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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Autoren: Gunter Dueck
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aber nicht der Fall. Denn in der Regel werden Vertriebsfachleute nur für die eigenen Produkte geschult. Dazu bekommen sie ein paar Seiten mit guten ausweichenden Antworten und Entkräftigungsargumenten, falls der Kunde mit angeblichen Vorteilen von Konkurrenzprodukten auftrumpfen sollte.
    Gegen einen heute gut aus dem Internet informierten Kunden sehen gestern noch einigermaßen mittelmäßige Vertriebsangehörige heute mehr oder weniger unfähig aus.
    Das gilt für andere Berufe auch. Wir fragen
    • Psychologen : »Mit welchen Methoden therapieren Sie? Warum?« (Er kennt nur seine Methode, die er studiert hat, was Zufall war.)
    • Ärzte : »Welche Geburtsmethode empfehlen Sie? Wie stehen Sie zur Homoöpathie?«
    • Pfarrer : »Was sagt Buddha dazu? Oder der Islam?«
    Usw. usw. Die meisten kennen nur die eigenen Produkte, können nicht vergleichen und loben deshalb das Eigene unglaubhaft begeistert über den Klee. Wir können solche Halbgebildeten immer weniger leiden.
    Die Professionen verlieren ihr lokales Monopol – wir wollen nur noch das Beste
    Früher ging man zum Schreiner im Dorf, zur Buchhandlung und zum Friseur um die Ecke und eben zu allen Fachleuten nebenan – weil man nichts anderes kannte. Man wusste ja nicht, ob man »denen in anderen Dörfern vertrauen konnte«. Die Berufe hatten quasi ein lokales Monopol. Heute sind die Berufe schon ziemlich spezialisiert. Für alles und jedes muss man sich ins Auto setzen (das kannten wir früher nur von Amerikanern und lachten über sie als Lauffaule). Wir müssen also fast immer einige Kilometer fahren: zum nächsten Supermarkt, zum Amt, zum Möbelhaus und so weiter. Wenn wir aber sowieso fahren müssen, können wir auch noch überlegen, wohin.
    Das Beste ist meist nur ein paar Kilometer weiter als das nur Mittelmäßige zu finden. Diese Mehrfahrt macht uns gar nichts mehr aus. Wir sind und fühlen uns nicht mehr an das Lokale gebunden. Wir suchen neugierig das Beste in einem immer weiteren Umkreis. Dazu gehen wir ins Internet. Dort finden wir viele Meinungen von anderen, viele Empfehlungen für Handwerker, Spezialgeschäfte oder die Speisekarten der meisten Restaurants.
    Aus diesen vielen Informationen formen wir zusammen in unseren Familien und Freundeskreisen ein ständig wachsendes Bewusstsein für das Beste. Im Grunde wissen wir jetzt, was Weltklasse ist. Und ungefähr an dieser wollen wir uns orientieren.
    Wir fahren zum Prominentenanwalt, wählen den Chefarzt, fahren die Kinder ins beste Gymnasium usw. Wir gehen eben nicht mehr zu Fuß. Wir fahren zum Sternerestaurant oder zum Musical. Wenn uns jemand etwas verkaufen oder zu etwas raten will, sollte er diesem hohen Maßstab gerecht werden können.
    Viele von uns schämen sich dieser Tendenz, weil sie sehen, dass sie die lokalen Handwerker und Geschäftsleute ruinieren. Viele kaufen ganz bewusst schlechtere Brötchen im Dorf und beauftragen zweitklassige Handwerker am Wohnort. Sie fühlen, dass die Kultur des Dorfes stirbt. Sie stemmen sich dagegen. »Ich unterstütze Unternehmen im Ort.« Aber die meisten von uns fahren zu Könnern, zu Attraktionen, zum Außergewöhnlichen. »Ich gehe hin und wieder in unser Provinztheater, aber wir haben jetzt einen Pauschalflug mit Taschenbergpalaisübernachtung zur Semperoper in Dresden gebucht. Das ist ein Erlebnis. Lieber weniger, dafür aber Weltklasse.« Sollen wir eine längere Autofahrt zu etwas Mittelmäßigem antreten? Nein danke.
    Unprofessionelle Charaktere haben ihre Zeit gehabt
    Wir wollen endlich Service in der Servicewüste Deutschland. Wir sind zunehmend vom Besten in der ferneren Umgebung beeindruckt und wollen alles immer so. Wir wollen keine Macken mehr hinnehmen.
    Wir sind nicht mehr bereit, Altenpfleger, Kindergärtner oder Friseure als normale menschelnde Menschen zu betrachten. Wir bezahlen sie schließlich, und für sie sind wir bitte schön König Kunde. Lehrer dürfen nicht mehr unpünktlich, ungerecht oder mittelmäßig sein. Wenn Kinder einst den Lehrer kritisierten, tadelten wir sie und forderten sie auf, demütig zu sein. Heute nehmen wir ihre Kritik entrüstet auf und stellen den »Serviceanbieter« entsprechend zur Rede. Lehrer verdienen gut – also sollen sie vorbildlich gut sein.
    Wir verzeihen insbesondere keine charakterlichen Unprofessionalitäten mehr. Müssen denn nicht auch wir selbst während der Arbeit wie am Schnürchen funktionieren?
    Zur Klarstellung: Ich sage hier nicht, dass wir Altenpflege oder Bildung als reinen
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