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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick
Autoren: SHARON KENDRICK
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kultivierte, um sich vor der Habgier von Speichelleckern und Emporkömmlingen zu schützen, die nur auf königliche Protektion aus waren.
    Seine dunklen Augen glitzerten, als er seine harschen Worte mit dem ihm eigenen geschmeidigen Charme relativierte, mit dem er laut seiner Schwester Yasmine auch die Vögel von den Bäumen locken konnte.
    „Ich bin nicht hier, um mir von Ihnen Komplimente anzuhören, Lakis …“, erklärte er mit exakt dosiertem Lächeln, „… sondern um mit einem Mann Karten zu spielen, der auf diesem Gebiet als unschlagbar gilt. Und jetzt frage ich mich natürlich, sollten tatsächlich Sie dieser Mann sein?“
    Augenblicklich warf sich Gamal in die Brust wie ein stolzer Pfau. „So heißt es von mir, Eure Hoheit.“
    Kaliqs dunkle Brauen wanderten eine Spur hoch. War dieser Tölpel sich denn nicht der Todsünde bewusst, sich als Normalsterblicher über einen Prinzen königlichen Geblütes zu erheben? Mit einer lässigen Bewegung warf er die Zügel einem seiner Begleiter zu, die eben erst von ihren Pferden gestiegen waren und im Hintergrund warteten.
    „Wir werden sehen, ob es wirklich an dem ist“, sagte Kaliq sorglos. „Ich bin heute in der Stimmung für ein hartes Spiel. Aber erst wollen wir trinken. Haben Sie nichts anzubieten, um die Kehlen dieser durstigen Reisenden zu befeuchten, Lakis? Es war ein langer, harter Ritt von unseren Palästen hierher, quer durch die sengende Hitze der Wüste.“
    „Oh, vergeben Sie mir, Eure Hoheit … ich bitte ergebenst um Verzeihung für meine sträfliche Nachlässigkeit!“, stammelte Gamal. „Wenn Sie mir in mein bescheidenes Heim folgen wollen, wird Ihnen das Gewünschte sofort serviert.“
    Der rauchgeschwängerte Salon, in den Gamal den Prinzen und sein Gefolge führte, wurde von Öllampen schwach erhellt. Zusätzlich hing eine Art Scheinwerfer an der Decke, der einen grellen Lichtkegel auf den Pokertisch warf.
    Kaliq, der den Kopf beugen musste, um den Raum betreten zu können, registrierte nebenbei, dass einer seiner Bodyguards bereits vor ihm hineingegangen war. Der dichte Tabakrauch überlagerte fast den schwachen Geruch von Weihrauch, aber eben nicht ganz. Nach Eintritt des Prinzen erstarb das allgemeine Stimmengemurmel, und alle anwesenden Männer sprangen förmlich auf die Füße.
    Kaliq grinste wölfisch, während er sie mit einer ungeduldigen Handbewegung veranlasste, sich wieder zu setzen. Kriegsregel Nummer eins: Wollte man den Feind besiegen, musste man ihn zunächst im falschen Gefühl der Sicherheit wiegen.
    „Nein, nein“, murmelte er jovial. „Für heute Abend vergessen wir mal jedes Zeremoniell. Hier, am Spieltisch, sind wir alle ebenbürtig“, erklärte er täuschend sanft. „Man kann nicht vernünftig Karten spielen, wenn eine Seite auf Hierarchie besteht. Heute Abend bin ich nicht der Prinz unseres geliebten Königreiches, sondern ein ganz normaler Mann. Genau wie Sie, Lakis.“
    Draußen vor der Tür zum Salon stand Eleni und versuchte, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen, um einzutreten. Während sie den Worten des Prinzen folgte, beschlich sie ein seltsames Gefühl. Beklommen fragte sie sich, ob ihr Vater überhaupt mitbekam, dass plötzlich etwas Ungutes in der Luft lag.
    Als wenn dieser arrogante, selbstbewusste Prinz jemals den Wunsch verspürte, sich mit Kreaturen wie den hier anwesenden Männern auf eine Stufe zu stellen!
    „Eleni!“
    Sie wollte gerade „Ja, Papa“ rufen, da hörte sie seine nächsten Worte.
    „Meine Bedienstete wird uns sofort etwas zu essen und trinken servieren. Wo bleibst du denn, Eleni? Beeil dich gefälligst!“
    Trotz ihrer zitternden Nerven hätte sie fast gelächelt. Wie hinterlistig und verschlagen ihr Vater doch war! Nicht nur, dass er versuchte, seinen Status zu heben, indem er vorgab, eine zusätzliche weibliche Servicekraft zu haben, wobei er dazu seine Tochter benutzte, wahrte er automatisch absolute Diskretion. Und bezahlen musste er sie auch nicht.
    Eleni atmete tief durch. Dann betrat sie mit sittsam niedergeschlagenen Augen den Salon, um so den überwältigenden Drang zu bezähmen, sich den Prinzen noch einmal aus der Nähe anzuschauen. Ein einfacher Trick, da es Dienstboten ohnehin nicht gestattet war, Augenkontakt zu einem Mitglied der königlichen Familie aufzunehmen.
    Außerdem verlangte das Protokoll, dass sie jetzt in einen tiefen Hofknicks versank. Das war allerdings etwas, worin Eleni absolut keine Übung hatte.
    „Eure Hoheit“, sagte sie leise, beugte die Knie,
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