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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe
Autoren: Johanna und Günter Braun
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gestern noch mitteilen, sagte Mittelzwerck, aber es war so spät geworden. Sie wissen ja, die fünfzig Prozent Verlust durch unbekannte tierische maritime Räuber. Ich meinte, man sollte sie nicht noch bei dieser Ernte dulden. Die Ernte steht sehr gut, wie ich mich ge s tern überzeugen konnte. Die Muscheln haben einen optimalen Durchme s ser. Die wollen wir uns doch nicht wegfressen lassen, Herr Professor. Ich habe mir, er lächelte ein bißchen schüchtern, ich habe mir erlaubt, Akusperr-Antirob zu konstruieren, das heißt, es ist im Grunde nichts Neues mehr, man setzt ein ähnliches Gerät in Seebädern ein, um Haifische und andere für die Badenden una ngenehme Meerestiere abzuschrec ken bezi e hungsweise fernzuhalten, und zwar mit Hilfe von Geräuschen, besser g e sagt, Geräuschschlägen, die in staccato auf die Eindringlinge wirken und sie verscheuchen.
    Er habe sich erlaubt, da man die Muschelräuber noch nicht klassifizieren konnte, die Wirkungsweise des Geräts zu modifizieren. Er habe an einer Reihe von Meerestieren Laborversuche machen lassen, wodurch er einen Querschnitt erhalten habe, der repräsentativ sein dürfte. Auf Akusperr-Antirob, rob beziehe sich auf Räuber, wie es hier montiert werde, reagie r ten die Versuchstiere durchschnittlich so, daß ihre Orientierungsorgane nicht nur empfindlich gestört, sondern physiologisch vernichtet würden. Man habe bei Sektionen eindeutig phlegmonöse Aufschwemmungen festg e stellt.
    Sicherheitshalber beabsichtige er, den Effekt durch zusätzliche überstarke Schallschwingungen noch zu erhöhen. Das Akusperr-System beruhe, wie ich sicher wüßte, auf zwei Sender-Empfänger-Aggregaten, durch die der zwischen zwei kleinen Landzungen liegende Meeresgarten akustisch abg e riegelt werde, und somit, erklärte Mittelzwerck, werde die Ernte, mit der, wie er gesehen habe, morgen begonnen werden müsse, zum ersten Mal hundertprozentig erfolgen können.
    Er sah mich an, als ob er fragen wollte, da staunen Sie, nicht wahr? Er glaubte wohl, ich würde etwas sagen, was Lobendes womöglich.
    Die beiden blickten unentwegt auf meinen Mund, der offenstand.
    Ich wollte sagen, dieser Quatsch muß sofort abgebrochen werden, raus mit den Aggregaten, weg mit dem Lärmgerümpel, wenn wir in Zukunft noch Grüne Medaillons hier ernten wollen, wenn es die Muschel überhaupt noch geben soll.
    Ich sagte aber, ich wollte Ihnen heute abend etwas erklären, erinnern Sie sich?
    Ja, richtig, sagte Mittelzwerck, da war noch was, das schaffen wir schon noch. Ich denke, die Aggregate laufen heute abend.
    Wir sollten sprechen, bevor sie laufen, man müßte sich doch überlegen, ob nicht auch andere Meereswesen geschädigt werden könnten, vielleicht sogar die Muschel selber.
    Nein, das ist alles bestens überprüft.
    Und Klimm bestätigte, er habe Gutachten, es kann nichts schiefgehen, und mit dem Einsatz zögern könnte bedeuten, daß wieder fünfzig Prozent verlorengehen, das könnte über Nacht passieren.
    Mittelzwerck fügte hinzu, ich habe den Auftrag der Gesellschaft, die Ernte diesmal hundertprozentig einzubringen. Eigentlich wollten wir einen zwe i ten Meeresgarten schaffen, wie Sie ja wissen, die Kosten können wird durch Akusperr-Antirob einsparen, ein Garten wird nun vorerst ausreichen.
    Als das Merkwürdigste an Mittelzwercks Verhalten erschien mir seine a b solute Überzeugtheit, ich sei vollkommen mit allem einverstanden, was er da unternahm, und es geschehe ganz und gar in meinem eigenen Intere s se. Merkwürdig, ihm kam nicht der Gedanke, ich könnte aus einem ihm unbekannten, aber vielleicht nicht unwichtigen Grund Einwände gegen seine Methode haben, zumal ich ja seit sechzig Jahren mit den Verhältni s sen des Meeresgartens und der Meerbewohner in dieser Gegend verbunden war, merkwürdig auch, daß er mich bei der Vorbereitung seines Aku sperr nicht zugezogen hatte. Sonst kamen öfter junge Wissenschaftler mit ihren Arbeiten und baten mich um Gutachten und Befürwortungen. Es war mir schon zur Last geworden, aber in diesem Falle hätte Mittelzwerck zumi n dest anstandshalber vorher fragen müssen, wo er auf Anstand und gute Formen doch so erpicht zu sein schien.
    Ich konnte mir sein Verhalten nur so erklären, daß er mit seinem Akusperr persönlich Ruhm zu ernten hoffte. Alleinruhm. Dies sollte der Einstand werden, den er beim Antritt seines Amtes geben wollte. Mi t telzwerck kommt und nimmt den heillos verschlampten Garten des Mee r greises Philemon in die Hand. Und siehe da,
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