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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble
Autoren: Nancy Livingston
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erhalten bleiben wird. Es wäre jammerschade gewesen, wenn wir
hätten verkaufen müssen. Ein Verlust für die Nation. Man braucht doch bloß die
Zeitungen aufzuschlagen, und schon sieht man die Schlagzeile ‹Wertvolle
Antiquität nach Übersee verkauft›... ‹Neue Akte von Vandalismus›... Consuelas
Familie hat übrigens sehr viel dazu beigetragen, daß wir das Schloß halten
konnten. Wir machen hier nämlich nicht viel Gewinn, nicht wie auf Longleat oder
Woburn. Das liegt daran, daß die Besitzer dort noch ihre Titel haben, und das
ist natürlich eine Attraktion. Ich selbst ziehe es allerdings vor, ein paar
Snobs für viel Geld hungern zu lassen, statt in einem sogenannten Safaripark
Löwen zu füttern.» Jetzt, da er wußte, daß sein Bruder davonkommen würde, war
er bestrebt, Pringle bei Laune zu halten. «Wann haben Sie sich das eigentlich
alles überlegt?»
    «Vergangene Nacht. Mein anfänglicher
Fehler war nur anzunehmen, Wilson habe es für Mrs. Willoughby getan. Ich
dachte, sie sei seine illegitime Schwester, die als Baby zur Adoption
freigegeben wurde.»
    Dr. Willoughby blieb abrupt stehen,
seine Leutseligkeit war wie weggewischt. «Du liebe Güte, Pringle, sind Sie
vollkommen verrückt geworden! Wo ist Ihr Sinn für Schicklichkeit? Es gab zwar
selbstverständlich Bastarde in Consuelas Familie, aber die waren von
königlichem Geblüt und kamen selbstverständlich ehelich zur Welt. Sie können
doch nicht einfach daherkommen und jemand von Consuelas Geblüt bezichtigen,
illegitim zu sein!»
    Die Kluft — 1066 zwischen den Klassen
aufgerissen — war so breit wie eh und je. Mr. Pringle beugte in Anerkennung der
Tatsachen schweigend das Haupt.
     
     
    Der Mann und seine Frau standen sich
gegenüber: die physische Distanz maß nur wenige Meter und hätte mühelos
überbrückt werden können, die Fremdheit zwischen ihnen jedoch nicht. Hugh
drehte und wendete die Postkarte in den Händen. Die Mitteilung darauf war
brutal und eindeutig; Hugh vermutete, daß Valter van Tenke die Karte
geschrieben hatte, nachdem er sie beide — Clarissa und ihn — im Solarium
belauscht hatte. Hughs Adresse hatte er wahrscheinlich der Hotelanmeldung
entnommen. Die Karte abzusenden war vermutlich seine letzte Tat auf Erden
gewesen.
    «Es stimmt nicht, nicht wahr?» fragte
Marion angstvoll. «Was er da schreibt, stimmt nicht, oder?»
    «Doch, es stimmt. Warum bist du
gekommen?»
    Sie wich zurück, als habe er sie
geschlagen. Hugh wurde plötzlich klar, daß sie diese Antwort einfach nicht
erwartet hatte. Normalerweise war jedesmal eine Flut von Beschimpfungen über
ihn hereingebrochen, wenn sie eine Auseinandersetzung hatten, bisweilen hatte
sie auch ihre Reize vor ihm spielen lassen, um ihn zu provozieren. Doch diesmal
— nichts.
    «Noch einmal: Warum bist du gekommen,
Marion?» fragte er.
    «Ich bin bereit, Ben aufzugeben, wenn
es das ist, was du willst.»
    «Nein. Ich will die Scheidung.»
    Bei dem Wort «Scheidung» brach ihre
Beherrschung zusammen. Haßverzerrt schleuderte sie ihm entgegen, sie werde ihn
nicht gehen lassen, sie habe hart gearbeitet, um die Praxis aufzubauen, sie
habe jetzt ein Anrecht auf einen Teil seiner Altersversorgung, wenn er auch nur
den geringsten Versuch unternehme, sie zu verlassen, würde sie einen derartigen
Skandal machen... Sie brach ab. Zum erstenmal sah sie ein, wie zwecklos in
gewissen Situationen Drohungen waren. Hugh blickte sie mitleidig an.
    «Ich habe es aber doch nie so gemeint»,
sagte sie. «Ich wollte dich immer nur ärgern, wenn ich sagte, ich wolle eine
Scheidung.»
    «Es ist zu spät, Marion — schon lange.
Weißt du, wie lange es her ist, daß du und ich ehrlich sagen konnten, wir
liebten uns? Jahre. Ewigkeiten. Vielleicht war es mein Fehler. Ich habe lange
versucht, die Augen zuzumachen, und auf eine Änderung gewartet, weil ich nicht
zugeben wollte, daß unsere Ehe gescheitert war. Vielleicht war es diese Haltung
von mir, die dich dazu getrieben hat, dich mit Ben einzulassen; wir werden es
nie wissen. Aber was auch immer einst an Gefühlen zwischen uns lebendig gewesen
ist — es ist schon vor langer Zeit gestorben. Das wissen wir beide. Was die
finanzielle Regelung angeht, so werde ich so fair wie möglich zu dir sein, aber
ich bestehe auf der Scheidung. Ich hoffe, du bist einverstanden und es kommt
nicht noch zu Auseinandersetzungen. Ich habe einen Blick ins Paradies getan,
und ich will — wenn es nach mir geht — nie wieder darauf verzichten.»
    Er wußte, daß er
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