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Principia

Principia

Titel: Principia
Autoren: Neal Stephenson
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gekrümmter Schwerter – eines längeren und eines kürzeren -, die gleichzeitig gezogen werden. Vielleicht bietet sich ihm sogar für einen Moment der ungewohnte Anblick der Sonne von Carolina, die sich in Damaszenerstahl spiegelt.
    »Erzähl uns nicht«, sagt Danny, »dass du hier rote Nacken sehen willst. Oder ist es das, was du gerade sagen wolltest?«
    »Was – geht wieder an die Arbeit, ihr faulen Scheißkerle! Oder ich gebe euch mehr von dem, was Tomba gekriegt hat!« Der Aufseher tritt in den Schuppen und holt mit seiner Peitsche aus; doch ehe er sie niedersausen lassen kann, pfeift Stahl an seinem Ohr vorbei, und die amputierte Peitsche fällt zu seinen Füßen in den Staub. Tomba wankt nach draußen und macht die Tür hinter sich zu. Blinzelnd schaut er über mehrere Morgen Erde, von der er weiß, dass sie rot ist, die ihm jedoch grau vorkommt, weil er nur noch schwarzweiß sehen kann. An einem Ende steht ein großes weißes Haus. Schuldknechte plagen sich mit Breithacken und Schaufeln. Hinter ihm ist der Aufseher ungewöhnlich still geworden. Vielleicht hat er inzwischen trotz der Dunkelheit erkannt, dass er mit zwei aufgebrachten Samurai auf engstem Raum eingesperrt ist.
    »Es gibt mehr als eine Methode, jemandem einen roten Nacken zu verschaffen«, erklärt Danny, »und so machen sie es in Nagasaki!« Darauf folgen rasch hintereinander Geräusche, die Tomba schon eine ganze Weile nicht mehr gehört hat, aber sofort erkennt. Unter der Wand des Schuppens quillt Blut hervor und schwappt in die vom Schwein des Aufsehers durchwühlte Suhle. Von dem Duft angezogen, watschelt das Schwein hinüber, schnüffelt und fängt dann an, es aufzuschlecken.
    Jimmy und Danny stürmen aus dem Schuppen heraus. Danny wischt seine Klinge an seinem Hosenbein ab und steckt sie wieder in die Scheide. Jimmy brüllt den anderen Schuldknechten zu: »Ihr könnt alle für den Rest des Tages frei nehmen! Und wenn Mr. Ickham aus Charleston zurückkommt und wissen will, was passiert ist, dann erzählt ihm einfach, dass es der Red-Neck-Ronin war und dass wir in diese Richtung gegangen sind!« Worauf er sein wakizashi entschlossen in den Wilden Westen stößt. Dann steckt er es wieder in die Scheide und wendet sich seinen Gefährten zu.
    »Und jetzt auf zu den Bergen, Jungs!«

Cornwall
    Will Comstock, der Earl of Lostwithiel, hat Angst gehabt, sie könnten in einer der plötzlich auftretenden Nebelbänke stecken bleiben, die durch die Moore ziehen wie Gespenster durch ein Geisterhaus, und sich darin verirren. Tatsächlich steigen um sie herum zweimal solche Schwaden auf. Und jedes Mal besteht er darauf, dass sie da, wo sie gerade sind, anhalten und warten, bis der Nebel sich gelichtet hat. Daniel ist in Sorge, dass man auf der Minerva die Geduld verlieren und ohne ihn lossegeln könnte. Doch gegen Mittag verzieht sich der Nebel, von einem steifen Nordwind talabwärts getrieben, in Richtung Meer, das jetzt in der Ferne sichtbar wird, erbsengrün und mit Wolkenschatten und Sonnenstrahlen getupft.
    Die Landschaft ist durch Steinmauern in so unregelmäßige Stücke zerschnitten, dass man fast den Eindruck hat, dieses Land hätte aus Schnipseln anderer Welten zusammengesetzt werden müssen. In dem höher gelegenen offenen Gelände, das vom Hochmoor herabfällt, sind die Mauern filigran und unregelmäßig. Später, als die Reisegesellschaft seitwärts ins Tal hinabwandert, durchquert sie einen Wald aus verkrüppelten Eichen, die sich, nicht größer als Daniel Waterhouse, an die Hänge schmiegen wie Wolle an den Rücken eines Schafes und sich selbst zu dieser Jahreszeit weigern, ihr Laub abzuwerfen. Dort sind die Mauern gerade und massiv, mit feuchtem Moos bewachsen und von Leben erfüllt.
    Aus einem solchen Wald tritt die Gesellschaft hinaus in eine rauchige Niederung, wo zottelige anthrazitfarbene Rinder halbherzig miteinander rangeln. In Reih und Glied marschieren die Männer nun an einem rasch dahineilenden Fluss entlang, der aus dem Moor herabsprudelt. Nicht weit unterhalb von ihnen verlangsamt, verflacht und verbreitert er sich zur Mündung. Dort wartet eine Pinasse auf Daniel, um ihn zur Minerva hinauszubringen, die irgendwo in dieser Gegend vor Anker liegt und sich für die Fahrt nach Porto und schließlich nach Boston bereitmacht.
    Die Reisenden aus London sind dem Earl of Lostwithiel und Thomas Newcomen allerdings nicht bis hierhin gefolgt, um sich Kühe oder Boote anzuschauen. Als sie unter dem triefenden Dach des letzten niederen
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