Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Ertrages gewiss sind. Wir urteilen nicht. Wir moralisieren nicht. Wir vergeuden nicht. Stattdessen analysieren wir, wir investieren. Und wir haben Erfolg. Das ist es, wofür Shorn Conflict Investment steht.«
    Wieder brach der Hörsaal in tosenden Beifall aus.
     
    »Schöne Rede«, sagte Notley, indem er mit geübtem Arm Champagner in einen Ring von Gläsern goss. »Und auch ein schönes Presseecho, dank Philip hier. Dürfte uns ein günstiges Profil für die Lizenzprüfung am achtzehnten verschaffen.«
    »Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat.« Hewitt hob ihr gefülltes Glas aus dem Ring heraus und blickte in die Runde der versammelten Partner. Wenn man den neben ihr stehenden Philip Hamilton außer Acht ließ, dann machten die ihr zugewandten fünf Männer und drei Frauen siebenundfünfzig Prozent des Kapitalvermögens von Shorn Associates aus. Jeder von ihnen konnte es sich leisten, einen Privatjet zu erwerben und sich dabei weniger Kopfzerbrechen zu machen, als sie es beim Schuhekaufen tat. Es gab auf dem ganzen Planeten keinen von Menschenhand geschaffenen Gegenstand, den eine Gemeinschaft dieser acht nicht hätte besitzen können. Es war Reichtum, was sie da schnupperte, Reichtum, der unerreichbar blieb, wie Speck, der in der Küche eines anderen brät. Nach Reichtum aber verlangte es sie wie nach Sex. So machtvoll, dass es im Gaumen und im Magen schmerzte.
    Notley war mit dem Einschenken fertig und erhob sein Glas. »Also, auf die kleinen Kriege dieser Welt. Lange mögen sie schwelen. Und Gratulation für ein großartiges Quartalsergebnis, Louise. Kleine Kriege.«
    »Kleine Kriege!«
    »Kleine Kriege.« Hewitt erwiderte den Trinkspruch und nippte an ihrem Glas. Sie glitt auf Autopilot durch die Unterhaltung, und nach und nach drifteten die anderen Partner in den Hauptteil der Hotelbar zurück, wo sie das Fußvolk ihrer eigenen Abteilungen um sich scharten. Hamilton fing ihren Blick auf, sie nickte kaum wahrnehmbar. Er murmelte eine Entschuldigung und ließ sie dann mit Notley allein.
    »Wissen Sie«, sagte sie leise. »Dass Faulkner in der ersteh Reihe einschläft, darauf hätte ich gut verzichten können. Er ist ein bisschen sehr selbstgefällig, Jack.«
    »Sie waren natürlich nie in seinem Alter.«
    »Er ist nur fünf Jahre jünger als ich. Und außerdem hab ich immer die hier gehabt.« Hewitt stellte ihr Glas auf dem Kaminsims ab und legte die Hände unter ihre Brüste, als wolle sie sie darbieten. »Nichts beeinträchtigt das berufliche Ansehen so sehr wie ein Dekollete.«
    Notley schien verlegen und wandte den Blick ab.
    »Ach, kommen Sie, Louise. Verschonen Sie mich mit diesem abgedroschenen Feminismuszeugs…«
    »Eine Frau zu sein in so einer Firma, das macht einen hart und zäh, Jack.« Hewitt ließ die Hände wieder sinken. »Sie wissen, dass es so ist. Ich musste mir jeden Zentimeter auf dem Weg zur Partnerschaft hart erarbeiten. Im Vergleich dazu bekommt Faulkner sie praktisch auf einem silbernen Tablett serviert. Ein großer Abschuss, Begeisterung bei App & Prom, und schon hat er es geschafft. Sehen Sie ihn sich an. Er hat sich heut Morgen nicht mal rasiert.«
    Sie deutete zum anderen Ende der Bar, wo Chris sich mitten in einer angeregten Unterhaltung mit einer Gruppe von Männern und Frauen seines Alters zu befinden schien. Selbst auf die Entfernung waren die Bartstoppeln in seinem Gesicht zu erkennen. Gerade als sie zu ihm hinsahen, verbarg er ein neuerliches Gähnen hinter seinem Glas.
    »Geben Sie ihm eine Chance, Louise.« Notley nahm sie bei der Schulter und drehte sie in eine andere Richtung. »Wenn er das für uns tun kann, was er für Hammett McColl getan hat, dann bin ich bereit, ihm zu verzeihen, dass er sich hin und wieder nicht rasiert.«
    »Und wenn nicht?«
    Notley zuckte die Achseln und gab seinem Champagner den Rest. »Dann wird er sich nicht lange halten, nicht wahr?«
    Er stellte sein Glas ab, klopfte ihr noch einmal auf die Schulter und verschwand in der Menge der Anzugträger. Hewitt blieb stehen, bis Hamilton lautlos an ihrer Seite auftauchte.
    »Und?«, fragte er.
    »Frag nicht.«
     
    Am anderen Ende des Raums befand Chris sich in Wahrheit mitten im klassischen Partyalbtraum. Er steckte am Rande einer Gruppe von Leuten fest, die er nur flüchtig kannte, lauschte höflich Unterhaltungen, die ihn nicht interessierten, über Personen und Orte, die er nicht kannte. Seine Kiefermuskeln schmerzten bereits von der Anstrengung, nicht ständig zu gähnen, und er wünschte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher