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Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)

Titel: Pralinen im Bett: Schuhdiebe, Mutterliebe, Seitenhiebe und weitere Tücken des Alltags (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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Essen bringt! Jedermann weiß, dass man in einem Wellness-Center gut ernährt wird; die Zeiten, in denen man einer Diät aus Zitronensaft und ein paar kümmerlichen Salatblättern ein hohles Lachen abringen musste, sind lange vorbei. Doch mit der hiesigen Qualität hatten wir nicht gerechnet! Das Abendessen war eine Extravaganz aus vier Gängen, bei denen Biogemüse aus eigenem Anbau, frische Meeresfrüchte aus der Gegend und alle möglichen Extras die Hauptrollen spielten – Amusebouches, gaumenreinigende Sorbets, hausgebackenes Brot und so weiter. Es war einfach sagenhaft!
    Am nächsten Morgen brach mein Herzallerliebster auf, um surfen zu lernen (im November, man stelle sich vor!). Ich schlüpfte in meinen weißen Bademantel, bezog Stellung auf einem wunderhübschen gepolsterten Liegeding in der Health Suite, starrte träumerisch hinaus auf die Berge im sich ständig verändernden Licht und wartete darauf, zu meinen Anwendungen gerufen zu werden.
Die ganze Anlage ist so schön, dass es dort in Stoßzeiten oft recht voll wird, sodass die Liegen zur heiß umkämpften Mangelware werden und Ansprüche auf eine solche geradezu peinlich strikt mit dort deponierten Handtüchern deutlich gemacht werden müssen.
    In der Health Suite gibt es außerdem ein Dampfbad, eine Sauna und einen Jacuzzi. Aber weil große Erwartungen ja nichts anderes sind als eine Baustelle für allerlei Ärger, möchte ich ein paar Dinge gern gleich klarstellen: Es gibt keinen Pool und keinen Fitnessraum. Jetzt zucken Puristen vielleicht entsetzt zurück, aber ich war offen gestanden begeistert. Wenn ich mich auf den Weg in ein Wellness-Center mache, packe ich immer brav meine Turnschuhe ein (nachdem ich vorher die Spinnweben entfernt habe), und während ich sie einpacke, weiß ich schon, dass sie auch diesmal keinen Sportraum von innen sehen werden. Trotzdem nagt während meines Aufenthalts stets vage ein schlechtes Gewissen an mir, und daher ist ein fitnessfreies Wellness-Center für mich eine große Entlastung. Der Geschäftsführer erklärte, der Geist von Delphi bedeute, die Menschen zu überzeugen, mal von ihrer üblichen Routine abzulassen und etwas ganz anderes auszuprobieren. Statt fünfundvierzig Minuten auf dem Laufband könnten sie es hier vielleicht mit einem zweistündigen Bergspaziergang versuchen – auf einem echten Berg.
    Mit einem zustimmenden Nicken hörte ich mir seine Erläuterungen an, aber im Stillen dachte ich: Nie im Leben kriegen die mich dazu rauszugehen, man denke doch nur an meine Haare! Aber es gab auch eine Menge Aktivitäten im Haus – Tai Chi, Pilates, Entspannung und Yoga (hey, das ist ja genau wie auf Parrot Cay!) –, und ich entschied mich für Pilates. In einem wunderschönen friedlichen Raum auf dem Boden zu liegen und zierliche kleine Bewegungen zu machen, schien mir absolut erstrebenswert. Bis zum
nächsten Morgen, als ich kaum aus dem Bett kam und schon dachte, ich hätte in der Nacht einen Schlaganfall erlitten und wäre gelähmt. Am nächsten Tag machte ich den gleichen Fehler nicht noch einmal, sondern begab mich zur Meditation, da ich annahm, man würde dort wie üblich auf dem Boden herumliegen und sich vorstellen, man bade in goldenem Licht. Stattdessen aber brachte man uns neue Atemtechniken bei – Prana-Irgendwas –, wobei man ständig wie ein Pferd schnauben musste. Alle drei Teilnehmer waren überspannt und albern angesichts der damit einhergehenden Peinlichkeit, und als ich ging, beschloss ich, nie wieder an einem Entspannungskurs teilzunehmen: Das war mir viel zu stressig!
    Unterdessen vergnügte sich mein Herzallerliebster nach allen Regeln der Kunst und frönte zweimal pro Tag Snickers mampfender Nahtoderfahrungen. Seine flüchtigen Berührungen mit der Sterblichkeit umfassten Abseilen, Felsklettern und Surfen, aber er hätte sich auch mit dem Hochseil, Kajak, Wasserski und noch vielen anderen schrecklichen Dingen beschäftigen können.
    Obwohl ich wild entschlossen war, mich vom Augenblick unserer Ankunft bis zur Abfahrt nicht mehr richtig anzuziehen, übte die Umgebung seltsamerweise sogar auf mich ihren Zauber aus. Es war dort einfach zu schön, um nicht ins Freie zu gehen. Zu den Highlights der Gegend zählt Killary, Irlands einziger Fjord, aber ich entschied mich für Doolough, einen nahe gelegenen See, umgeben von zerklüfteten Schneegipfeln, die aussahen wie mit Puderzucker bestreut. Ich kam mir vor wie im Himalaja, nur ohne dass man vorher verteufelte Impfungen über sich
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