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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard
Autoren: Clockers
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seine Zukunft davon abhing, welchen Weg Victor in der Sache einschlagen
würde. Victor konnte sich schuldig bekennen und mit einer minimalen Haftstrafe
davonkommen oder weiterhin darauf beharren, dass er es in Notwehr getan hatte.
Seine Entscheidung konnte während seiner ersten paar Tage in Freiheit oder erst
in einem Jahr, zum Beginn seines Prozesses, fallen. Rocco stellte sich vor, wie
der Junge bis eine Stunde vor seinem ersten Gerichtstermin mit seiner
Entscheidung wartete. Ein ganzes verdammtes Jahr ...
    Als der
Wagen aus dem Tunnel auftauchte und in das Zwielicht Manhattans hineinfuhr,
zuckten beide erschreckt zusammen, da die Musik urplötzlich laut und deutlich
zu hören war. Rocco streckte die Hand aus und schaltete das Radio ab.
    »Wenn ich
dich jemals in der Stadt sehe, wenn ich jemals davon höre, dass du
wieder da bist, oder wenn du auch nur den Fluss nach New Jersey überquerst,
dann werde ich dich wegen Anstiftung zum Mord verhaften. Ich werde Rodney wegen
der gleichen Sache einbuchten, und ich werde dafür sorgen, dass ihr zusammen
einsitzt, auf derselben verdammten Pritsche hockt. Hast du mich verstanden?«
    Strike
nickte stumm, und Rocco nahm den West Side Highway bis zum
Port-Authority-Busterminal. Er überholte eine Schlange von Taxis und hielt vor
dem Haupteingang, ohne sich groß um die stinkige Miene der Verkehrskontrolle
zu kümmern..
    »Hast du
genug Geld für den Bus?«, fragte Rocco, obwohl bis zu diesem Zeitpunkt nicht
die Rede davon gewesen war, dass Strike auch New York verlassen sollte. Rocco
wollte nur, dass dieser Bursche jetzt verschwand, so weit es ging.
    Strike
nickte unbestimmt und räusperte sich. »Kann ich Sie mal was fragen? Ich hab Sie
mal mit diesem anderen Cop gesehen, er war bl-blond, sah gut aus, wie ein
Fernsehansager oder so was, wissen Sie, wen ich meine?«
    Rocco sagte
nichts.
    »Der Cop,
war das ein Spezialcop? Ein Experte oder, Sie wissen schon, sonst irgendwas
Höheres?«
    Rocco saß
mit versteinertem Gesicht da.
    »Wissen
Sie, es geht m-mich ja nichts an, ich bin nur neugierig.«
    Rocco
starrte den Burschen an und dachte, dass es noch nicht zu spät war, den
Burschen wieder mit zurückzunehmen, verwarf den Gedanken aber sofort. Er konnte
weder seine Vorgehensweise noch die Meilen, die sie zurückgelegt hatten, auf
irgendeine plausible Art und Weise erklären. Und das Tonband war unnütz und
sowieso illegal - ein peinlicher Ausrutscher, sonst gar nichts.
    Der Pager
schlug erneut an. Der Junge verließ schnell und wortlos den Wagen, als fürchte
er, dass die Nummer auf dem Display ihn doch noch seine Freiheit kosten würde.
    Rocco sah,
wie Strike im Menschenstrom der Eighth Avenue verschwand und schließlich durch
den Haupteingang trat, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Der
Bursche hatte sich nicht einmal bedankt. >Typisch<, dachte Rocco. >So
verdammt typisch.<
    Rocco saß
hinter dem Steuer und rang immer noch mit sich, ob er nach Hause fahren oder
anrufen sollte, um zu erfahren, worum es ging. Er fuhr zur Seventh Avenue und
dann Richtung Süden. Doch nun, wo er erst einmal in der Innenstadt war, hielt
er weiter auf den Holland Tunnel zu, statt auf seine Wohnung. Er würde noch
früh genug nach Hause kommen.
     
    Strike
wanderte durch die müllübersäten und heruntergekommenen Hallen des
Port-Authority-Busterminals, und alles war so groß, dass es leer zu sein
schien, trotz der zahllosen Menschen, die überall herumliefen, egal wohin er
sah.
    Er trat an
ein Münztelefon, nahm den Hörer ab, wählte die Nummer seiner Mutter, und sein
Magen hüpfte ein wenig, als er das hohle Klingeln hörte.
    Eines von
Victors Kindern ging schließlich dran.
    »Ist meine
Mutter da?«
    Der Junge
am anderen Ende hörte sich an, als sei seine Nase verstopft.
    »Hol meine
Mutter.« Weiteres Schniefen. »Hol deine Großmutter.«
    »Daddy«,
sagte das Kind schließlich. »Ivan ist von der Bank gefallen.«
    Strike
legte auf, und sein Magen pochte nun heftig. Daddy. »Yo, yo.«
    Strike
drehte sich um und sah einen nervös dreinblickenden Teenager, der ihn
verstohlen anredete. Der Typ trug einen Rucksack über der Schulter und hatte
ein paar Geldscheine in der Hand.
    »Yo, kauf
mir 'ne Fahrkarte, Mann. Charleston, einfach.« Er wandte den Blick ab und
hielt Strike das Geld hin.
    Strike
durchschaute ihn auf der Stelle. Der Bursche transportierte Stoff in den Süden
und hatte Angst, seine Fahrkarte selbst zu kaufen. Als sei das das Einzige, was
ihn verraten könnte: Der Idiot hatte nicht mal
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