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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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damals solchen Dingen gegenüber noch nicht die nachsichtige
Haltung, die man heute einnimmt — schon gar nicht in der Armee. Die Heirat mit
Consuela war die Lösung aller Probleme. Ihre Familie kannte uns, sie wußten von
Gerards Neigung. Und wir wußten, daß sie keine unerfüllbaren Ansprüche an Gerard
stellen würde, weil sie selbst ähnlich veranlagt ist. In Millicent hat sie
jemanden gefunden, der zu ihr paßt. Es war also, kann man sagen, alles bestens
geregelt.»
    Mr. Pringle mit seinen
Mittelklassennormen wurde es ganz schwindlig, aber er verstand jetzt
wenigstens, warum manche Frauen auf Consuela so auffällig reagierten, während
sie ihn, trotz ihrer zweifellos großen Schönheit, eher kalt gelassen hatte: Ihr
Charme zielte eben nur auf Verehrerwnew.
    «Ich denke», nahm Willoughby wieder das
Wort, «daß Gerard eine gute Chance hat, noch eimal davonzukommen,
vorausgesetzt, er behält die Nerven — aber darin hat er Übung, er hat schon
aussichtslosere Sachen durchgestanden.»
    «Aber da ist noch der Mord an Edith
Rees.»
    Tom Willoughby zuckte die Achseln.
«Warum hat Wilson — wenn er es überhaupt war — es Ihrer Meinung nach getan?»
    «Weil sie irgend etwas wußte,
vermutlich.»
    «Nun, es war ganz bestimmt nicht Gerard,
der sie umgebracht hat; und nun, da sie tot ist, kann sie auch zum Glück nicht
mehr reden; für uns ist also, was das angeht, keine Schwierigkeit zu erwarten.»
    Mr. Pringle spürte, wie die Wut in ihm
hochstieg: Pervertierte Sexualität ging ihn nichts an, pervertierte Wahrheit um
so mehr.
    «Da ist aber noch der Schnallenstift,
den man in van Tenkes Hand gefunden hat. Er wurde zur Untersuchung ins
Laboratorium geschickt...»
    «Drücken wir die Daumen, Pringle, daß
die Untersuchung ergebnislos bleibt, aber vor allem — Ruhe bewahren!»
    «Außerdem hat van Tenke mehrere Gäste
hier erpreßt. Er muß genauso überrascht gewesen sein, Miss Brown und Mrs.
Arburthnot hier anzutreffen, wie diese umgekehrt auch. Aber das hat ihn nicht
gehindert, sofort wieder mit seinen alten Methoden anzufangen.»
    «Und gibt es dafür Beweise?»
    Mr. Pringle erinnerte sich an die
Demütigung, die Mrs. Arburthnot durch van Tenke widerfahren war. Würde sie
bereit sein — würde überhaupt irgendeine Frau bereit sein — , so etwas
öffentlich preiszugeben? Nein, natürlich nicht. Sie würde leugnen, daß sich so
etwas je ereignet hätte.
    «Miss Brown hat ihren Brief
verbrannt... Wilfred muß ihn ihr gestern ins Zimmer gelegt haben, als er die
Thermosflaschen für die Nacht verteilte», sagte Pringle resigniert.
    Tom Willoughby hatte keine Ahnung,
wovon er überhaupt sprach, aber er begriff, daß es — für ihn — eine gute
Nachricht war. «Na also. Außerdem ist Melody Brown eine alte Bewunderin von
Consuela. Sie würde nie etwas tun, von dem sie annehmen müßte, daß es diese
kränken könnte.» Er stand am Fenster und klimperte, schon wieder einigermaßen
erleichtert, mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche. «Mit ein bißchen Glück,
denke ich, werden wir Unannehmlichkeiten vermeiden können. Es gibt nichts
Konkretes, was Gerard belastet. Und für Wilfred werden wir selbstverständlich
einen erstklassigen Verteidiger besorgen.»
    Mr. Pringle wußte nichts mehr zu sagen.
Drei Jahrhunderte lang hatten die Willoughbys der Welt trotzig die beiden
Finger gezeigt und ihr damit bedeutet, sie könne sie am Arsch lecken; dies und
die Tatsache, daß ihr anmaßendes Motto ‹Wir werden obsiegen› anscheinend immer
noch Gültigkeit hatte, verschlug ihm einfach die Sprache. Tom Willoughby nahm
sein Schweigen als Einverständnis. «Sollen wir hinuntergehen? Gerard und der
Inspector dürften ihre Unterredung inzwischen beendet haben. Und übrigens — der
Tod von Edith Rees... ich glaube nicht, daß es da überhaupt Probleme geben
wird. Eine alte Frau mit klapprigem Herz... Ich selbst habe sie ja gerade erst
untersucht, wie Sie vielleicht wissen. Und was van Tenke angeht — solange wir
über den sexuellen Aspekt Stillschweigen bewahren und nichts in die Boulevard-Zeitungen
dringt, denke ich, können wir den größten Schaden von Aquitaine abwenden.»
    Mr. Pringle hatte genug. «Da würde ich
mir nicht allzu viele Sorgen machen», sagte er sarkastisch, «wenn die
Öffentlichkeit je erfahren sollte, was hier passiert ist, dann werden Sie auf
Jahre hinaus ausgebucht sein.»
    Auf dem Weg zum Büro des Inspectors
schien Willoughbys Zuversicht mit jedem Schritt zu wachsen. «Ich bin froh, daß
all das hier
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