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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick
Autoren: SHARON KENDRICK
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übergeschnappt sein! Größenwahnsinnig! Was sollte sie nur tun, wenn ihr Vater derartige Ungeheuerlichkeiten vor den anderen Männern ausposaunte, die bereits ungeduldig darauf warteten, dass endlich das Spiel losging? Sie würden ihn auslachen und sich über ihn lustig machen. Und damit verlor er auch noch das letzte bisschen an Reputation und Respekt, das ihm geblieben war.
    Was konnte sie nur tun, um ihren Vater vor sich selbst zu retten?
    „Papa …“, flüsterte Eleni eindringlich. „Ich bitte dich! Denk doch noch einmal nach! Was, um alles in der Welt, könnte ein Prinz hier bei uns verloren haben?“
    Doch die Antwort auf ihre Frage sollte sie nie zu hören bekommen, obwohl ihr Vater schon den Mund öffnete, ihn aber einfach nur weit offen stehen ließ, als in der Ferne plötzlich galoppierende Pferde zu hören waren. In der stehenden, heißen Luft vervielfachte sich der donnernde Hufschlag zu einem bedrohlichen Stakkato, das Eleni ebenso kalte Schauer über den Rücken jagte wie das Heulen der Wüstenwölfe in einer Vollmondnacht.
    In der nächsten Sekunde tauchten wie aus dem Nichts vier prachtvolle Pferde auf, aus deren Verbund eines plötzlich hervorschoss wie eine schwarze Ölfontäne aus dem heißen Wüstensand. Das Kunststück, den riesigen Hengst von geschickter Hand bezwungen zu sehen, war ein so erregendes und faszinierendes Paradebeispiel meisterlicher Reitkunst, dass Elenis Herz einen Schlag lang aussetzte.
    Im orangegoldenen Schein der untergehenden Sonne starrte sie auf den Riesen von Mann, der den ebenholzfarbenen Hengst allein mit den Schenkeln dirigierte und mit einem wilden, heiseren Schrei antrieb. Der unbedeckte Kopf des Mannes war so dunkel wie das starke Tier unter ihm, und seine Haut leuchtete wie polierte Bronze.
    Stoffbahnen aus reiner Seide wehten um seinen sehnigen Körper, und als er zur Seite schaute, traf es Eleni wie ein Schock. Seine unglaubliche Schönheit, wenn man das bei einem Mann überhaupt so nennen konnte, verschlug ihr den Atem. Angesichts der harten, wie gemeißelt wirkenden Züge fragte sie sich, ob er allein mit einem feurigen Blick aus den kohlschwarzen Augen alles um sich herum zu Asche verbrennen konnte.
    Und jetzt erst wurde ihr bewusst, dass ihr Vater die Wahrheit gesprochen hatte, als er behauptete, bei seinem geheimnisvollen Gast handele es sich um den Prinzen Kaliq Al’Farisi.
    Er war es tatsächlich. Kaliq, der Teufelskerl, der große Frauenliebhaber, der Playboy, Spieler und unwiderstehliche Zwillingssohn von Prinz Ashraf. Der Mann, von dem behauptet wurde, er könne Frauen mit einem einzigen Blick dazu bringen, vor Lust und Verlangen zu stöhnen …
    Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie als kleines Mädchen inmitten einer Menschenmenge stand, während die königliche Familie vorbeidefilierte. Zu der Zeit absolvierte Kaliq gerade seinen Militärdienst und trug die schmucke Uniform der Ca listan Navy. Bereits damals, mit knapp zwanzig, hätte man ihn als einen auffallend gut aussehenden jungen Mann bezeichnen können, aber jetzt, ungefähr fünfzehn Jahre später, war er auf dem Gipfel seiner Männlichkeit. Mit einer rauen, fast gewalttätig anmutenden, maskulinen Ausstrahlung, der sich keine Frau aus Fleisch und Blut entziehen konnte. „Bei allen heulenden Wölfen …“, murmelte Eleni erstickt und rannte, wie von Furien gehetzt, ins Haus. „Eure Hoheit …“, deklamierte Gamal und beugte sich so weit herab, wie es ihm seine morschen Knochen erlaubten.
    Mit einem eleganten Satz sprang Kaliq vom Pferd herunter. Seine Stiefel waren von Wüstenstaub bedeckt, ebenso wie die seidenen Gewänder, die seinen hohen Rang kennzeichneten.
    Ohne seinen Gastgeber zu beachten, schaute er mit verächtlich geschürzten Lippen um sich. Genau, wie er es sich vorgestellt hatte. Alles war marode und heruntergekommen. Doch der Platz beherbergte etwas, wonach sein Herz hungerte. Mit einem schnellen Blick in Richtung der Stallungen wandte er sich der jämmerlichen Gestalt vor sich zu.
    „Kommen Sie schon hoch, Lakis“, befahl er.
    Gamal rappelte sich mühsam auf und massierte stöhnend seinen Rücken. „Darf ich Ihnen versichern, Sir, wie außerordentlich geehrt ich mich fühle, durch die geplante Teilhaberschaft Eurer Hoheit an meinem …“
    „Hören Sie auf mit der Schleimerei!“, knurrte Kaliq mit der kalten Arroganz, die er sich auf einer der internationalen Schulen erworben hatte, deren Schüler er gewesen war. Es war ein Verhalten, das er bewusst
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