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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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an.
    Jennifer setzte sich. Ryan stellte seinen Kaffeebecher auf den Schreibtisch. »Ihr Name ist Nadia Fedow. Die Zollbeamten haben sie heute Morgen am Flughafen geschnappt. Sie kam mit einem drei Wochen alten Baby im Arm mit einer Aeroflot-Maschine aus Moskau.«
    »Und?«
    »Der Leib des Säuglings war von oben bis unten aufgeschnitten und wieder zusammengenäht. Die Gerichtsmediziner haben fünf Pfund Heroin in dem Leichnam gefunden.«
    Jennifer wurde erschreckend blass.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mark besorgt.
    »Ja… geht schon.«
    »Soll ich dir ein Glas Wasser holen?«
    »Nein. Wie lange war das Kind schon tot?«
    »Etwa sechzehn Stunden. Der Flug dauerte acht Stunden. Wenn wir für die Zeit nach der Landung eine Stunde einkalkulieren und drei Stunden bis zur Autopsie, müsste das Kind ungefähr vier Stunden, bevor die Frau Moskau verließ, gestorben sein.«
    »Wurde das Kind getötet?«
    »Die Gerichtsmedizin geht von einem natürlichen Tod aus, aber der endgültige Bericht liegt bisher nicht vor. Da alle inneren Organe entfernt wurden, könnte es schwierig werden, die genaue Todesursache zu bestimmen.«
    Jennifer schüttelte den Kopf. Noch immer war die Farbe nicht in ihre Wangen zurückgekehrt. »So etwas Grauenhaftes habe ich noch nie gehört. Und ich dachte, mich könnte so schnell nichts mehr erschüttern.«
    »Ja, es ist unglaublich. Aber mit solch abscheulichen Verbrechen haben wir ständig zu tun. Rauschgiftschmuggel. Diese Art des Schmuggelns soll im Fernen Osten häufig praktiziert werden. Mir persönlich ist ein solcher Fall bis heute nicht begegnet. Die Schmuggler stehlen ein totes Kind aus dem Leichenschauhaus und entfernen ein paar Stunden, ehe die Drogen auf Reisen gehen, die inneren Organe. Der Leichnam wird mit Formaldehyd konserviert und das Rauschgift im Bauchraum festgenäht. Die junge Frau hat den Leichnam des Säuglings die ganze Nacht sorgfältig zugedeckt und ihn kaum aus den Armen gelegt.« Ryan atmete tief ein. »Die Menschen, die dahinter stecken – wenn man sie überhaupt als menschliche Wesen bezeichnen kann – kennen keine Skrupel. Das sind Bestien, Jenny.« Ryan schaute sie an. »Aber… du kennst das ja.«
    Jennifer wurde übel. »Und was ist mit der jungen Frau?«
    »Sie ist dreiundzwanzig. Russin. Ihr Reisepass ist gefälscht. Die Arbeit eines Profis. Der Pass wurde gestohlen und mit den entsprechenden Änderungen sowie einem US-Visum versehen. Eine verdammt gute Fälschung. Den Schalter der Einwanderungsbehörde hat die Frau damit mühelos passiert.«
    Jennifer machte sich ein paar Notizen. »Sonst noch was?«
    »Sie hatte noch ein anderes Kind bei sich. Ein kleines Mädchen von zwei Jahren. Das Jugendamt kümmert sich um die Kleine.«
    »Und das tote Baby? War es ihres?«
    »Nein. Sie behauptet, ein Paar, das sie nie zuvor gesehen hatte, hätte es ihr am Moskauer Flughafen übergeben.«
    »Und das kleine Mädchen?«
    »Angeblich ihre Tochter. Sie heißt Tamara.«
    »Was hast du für einen Eindruck?«
    »Von der Tochter?«
    »Von der Mutter und der Tochter.«
    Ryan zuckte mit den Schultern. »Das Kind ist völlig verstört und fragt ständig nach seiner Mama. Und die Mutter ist total verängstigt. Sie weiß, dass sie für Jahre in den Knast wandert. Bei solchen Fällen wünsche ich mir manchmal, ich wäre nie zur Polizei gegangen.«
    »Wie viel hat man der Frau gezahlt?«
    »Zehntausend Dollar, behauptet sie.«
    »Was hat sie sonst noch gesagt?«
    »Nichts. Sie verweigert jede weitere Aussage und bittet um einen Anwalt. Irgendetwas scheint ihr eine Heidenangst einzujagen.«
    »Glaubst du, sie steckt in der Sache mit drin?«
    »Das kann ich nicht beurteilen.« Ryan seufzte. »Könnte sein, dass sie bedroht und dazu gezwungen wurde, aber wer weiß? Sie hat sich nicht dazu geäußert.«
    »Wurde sie über ihre Rechte aufgeklärt?«
    »Für wen hältst du mich, Jenny? Du kennst mich doch.«
    Jennifer ließ ihren Notizblock sinken und hob den Blick. »Und was geschieht jetzt mit ihr, Mark?«
    »Das müsstest du eigentlich wissen. Egal, wie tief sie mit drinsteckt – auf jeden Fall kam sie mit gefälschten Papieren in die USA und hat fünf Pfund reines Heroin im Leichnam eines Babys geschmuggelt. Das Zeug hat einen Verkaufswert von mehr als einer Million Dollar. Sie könnte zwanzig Jahre in Bedford kriegen… fünfzehn, wenn sie Glück hat. Auf jeden Fall wandert sie in den Knast. Es sei denn, sie macht den Mund auf. Vielleicht spricht sie ja mit dir.«
    »Und ihre
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