Projekt Atlantis
Stuhl erhob und hinter seinem Schreibtisch hervorkam.
Der Engländer, der eintrat, war hochgewachsen und für seine zweiundsechzig Jahre erstaunlich rüstig. Seine Kleidung sah etwas mitgenommen aus, aber er hatte sich ganz offenbar Mühe gegeben, sie in Form zu bringen, und er war ordentlich frisiert und rasiert. Seine Augen blitzten Walters an, strahlten Ernsthaftigkeit und Seriosität aus. Dieser Mann war standfest, und er hätte vermutlich auch in Lumpen noch souverän ausgesehen.
»Es freut mich, Sie begrüßen zu dürfen, Professor Lavell.«
Peter schüttelte Walters die Hand.
»Guten Morgen, Lieutenant Commander.«
»Bitte setzen Sie sich.« Walters deutete in Richtung seines Besprechungstisches. »Ich hoffe, Sie hatten eine halbwegs geruhsame Nacht. Sie war weiß Gott kurz genug.«
»Danke, ja.«
»Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Auch das.«
Walters nickte. »Gut«, sagte er, dann schwieg er einen Moment. Der Professor schien wenig geneigt zu sein, auf seinen Small Talk einzugehen, und vermutlich hatte er auch keinen Grund dazu. Walters versuchte, sich in die Lage des Mannes zu versetzen. Er musste annehmen, dass die Küstenwache und das Militär ihn und sein Projekt behindert hatten. Außerdem hatte er wer weiß was erlebt, war offenbar als Einziger mit dem Leben davongekommen. Der Kapitän der Argo hatte von dem Hubschrauber-Unfall an Deck sowie vom Verlust ihres Forschungs-U-Boots und dessen Besatzung berichtet.
Es klopfte kurz, dann trat Helen mit einem Tablett mit Gebäck und Getränken ein und stellte alles auf den Tisch.
Walters schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, nachdem er Peter etwas angeboten und dieser abgelehnt hatte.
»Sicherlich fragen Sie sich«, begann Walters, als er die Tasse anhob, »weshalb Sie hierhergebracht wurden. Gleichzeitig habe ich ein paar Fragen dazu, was Sie da draußen gesucht und erlebt haben. Also haben wir uns gegenseitig etwas zu erzählen.« Walters nahm einen Schluck und sah den Professor über den Rand der Tasse hinweg an. Er reagierte nicht.
Walters versuchte es erneut: »Vielleicht fragen Sie sich auch, ob Sie mir trauen können und ob Ihnen hier Gefahr droht.«
Peter hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
»Nun gut«, sagte Walters, während er sich zurücklehnte. »Dann fange ich einfach mal an und erzähle Ihnen meine Version der Geschichte. Dann wissen Sie, was ich weiß, und Sie können die Geschichte ergänzen. Die Lücken füllen. Einverstanden?«
Peter nickte und machte eine leichte Handbewegung. »Fahren Sie fort.«
Walters musste innerlich lächeln. Der alte Kauz hatte auf eine seltsame Weise Stil. Er ließ sich überhaupt nicht aus der Reserve locken. Jeder Amerikaner hätte sich gewunden, einem so hohen Offizier gegenüberzusitzen und Rede und Antwort zu stehen. Nicht so dieser Engländer. Höflich, aber distanziert. Und er hatte auch recht, was sollte er vor einer Uniform zucken? Müsste sich nicht das Militär der Zivilbevölkerung gegenüber rechtfertigen? Arbeitete nicht das Militär für das Volk? Fragen, die Walters sich nicht mehr lange stellen wollte. Aber noch saß er hier. Daher erzählte er nun: »Das Gebiet, in dem Ihr Forschungsschiff, die Argo 2K, vor rund einer Woche mit der Arbeit begann, ist militärisches Sperrgebiet. Sie wenden jetzt vielleicht ein, dass Ihre Untersuchung angemeldet und von der Navy genehmigt war. Das stimmt. Tatsächlich hatte es dann aber einen Vorfall in dem Gebiet gegeben, eine Havarie, und danach ist die Sperrung in Kraft getreten.
Ich will ehrlich mit Ihnen sein. Ich bekam von der Regierung schon frühzeitig den Auftrag, Sie zu kontaktieren und Ihre Forschungen abbrechen zu lassen. Diese Basis, AUTEC, ist zwar eine Militäreinrichtung, aber sie dient allein der Forschung. Wir haben keine Militärjets oder Kriegsschiffe hier. Wir sind Wissenschaftler, Techniker, uns geht es um Wissen, um Entdeckung. Mich interessierte der Gegenstand Ihrer Forschung ebenso wie die ungewöhnliche Anfrage meiner Regierung, sie Ihnen zu untersagen.«
Walters nahm einen Schluck, bevor er fortfuhr.
»Also habe ich den Auftrag schleifen lassen, so gut es mir möglich war, denn erst wollte ich herausfinden, um was es hier ging. Aus den Unterlagen, die man mir dann im Lauf der Zeit zusammenstellte, wurde mir klar, dass Sie auf der Suche nach Atlantis waren. Was für eine Sensation, wenn es stimmte!
Zugleich war es mir nicht möglich zu ergründen, aus welchen Gründen die Regierung diese Untersuchung stoppen lassen
Weitere Kostenlose Bücher