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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard
Autoren: Clockers
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hielt, ein lahmer
Zwanzig-Dollar-Job, keine Ampullen und keine Provision. Als er Peanut sah, der
die wunde Stelle auf seinem Wangenknochen befühlte, fiel Strike in sein übliches
Lamento: Sneakerdealer, Junkies, der Fury. Man kann niemandem trauen, also halt
dir den Rücken frei und die Augen offen - 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche,
365 Tage im Jahr.
    Strike
suchte die Canonschluchten der Roosevelt-Siedlung ab, dreizehn Hochhäuser mit
Sozialwohnungen, zwölfhundert Familien verteilt auf zwei Blocks, und das
Wohnungsamt gewährte dem Fury zur Observierung Zutritt zu allen leerstehenden
Wohnungen, also wusste Strike nie, wann oder wo sie ihn überwachten. Er konnte
nur jemanden abstellen, der sie dabei beobachtete, wie sie sich von hinten in
ein Gebäude schlichen, jemanden, der »Fünf-Null« brüllte, damit keiner was
Dummes anstellte, und dann hieß es abwarten, bis ihnen langweilig wurde und sie
abzogen.
    Der Fury -
das waren nur eine Handvoll Polizisten, die in ihrem Plymouth Fury ein halbes
Dutzend Siedlungen abzuklappern hatten - konnte sich nicht länger als eine
Stunde verkriechen. Aber es war kein Geheimnis, dass Andre der Riese ebenfalls
eine Observationswohnung hatte: 3A in der Dumont Street 14, das Apartment, das
das Wohnungsamt nicht vermieten konnte, weil dort vor einem Jahr sechs Kinder
und deren Großmutter bei einem Brand umgekommen waren. Andre hatte es auf die
Drogenbande abgesehen, die auf der Dumont-Seite der Siedlungen arbeitete,
anders als die im Fury, die es vorzogen, in Strikes Revier auf der
Weehawken-Seite zuzuschlagen. Aber im Gegensatz zu ihnen war Andre ein frei
operierender Knocko; er konnte überall und jederzeit auftauchen, und er konnte
die Bänke von der Dumont aus wunderbar einsehen.
    Die
Clockers, die für Strike dealten, wurden nervös, wenn sie das Gefühl hatten,
beobachtet zu werden: Sie sangen zu laut, verwickelten sich in idiotische
Streitereien, ließen auf hunderterlei dumme Art Dampf ab, wurden zur Gefahr für
sich selbst und für Strike. Und dann waren da noch die Freundinnen, um die man
sich Sorgen machen musste. Sie waren die Schlimmsten - flirteten vor der Nase
ihrer Freunde mit anderen Typen, knallten sich die Birne zu, brachen
Streitereien vom Zaun. Wenn es nach Strike ging, waren die Mädchen nur für
eins gut. Im Fury saßen ausschließlich Männer. Wenn ein Mädchen also die Klappe
hielt und sich wie eine Dame benahm, dann konnte sie zwei Zehnerpacks in ihrem
Slip tragen, zwei weitere oben, und die Bullen konnten nichts unternehmen, es
sei denn, sie nahmen sie zur Leibesvisitation mit auf die Wache. Und die Ampullen
aus einem BH zu servieren ging erheblich schneller, als alle bei jedem
Zehn-Dollar-Geschäft ins Zwischenlager rennen zu lassen.
    Aber die
Mädchen konnten auch klauen, verschwanden einfach mit der Ware um die Ecke.
Eine konnte einen Streit mit ihrem Freund vom Zaun brechen, den Stoff einem
neuen Lover geben, der nicht in der Crew war, ihn selbst verkaufen, ihn selber
rauchen. Also hielt Strike nicht viel davon, Mädchen anzuheuern; lieber machte
er es langsam und stetig, ließ die Jungs die Tour zu der Wohnung rauf machen,
wenigstens in den Dienststunden des Fury, also von vier bis zehn. Und er
wechselte die Wohnung jeden Tag: Ohne Anklopfen kamen die Knockos über keine
Schwelle, und bis der Richter den Durchsuchungsbefehl unterzeichnet hatte, war
die Wohnung schon nicht mehr da.
    Mädchen.
Strike sagte seiner Crew immer: Lasst euch ja nicht von den Mädchen um den
Finger wickeln. Sind bloß Pussys, und wenn ihr eure Karten richtig ausspielt,
sind immer genug da, und ihr spielt eure Karten richtig aus, wenn ihr Geld
macht und zur Seite legt. Strike wiederholte Wort für Wort, was Rodney vor
knapp einem Jahr zu ihm gesagt hatte.
    Strike
beobachtete, wie das Mädchen mit dem Babyspeck - Sharelle, Sharette, irgendwie
so - endlich den Mut aufbrachte und zu ihm herüberkam, mit einem Lächeln übers
Gesicht geschmiert, als sei es glücklich oder so was.
    »Hi,
Strike.«
    »Nein.«
    »Ich
wollte nicht -«
    »Nein.
Verschwinde.«
    Futon kam
aus der Weehawken Street 6, checkte die Straße ab, mampfte Cheetos und hielt
ein großes Glas Gummibärchen in der Hand, während sein Kopf im Takt zu dem
wackelte, was immer aus seinem wasserblauen Kopfhörer dudelte. Er nickte Strike
zu und ging zu den Bänken zurück.
    »Nachschub,
Nachschub«, verkündete er über die Musik in seinem Kopf hinweg brüllend.
    Strike
kräuselte die Lippen, um zu antworten, und
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