Und Bobby?«
    »Bobby geht’s gut.«
    »Ich war ein paar Mal im Cauldwell draußen und hab ihn besucht. Aber das ist schon einige Monate her. Ich sollte mal wieder hinfahren.«
    »Er würde sich freuen.«
    Ryan zögerte. »Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für diese Frage, aber hättest du Zeit, diese Woche mit mir essen zu gehen?«
    »Tut mir Leid, Mark. Im Augenblick sieht es schlecht aus. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Nächste Woche?«
    Ryan errötete und lächelte Jennifer gequält an. »Sicher. Wann du möchtest. Soll ich dir einen guten Rat geben? Geh nach Hause und denk nicht mehr an diese Sache. Die Frau da drinnen in dem blauen Kleid zerbricht sich den Kopf für drei.«
    Jennifer betrat die Toilette im Erdgeschoss und versuchte sich zu beruhigen. Seit einem Jahr arbeitete sie in der Kanzlei des Bezirksstaatsanwalts. Sie liebte ihre Arbeit, auch wenn sie sich manchmal schreckliche Dinge anhören musste.
    Die Geschichte, die sie soeben gehört hatte, berührte sie ganz besonders. In gewisser Weise identifizierte sie sich mit der jungen Russin. Jennifer wusste, was es hieß, verletzt zu werden und ein Trauma zu erleiden. Sie wusste nur zu gut, was es bedeutete, wenn das eigene Leben durch brutale Bestien zerstört wurde. Ihre Narben waren bis heute nicht verheilt, der Schmerz nicht abgeklungen. Deshalb konnte sie nachfühlen, was Nadia jetzt durchmachte.
    Die junge
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