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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon
Autoren: Julie Kenner
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Vergeltung. Und wenn sich Vergeltung mit Rache mischt, werden du und die Deinen sterben, und die Hölle wird sich die Erde untertan machen.«
    Da diese Drohungen nicht gerade nach einem gemütlichen Kaffeestündchen klangen, wollte ich weitere Einzelheiten erfahren.
    Sammys Mund verzog sich erneut zu einem charmanten Lächeln, zu dem seine perfekten Zähnen und zwinkernden Augen ausgezeichnet passten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Watson als Barkeeper sehr erfolgreich gewesen war. »Das ist geheim«, erklärte er. »Ein Geheimnis muss man für sich behalten.«
    »Ich habe es schon geschafft, härtere Typen als dich dazu zu bringen, ihre Geheimnisse zu verraten«, entgegnete ich kalt. »Das ist das Gute daran, dass ihr in einen menschlichen Körper fahrt, um auf der Erde wandeln zu können. Auf diese Weise lernt ihr auch die Nebeneffekte des Menschseins kennen. Wie zum Beispiel Schmerzen.«
    »Möchtest du, dass ich schreie, Jägerin?«, erwiderte er kühl. Seine Antwort mochte lässig klingen, doch in seinen Augen konnte ich deutlich sehen, dass ihn meine Drohung verunsichert hatte. »Vielleicht möchtest du ja, dass deine Familie von mir erfährt.«
    »Und vielleicht möchte ich auch nur, dass du so lange still bist, bis ich sage, dass du sprechen darfst«, erwiderte ich. Für einen Moment ließ ich seinen Hals los, um mir den Softtennisball zu schnappen, der im Dinosaurier lag. Diesen schob ich ihm in den Mund. Ich hatte vor, ihm Hände und Füße zu fesseln und ihn dann hinter den Schuppen zu zerren, wo wir weder vom Schlafzimmerfenster noch von der Veranda aus beobachtet werden konnten. Dort würde ich mit dem Dämon alles tun können, was mir einfiel, um ihn zum Sprechen zu bringen, wobei ich vor allem an mein Stilett und das Weihwasser dachte. Ich hatte vor, nichts unversucht zu lassen, um sein Geheimnis zu lüften. Denn ganz offensichtlich braute sich etwas in San Diablo zusammen, und ich benötigte alle Informationen, die ich bekommen konnte.
    Langsam verlagerte ich mein Gewicht, ohne den spitzen Plastikstiel von seinem Auge zu entfernen. Mit der freien Hand packte ich ihn an einem seiner Handgelenke und zerrte den Arm auf seinen Rücken.
    »Steh auf«, befahl ich und lehnte mich etwas zu einer Seite, um das Stilett aufheben zu können, das ich inzwischen auf dem Boden entdeckt hatte. Ich schob die zwanzig Zentimeter lange Klinge in meinen Gürtel und brachte dann den Dämon dazu, langsam aufzustehen. Als er stand, trat ich hinter ihn und befahl: »Jetzt die andere Hand. Sonst ist es vorbei, ehe es begonnen hat.«
    Nervös hielt ich den Atem an, da ich nicht wusste, wie er reagieren würde. Wenn sein Befehl darin bestand, mich zu töten, würde er mir gehorchen, um auf die nächste Gelegenheit zu warten, es wieder zu versuchen. Sollte das aber nicht der Fall sein, würde er meine Anordnung vielleicht einfach ignorieren, da er wusste, dass ihn ein Stich durch sein Auge nur in den Äther zurückschicken würde.
    Langsam legte er auch seine andere Hand auf den Rücken, und ich atmete befriedigt auf. Meine Vermutung war also richtig gewesen. Der Kerl sollte mich töten, und das würde so lange seine Absicht bleiben, bis ich ihm den Garaus machte oder er mir.
    »Los!«, befahl ich. Ich blieb so nahe wie möglich hinter ihm. Mit der linken Hand hielt ich seine Handgelenke kurz unter seinen Schulterblättern fest. Da ich mit der Rechten noch immer den Plastikstiel unter sein Auge gedrückt hatte, kamen wir nur langsam voran. Aber der Dämon bewegte sich zumindest und tat wie geheißen.
    Nach vier kleinen Schritten hielt er auf einmal inne. »Weiter«, insistierte ich, doch er schüttelte den Kopf. »Sofort! Oder ich verpasse dir ein Loch im Auge, in das ganz Kalifornien passt.«
    Ich hörte, wie der Dämon mit dem Softtennisball im Mund zu sprechen versuchte. »Verdammt«, knurrte ich. Welche Geheimnisse dieser Mistkerl auch haben mochte – solange er den Ball im Mund hatte, würde ich sie wohl kaum erfahren. Doch in diesem Moment hätte ich ihn nicht von seinem Knebel befreien können, ohne seine Arme loszulassen oder die Plastikspitze von seinem Auge zu entfernen. Weder das eine noch das andere sagte mir sonderlich zu.
    Also stieß ich ihn wieder vorwärts. »Halt den Mund und geh weiter«, befahl ich. »Sobald ich dich gefesselt und wir es uns gemütlich gemacht haben, kannst du so viel reden, wie du willst.«
    Ich drückte seine Handgelenke nach oben und spürte, wie er zusammenzuckte, als der Schmerz
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