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Projekt Atlantis

Titel: Projekt Atlantis
Autoren: Andreas Wilhelm
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sehr beschäftigten. Vielleicht war es aber auch einfach so schlicht, wie es sich anhörte: Sie hatten nichts gefunden.
    Walters zuckte mit den Schultern. Die für ihn und seine Vorgesetzten relevanten Details über die Vorkommnisse an Bord der Argo würde er mit John Harris in den nächsten Tagen und Wochen noch ausführlicher klären, und über den Einsatz der Küstenwache und der Georgia musste er einen Bericht schreiben. Wichtig war, dass der Professor sich all dem möglichst zügig entziehen konnte. Was er dann mit seinem Wissen machte – falls er überhaupt etwas entdeckt hatte –, lag an ihm und in seinem freien Ermessen. Und falls er nichts entdeckt hatte, nun, dann war nur alles wieder wie zuvor.
    Walters setzte sich an seinen Schreibtisch und legte die Hände auf die Tischplatte. Atmete durch. Dann räumte er alle Stifte, Papiere und Unterlagen weg, bis der Tisch vollständig leer und sauber war. Er sendete ein Dokument zum Drucker, schaltete seinen Rechner aus und griff anschließend zum Telefon.
    Als Führungskraft hatte er schon immer Entscheidungen treffen müssen. Aber trotz seiner Position war er niemals frei gewesen. In Wahrheit war die Armee ein engmaschiges Netz, das starrste Gefüge, das man sich vorstellen konnte. Tatsächlich eigene und freie Entscheidungen gab es nicht. Walters hatte nun gespürt, wie es war, Dinge zu hinterfragen und selbst zu entscheiden, ob er etwas unterstützen oder es unterlassen, vielleicht sogar behindern wollte.
    »Guten Morgen, Süße«, sagte Walters, als er die Stimme seiner Frau am anderen Ende der Leitung hörte. »Ich habe eine Überraschung für euch. Aber bevor ich es dir erzähle, kannst du mir Sarah geben? Oder ist sie schon in der Schule?«
    Während er wartete, beugte er sich zur Seite, holte das Blatt aus dem Drucker, legte es vor sich hin und zog einen Stift aus seinem Jackett.
    »Hallo Kleines!«, begrüßte er seine Tochter schließlich. »Weißt du was? Ich komme heute schon nach Hause! ... Ja, stimmt, es ist noch gar nicht Wochenende, aber darum muss ich mich ab sofort nicht immer kümmern, ist das nicht toll? ... Oh, und weißt du was? Die toten Wale, von denen du mir letzte Woche erzählt hast: Ich weiß nun, was mit ihnen passiert ist. Ich werd's dir erzählen, wenn ich da bin. Aber das Beste ist: Ich werde es auch möglichst vielen anderen Leuten erzählen, damit das nie wieder passiert! ...Ja, ich liebe dich auch, Kleine, bis bald!«
    Während seine Tochter den Hörer eilig abgab und aus dem Haus rannte, um den Schulbus noch zu erreichen, setzte Walters seine Unterschrift unter das Dokument, mit dem er seinen freiwilligen Austritt aus der Armee erklärte.
    Es fühlte sich an, als unterzeichne er ein Visum in ein neues Leben, und es war ein gutes Gefühl.
     
    Als Peter das Wärterhäuschen hinter sich ließ und an die Straße trat, setzte sich ein schwarzer Wagen mit abgedunkelten Scheiben in Bewegung, der ein Stück weiter im Schatten gestanden hatte. Er hielt unmittelbar vor Peter.
    Eine Tür im Fond öffnete sich, und ein hünenhafter Herr mit weißem Bart stieg aus. Peter kannte ihn. Und obwohl er ihn von allen Menschen am wenigsten hier erwartet hatte, überraschte es ihn nicht.
    »Guten Morgen, Professor Lavell«, sagte der Mann.
    Peter lächelte. »Ich hoffe, Sie erwarten nicht, dass ich Sie mit Namen begrüße«, sagte er. »Nachdem wir Sie in der Schweiz als Steffen van Germain und in Sakkara als Al Haris kennengelernt haben, erwarte ich, dass Sie nunmehr erneut einen anderen Namen tragen.«
    »Ich möchte Sie ungern enttäuschen, Professor. Also nennen Sie mich doch einfach Gabriel.«
    »Namen sind Schall und Rauch, nicht wahr?«
    »So ist es, Professor.« Gabriel wies auf den Wagen. »Ich nahm an, dass Sie nun eine Transportgelegenheit nach Andros Town zum Flughafen benötigen würden. Wenn es Ihnen also recht ist, würde ich Sie gerne fahren.«
    »Ja, in der Tat, das wäre mir sehr recht. Danke sehr.«
    Peter stieg in den kühlen Wagen. Am Steuer saß ein jüngerer Mann, der ihn kurz grüßte und den er ebenfalls schon einmal gesehen hatte. Joseph hieß er, soweit er sich erinnern konnte. Langsam fielen die letzten Puzzleteile ins Bild.
    »Ich soll Sie von Stefanie grüßen«, sagte Peter zu Gabriel, als der Wagen anfuhr.
    »Vielen Dank. Und lassen Sie mich Ihnen mein tiefes Beileid über Ihren Verlust aussprechen. Es tut mir sehr leid.«
    Peter nickte nur. Sie fuhren in maßvoller Geschwindigkeit. Er sah aus dem Fenster und nahm
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