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Principia

Principia

Titel: Principia
Autoren: Neal Stephenson
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zugeführt werden. Nachdem die Bergleute ihre Stiefel und ihre triefenden Socken ausgezogen haben, strecken sie die Füße ans Feuer, nehmen brotlaibgroße Pasteten aus ihren Körben und fangen an, große Bissen davon abzureißen. Ihre Gesichter sind von der Kohle ganz schwarz, viel schwärzer als das von Dappa. Ihre Augen sind weiß wie Sterne. Ein Augenpaar schnellt hoch und bemerkt Daniel auf dem Laufsteg, worauf alle anderen ihm folgen. Dann gibt es einen Moment, in dem Daniel auf sie hinabblickt und sie alle hochschauen und sich fragen, was sie von diesem seltsamen Besucher halten sollen. Wie muss er ihnen vorkommen? Er hat einen langen wollenen Mantel an, und sein Kopf steckt unter einer gestrickten Seemannsmütze. Er lässt sich gerade einen Bart wachsen. Inmitten sich kräuselnder Abdampfwirbel ragt er über ihnen auf. Er fragt sich, ob diese Männer aus Cornwall auch nur die leiseste Ahnung haben, dass sie um ein explosives Gerät herumsitzen, und kommt zu dem Schluss, dass sie vermutlich nicht dümmer sind als andere und es ganz genau wissen, sich aber in diese Vorstellung geschickt und beschlossen haben, dass sie sie angesichts dessen, was hier für ihren Wohlstand getan wird, in ihren Alltag einpassen können. Es ist nichts anderes als das, was ein Seemann tut, wenn er sich einschifft, wiewohl er weiß, dass er untergehen kann. Daniel vermutet, dass die Hexenmeister der Technologischen Wissenschaften die Menschen in Zukunft noch oft vor solche Entscheidungen stellen werden.
    Diese Reise begann damit, dass ein Hexenmeister zu seiner Tür hereintrat. Nun endet sie damit, dass eine neue Art von Hexenmeister über einer Maschine steht. Wie er so von oben auf diesen Dampfkessel blickt, kommt der Hexenmeister sich vor wie ein Engel oder Dämon, der vom Polarstern aus die Erde betrachtet. Mr. Newcomen ist nämlich, durch seine Fehlschläge geläutert, in seiner Arbeitsweise ausgesprochen ordentlich geworden, sodass bei diesem seinem Meisterwerk die Nähte und Nietreihen, die eine gebogene Platte mit der nächsten verbinden, wie Längenmeridiane vom Nordpol strahlenförmig vom oberen Mittelpunkt ausgehen. Darunter lodert ein Feuer, und der Dampf in seinem Inneren steht unter einem solchen Druck, dass er Daniel (genau wie Drake) ins Jenseits befördern würde, wenn ein Niet nachgäbe. Doch das geschieht nicht. Der Dampf wird durch ein Rohr weggeleitet, um Wasser zu heben, und die überschüssige Wärme gewährt den Bergleuten eine gewisse Annehmlichkeit; einstweilen funktioniert also alles wie vorgesehen. Irgendwann wird das ganze System an den Fehlern scheitern, die trotz aller Bemühungen von Caroline und Daniel darin eingebaut wurden. Vielleicht werden dann neue Hexenmeister vonnöten sein. Aber – und das liegt vielleicht nur an seinem Alter und daran, dass eine Pinasse darauf wartet, ihn mitzunehmen – er muss zugeben, dass irgendeine Art von System zu haben, und sei es auch fehlerhaft und zum Scheitern verurteilt, immer noch besser ist, als auf ewig in der giftigen Quecksilbersturmflut zu leben, die all dies hervorbrachte.
    Er hat seine Aufgabe erledigt.
    »Jetzt fahre ich nach Hause«, sagt er.

Hier endet Die Barock-Trilogie
     
    Das habe ich nun publiziert; nicht zum Wohl der Allgemeinheit [von dem ich nicht annehme, dass meine bescheidenen Fähigkeiten ihm förderlich sein können], sondern um meinem Bruder, dem Buchund Papierwarenhändler, gefällig zu sein. Die Gewinne dieses Gewerbes stammen hauptsächlich aus dem Druck von Manuskripten; und die Eitelkeit dieses Zeitalters lässt sich eher von Kuriositäten denn von Fragen soliden Gewinns einnehmen. Ein Pamphlet wie dieses mag verkäuflich sein, wenn substantiellere und nützlichere Überlegungen unterbleiben.
    John Wilkins

Dank des Autors
    Die Barock-Trilogie wäre – im wahrsten Sinne des Wortes – undenkbar ohne die von der Ära eines Wilkins und Comenius bis in die Gegenwart reichenden Bemühungen von Gelehrten, Wissenschaftlern, Forschern, Dichtern, Predigern, Pamphletisten, Geschichtenerzählern, Künstlern, Übersetzern und Kartographen, von denen einige unten aufgelistet sind. Manche haben vor dreihundert Jahren gelebt, andere leben heute noch. Ich zögere etwas, Letztere namentlich zu nennen, weil es heutzutage viel einfacher ist als früher, Personen ausfindig zu machen, und ich die Befürchtung habe, diese Leute könnten daraufhin belästigt werden. So gut wie keiner von den Menschen, die sich die Mühe machen, dreitausend Seiten dicke
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