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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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Namensschild über ihrem linken Busen stand »Rita Hondalez«. Nadia wurde übel vor Angst, als sie ein kleines, überhitztes Büro betrat. Ganz fest hielt sie Tamaras Hand. Die Kleine blickte ver62wundert und schien sich zu fragen, warum die fremden Leute mit ihrer Mutter sprechen wollten.
    Der Mann legte die Schachtel auf den Tisch. Seine Kollegin stellte sich neben ihn. »Tut mir Leid, aber ich muss die Schachtel öffnen. Haben Sie etwas dagegen?«
    »Wie bitte?«
    »Habe ich Ihr Einverständnis, das Geschenk zu öffnen?«
    Nadia nickte und versuchte, das Zittern ihrer Stimme zu unterdrücken. »Ja… sicher.«
    Der Zollbeamte zog vorsichtig die Schleife auf, entfernte das Geschenkpapier und hob den Deckel ab. Eine billige, gemusterte Nylonkrawatte war alles, was er in der Schachtel fand. Der Mann sah ein wenig verärgert aus. Röte stieg ihm in die Wangen – sei es aus Verlegenheit oder weil er nichts gefunden hatte. »Würden Sie mir bitte Ihren Reisepass zeigen?«
    Nadia wühlte in ihrer Handtasche und zog den Pass heraus, wobei er ihr fast aus der Hand gefallen wäre. Der Zollbeamte fing ihn auf und blätterte ihn durch. »Sind das Ihre Kinder?«
    »Ja. Sie stehen im Reisepass.«
    »Ich weiß. Aber sind es Ihre eigenen Kinder?«
    »Ja.«
    »Wie alt ist das Baby?«
    »Drei Wochen.«
    Der Zollbeamte schaute auf das Bündel in Nadias Armen.
    Nadia sagte leise: »Es geht ihm nicht gut. Der lange Flug….«
    »Das sagten Sie bereits. Ich werde Sie auch nicht länger aufhalten.« Der Zollbeamte reichte Nadia den Reisepass zurück, wobei er noch einmal auf das Baby schaute, das behaglich in die hellblaue Decke gewickelt war, die Augen geschlossen. Es sah friedlich aus.
    Der Beamte zögerte; dann strich er, einem Instinkt folgend, über die Wange des Babys. Im gleichen Moment wurde er blass und blickte Nadia entsetzt an. In seinen Augen spiegelte sich die Wahrheit, die Nadia bereits kannte.
    »Ma’am, Ihr Baby ist tot!«

    Die 113. Polizeiwache in New York befand sich in einem tristen Gebäude am Baisley Boulevard. Diese Wache war für den Stadtteil Queens sowie für einen der größten Flughäfen der Welt zuständig, den John F. Kennedy International.
    Jennifer March parkte ihren blauen Ford und betrat das Gebäude durch den Haupteingang. Der Sergeant am Schalter und ein paar uniformierte Kollegen kümmerten sich um die Wartenden. Der Polizist hob den Blick, als er die junge, attraktive Frau mit der Aktentasche erkannte. Sie war Ende zwanzig, hübsch und dunkelhaarig. Das modische blaue Kostüm betonte ihre schlanke Figur. Der Sergeant lächelte sie freundlich an. »Hi, Jennifer!«
    »Ist Mark da?«
    »Er müsste in seinem Büro sein.«
    »Danke, Eddy.«
    »Kein Problem.«
    Jennifer ging den Flur hinunter und klopfte an die Tür.
    »Immer hereinspaziert.«
    Sie betrat das kleine, beengte Büro mit den gelbgrauen Wänden. Der Schreibtisch war mit Papierkram übersät. Hinter dem Computer saß ein Kriminalbeamter in Zivil, der auf die Tastatur tippte. Er lächelte jungenhaft und nahm einen Schluck Kaffee aus einem Plastikbecher.
    »Heute ist wohl mein Glückstag. Hallo, Jenny«, sagte Mark Ryan.
    Der dunkelhaarige Detective war Mitte dreißig. Er hatte freundliche grüne Augen und eine gewinnende Art. Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum und drückte Jennifer die Hand. »Was führt dich zu mir?«
    »Der Bezirksstaatsanwalt hat mich gebeten, die Voruntersuchung im Fall Fedow zu übernehmen, da niemand anders zur Verfügung stand. Aber er wurde mitten im Telefonat unterbrochen, deshalb fehlen mir ein paar Angaben. Ich hoffe, du kannst mir helfen.«
    »Klar, kein Problem.« Ryan warf ihr einen besorgten Blick zu. »Und? Wie hast du den Rest der Nacht überstanden?«
    Jennifer strich ihm über den Arm. »Gut, Mark. Nett von dir, dass du mir zugehört hast. Du bist der Einzige, den ich anrufen konnte. Einer der wenigen Menschen, der mich versteht.«
    »Wozu sind gute Freunde da? Möchtest du einen Kaffee, bevor wir anfangen?«
    »Nein, danke. Keine Zeit. Ich habe heute Nachmittag noch einen anderen Termin. Deshalb würde ich gern sofort anfangen.«
    »Müssen die armen Anwälte samstags immer so schuften?«
    Jennifer zog einen Notizblock und einen Stift aus ihrer Aktentasche und schaute grinsend auf Ryans voll gepackten Schreibtisch. »Wie es aussieht, steckst du ebenfalls bis zum Hals in Arbeit.«
    Ryan verzog das Gesicht. »Was will man machen.« Er setzte sich auf die Schreibtischkante und bot ihr einen Platz
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