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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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ergehen und den Jetlag überstehen musste. Es war so atemberaubend schön, dass mich nicht einmal die unvermeidliche Haarblamage störte, die, daraus will ich kein Hehl machen, unbestreitbar heftig ausfiel.
     
    Erstmals veröffentlicht in Cara , Februar 2004.

Einfach sagenhaft, Schätzchen

Marian besucht für Marie Claire die großen Modenschauen
    11 Uhr 15, Horticultural Hall, Victoria: Paul Smith
    Bloß eine halbe Stunde Verspätung – und es geht schon los! Nebelhörner plärren, Leuchtturmglocken läuten, die Wände sehen aus wie eine Sternennacht auf See – alles sehr atmosphärisch und aufregend. Fast so aufregend wie mein Platz in der ersten Reihe – einige meiner Freunde haben mich eigens in meiner Wohnung besucht, um mein Ticket für Reihe A zu bewundern. Und mir außerdem bei meiner Klamottenangst beizustehen. Da ich die stechenden Blicke des Modehohns fürchtete, entschied ich mich schließlich für den Look »unauffällig, aber mit Marc-Jacobs-Tasche«. Es scheint auch zu funktionieren. Na ja, jedenfalls macht sich bisher noch niemand offen darüber lustig.
    »Pauls« Kollektion (Eingeweihte nehmen nie den Nachnamen eines Designers in den Mund, und ich will unbedingt Insiderin sein) ist nautisch-nett, es gibt Matrosenstreifen, Ankermotive und zweireihige Seemannsjacken wie von Captain Birdseye. Schöne Sachen  – nur die Models bewegen sich extrem seltsam: Sie heben die Knie hoch wie Dressurponys oder Zirkuspferde.
    Der Laufsteg ist so niedrig und so dicht vor meiner Nase, dass ich die Hand ausstrecken und sie anfassen könnte – genau genommen könnte ich sie ohne Weiteres zum Stolpern bringen, und auf
einmal fürchte ich, dass genau das passiert, wenn ich das nächste Mal unwillkürlich mit dem Bein zucke. (Es ist der gleiche unwiderstehliche Impuls, der mich manchmal auf hohen Gebäuden überkommt, von denen ich mich dann plötzlich hinunterstürzen möchte.) Zum Glück werde ich abgelenkt von einem Mädchen, das mit deutlicher Schlagseite in einem einzelnen roten Strumpf und einem einzelnen Schuh den Laufsteg entlanggetrottet kommt – soll das eine modische Aussage sein? Da bemerke ich erst den einsamen Schuh direkt vor meinen Füßen, der mich verlegen von unten herauf angrinst. Kein Zweifel, die junge Frau hat ihn verloren, aber da sie ja ein ausgekochter Profi ist, geht sie einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Ein Dilemma entspinnt sich – soll ich den Schuh auf den Laufsteg zurücklegen, damit sie ihn sich wieder holen kann, wenn sie das nächste Mal vorbeikommt, oder löse ich damit womöglich eine Dressurponykarambolage aus? Ich lasse lieber die Finger davon. Und dann ist auf einmal alles erstaunlich schnell vorbei – nach fünfzehn Minuten schon! –, und ich gehe mit Marie und Liz, Marie Claires Chef- beziehungsweise Moderedakteurin, zum Lunch.
     
    13 Uhr 45, Zelt des British Fashion Council in der King’s Road: Betty Jackson
    Wir müssen uns beeilen – »Betty« (sehen Sie, kein Nachname, ich bin in Sachen Mode einfach ein Naturtalent) hat die Frechheit, nur knapp eine halbe Stunde später anzufangen, und als wir ankommen, sind unsere Plätze bereits weitervergeben. Ein armer Schlucker aus den unteren Etagen von Marie Claire muss für mich den Stuhl räumen. Wohlgemerkt, mir ist das alles ziemlich wurscht – ich assoziiere »Betty« mit beigefarbenen Wasserfallausschnittpullis, zum Gähnen langweilig. Aber mich erwartet ein Schock: Als die Mädels den Laufsteg runterkommen (mit dem gleichen Kniehochgehebe
wie vorhin, als wären sie Babygiraffen, die gerade laufen lernen – offenbar ist das kein Exklusivding von Paul Smith), bin ich sofort in ihren Bann geschlagen. Ich liebe diese Klamotten. Echt, ich liebe sie! Erwachsener Bohème-Stil in hellen frühlingsfrischen Grüntönen, blasser Pflaume und Aubergine. Unkonventionelle Tweedanzüge mit Blumenapplikationen, weiche Jerseykleider und ein sagenhafter Ledermantel, bei dessen Anblick ich den Drang verspüre, aufzuspringen und ihn dem Model von den Schultern zu reißen. Sorry, aber was ist denn hier los? Aber … ah! Da ist er! Mr Beigefarbener Wasserfallausschnittpulli, wir haben Sie bereits erwartet! Oh, und da kommt auch schon der nächste. Und noch einer – zugegeben, er ist braun, aber ist Braun letztlich nicht nur eine schlimmere Version von Beige?
     
    15 Uhr 25, Park Lane Hotel: Temperley
    Ein Sprint durch die Stadt, nur um festzustellen, dass man hier »spät dran« ist. Also genehmigen wir uns erst
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