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Prinzessin in Pink

Titel: Prinzessin in Pink
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Schnürsandaletten.
    Bloß dass Grandmère schwarz bei Mädchen unter achtzehn morbid findet und Kleider mit einer frei liegenden Schulter und Zipfelsäumen ihrer Meinung nach immer aussehen, als wären sie verrutscht beziehungsweise zerrissen, und Schnürsandaletten erinnern sie an die Schuhe von Russel Crowe in »Gladiator« und stehen angeblich den wenigsten Frauen.
    Na ja. Aber ich könnte mir immer noch den ganzen Körper mit Glitzerpuder bestäuben. Grandmère weiß noch nicht mal, dass es so was wie Glitzerpuder überhaupt gibt.
    »Amelia!«, zischte Grandmère. Richtig laut brüllen konnte sie nicht, weil ihre Gesichtshaut vom chemischen Peeling immer noch ganz wund ist. Ihr fast haarloser Schoßpudel Rommel, der aussieht, als hätte er selbst das eine oder andere chemische Peeling hinter sich, sprang ihr immer wieder auf den Schoß und versuchte, ihr Gesicht abzulecken, als wäre es ein Stück rohes Fleisch. Ich will hier ja niemanden anekeln, aber genauso sah es auch aus. Als wäre Grandmère versehentlich mit einem dieser Schläuche abgespritzt worden, mit denen in »Silkwood« die radioaktive Strahlung von Cher abgewaschen wird.
    »Hast du mir eben überhaupt zugehört?« Grandmère sah angesäuert aus. Kein Wunder - nach dem Säurepeeling. »Das
könnte eines Tages noch sehr wichtig für dich werden, wenn du ohne Taschenrechner und Limousine irgendwo strandest.«
    »Sorry, Grandmère«, entschuldigte ich mich und meinte es ehrlich. Im Trinkgeld-Geben bin ich nämlich ganz mies, vor allem weil es ja viel mit Mathe zu tun hat und man ganz fix kopfrechnen können muss. Wenn ich bei »Number One Noodle Son« was zu essen bestelle, frage ich vorsorglich schon am Telefon nach dem Preis, damit ich ausrechnen kann, wie viel ich dem Lieferjungen geben muss, bevor er vor der Tür steht. Sonst muss er nämlich zehn Minuten warten, während ich verzweifelt herumrechne, wie viel Trinkgeld er bei einer Gesamtsumme von 17 Dollar und 50 Cent bekommt. Voll peinlich.
    »Wo bist du in letzter Zeit nur mit deinen Gedanken, Amelia«, fuhr mich Grandmère gereizt an. Klar, wer wäre nicht gereizt, wenn er viel Geld hingelegt hätte, um sich die obersten zwei oder drei Hautschichten vom Gesicht ätzen zu lassen. »Hoffentlich machst du dir nicht immer noch Sorgen, weil sich deine Mutter diese absurde Hausgeburt in den Kopf gesetzt hat. Ich habe dir schon gesagt, dass sie sicher vergessen hat, wie schlimm diese Wehen sind. Sobald die ersten Krämpfe einsetzen, wird sie euch anflehen, sie ins Krankenhaus zu bringen, wo sie eine schöne kleine Rückenmarksanästhesie bekommt.«
    Ich seufzte. Obwohl es mich wirklich ziemlich beunruhigt, dass Mom lieber zu Hause entbinden will, statt hygienisch und unter Aufsicht in einem Krankenhaus - wo es Sauerstoffgeräte, Süßigkeitenautomaten und Männer wie Dr. Kovac gibt -, versuche ich, möglichst wenig darüber nachzudenken. Auch weil ich glaube, dass Grandmère Recht hat. Mom heult schon los, wenn sie sich den großen Zeh anstößt. Wie will sie stundenlange Wehen aushalten? Sie ist jetzt ja auch viel älter als bei meiner Geburt. Ihr sechsunddreißigjähriger Körper ist den Strapazen einer Entbindung wahrscheinlich gar nicht mehr gewachsen. Wo sie doch noch nicht mal Sport macht!
    Grandmère heftete ihren durchdringenden Blick auf mich.

    »Die steigenden Temperaturen sind der Konzentration auch nicht gerade förderlich«, behauptete sie. »Junge Menschen werden im Frühling immer zappelig und dann hast du ja morgen auch noch Geburtstag.«
    Ich ließ Grandmère in dem Glauben, dass das der Grund war: mein Geburtstag und die Frühlingsgefühle, die mich und meine Freunde ganz zappelig machen - wie Klopfer in »Bambi«.
    »Übrigens ist es sehr schwierig, ein geeignetes Geburtstagsgeschenk für dich zu finden, Amelia.« Grandmère griff nach ihrem Sidecar und einer Zigarette. Sie lässt sich ihre Zigaretten immer extra aus Genovia schicken, damit sie nicht die horrenden Tabaksteuern zahlen muss, mit denen hier in New York die Leute dazu gebracht werden sollen, aus purem Geiz mit dem Rauchen aufzuhören. Was aber nicht klappt, weil alle New Yorker Raucher einfach in den Zug springen und schnell mal nach New Jersey fahren, um sich dort mit billigen Kippen einzudecken.
    »Du machst dir nichts aus Schmuck.« Grandmère paffte Rauch aus. »Für Mode scheinst du auch keinen Sinn zu haben und Hobbys hast du sowieso nicht.«
    »Klar hab ich eins!«, protestierte ich. Und nicht nur ein Hobby,
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