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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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Mermaid Theatre, Blackfriars: Boudicca
    Unterwegs verdrücke ich schnell ein Krispy Kreme, und obwohl es zutiefst zufrieden stellend schmeckt – köstlich sogar –, fühle ich mich nicht zu einem wochenlangen Doughnut-Fressgelage gedrängt. Vielleicht haben die Hersteller nach dem Vorfall in Ohio den süchtig machenden Inhaltsstoff weggelassen.
    Inzwischen haben wir eine volle Stunde Verspätung, aber das spielt keine Rolle: Ich setze große Hoffnungen auf Boudicca. Alexander McQueen hat sie als »mutig« bezeichnet. »Mutig« ist für gewöhnlich ein Euphemismus für »irre«.
    Als wir endlich eingelassen werden, trifft mich der Geruch wie ein Schlag: feuchte Erde. Der Laufsteg ist mit stoppeligem, verdrecktem Gras und Unkraut bedeckt (alles echt); es riecht wie bei einem Sportfest. Einige der Sitzplätze befinden sich auf der »Wiese«, und als ich mitkriege, wie einige Modedamen mit ihren hohen Absätzen im Schlamm stecken bleiben, bekomme ich Angst um die Models.
    Und da geht es auch schon los! Das erste Mädchen sieht aus, als würde es bei der Atommüllentsorgung arbeiten – es trägt einen ausgebeulten schwarzen Overall mit einer Kapuze, die sein gesamtes Gesicht bedeckt, das Ganze aus einem wunderhübschen fließenden Material. Gut geeignet für Darth Vader bei einem romantischen Dinner. Dann kommt eine ähnliche Aufmachung in weißem Plastik mit Imkerhut und -schleier, gefolgt von einem wasserdichten Südwesterhut und dazu passenden Überhosen – genau das Richtige für einen Makrelenfischer bei Windstärke 8 –, aber aus einem metallic-lilafarbenen, durchsichtigen Material. Als Nächstes erscheint ein superschöner weißer Pelzmantel, nur hat
leider jemand Schultern und Oberkörper des Models mit grünem Klebeband umwickelt. Postapokalyptische Stirnbänder, Hüte wie von der französischen Fremdenlegion, Schleier à la Lawrence von Arabien, jede Menge finstere Mienen – wenn man die Gesichter überhaupt sehen kann – und Haare wie Swampy: alles in Richtung Militärgirl. Klamotten, bei deren Anblick man voller Entsetzen stammeln möchte: »Und das soll ich zum Einkaufen im Supermarkt anziehen?« Aber es ist rührend und aufregend, und wenn man es ein bisschen (unter Umständen auch ziemlich viel) abmildert, dann wird man auf der Straße vielleicht doch nicht ausgelacht.
     
    19 Uhr 25 Zelt des British Fashion Council in der King’s Road: Clements Ribeiro
    Endlich habe ich herausgefunden, was es mit dem albernen Dressurpferdgang der Models auf sich hat – sie staksen so herum, damit ihre Beine für die Fotografen schön dünn aussehen. Tja, das klingt doch einleuchtend, wenn man bedenkt, dass Models für gewöhnlich Beine wie Baumstämme haben. Hmm …
    Sobald sie wieder anfangen, den Laufsteg entlangzutänzeln, verfalle ich in einen Zustand qualvoller Sehnsucht. Ein Model mit schneckennudelartig um die Ohren gezwirbelten Zöpfen schreitet in einer Hemdbluse mit Zirkusmuster im Fifties-Stil an mir vorbei. Dann ein Model mit einer Frisur wie ein Brioche in einem Tweedanzug mit Pailletten. Und ein Model mit Haaren wie eine Ladung Brot in einem petrolfarbenen, mit lila Dreiecken gemusterten Mantel. Es gibt kleine Zwergenhüte aus Filz, Gesichtsschleier mit Klunkern, die mich an Smarties erinnern, und wunderbare zweifarbige Schuhe mit kräftigen Zirkuszeltstreifen. (Das Thema des Abends ist der Zirkus.) Amüsant, fröhlich und so schön, dass man sich glatt auf die Knöchel beißen möchte. Leider ist es viel zu
früh vorbei, und alle schwirren zu irgendwelchen Partys ab – es gibt eine bei Hugo Boss und eine bei Fendi –, aber ich bin fix und fertig von all der Sehnsucht, ich muss heim und mich hinlegen.
     
    Erstmals veröffentlicht in Marie Claire , September 2004.

Meine fünf Top Fives
    Wie Sie es rechtfertigen, so viele Schuhe zu kaufen, wie Sie wollen – in fünf einfachen Schritten
Die Wirtschaft stagniert, und um eine Rezession zu vermeiden, müssen wir konsumieren.
Wie meine Mutter immer sagt: Wenn du etwas tust, dann bitte ordentlich. Wenn man sich schon die Mühe macht, einkaufen zu gehen, dann sollte es sich auch lohnen – lassen Sie sich nie aus Faulheit dazu verleiten, nur ein einziges Paar Schuhe zu kaufen!
Es könnte jederzeit der Fall eintreten, dass Ihre Schuhe von einem tollwütigen Cityfuchs gestohlen werden, daher ist es lebenswichtig, dass Sie ein Ersatzpaar besitzen. Noch besser sind natürlich mehrere.
Jeder Mensch sollte ein Hobby haben.
Sie brauchen Schuhe, die
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